Deutsche Dressur-Equipe gewinnt Goldmedaille

Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth und Dorothee Schneider ließen keine Zweifel an ihrer Favoritenrolle aufkommen.

Dorothee Schneider, Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth (v.l.) freuen sich über die Goldmedaille.
Dorothee Schneider, Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth (v.l.) freuen sich über die Goldmedaille.imago/Stefan Lafrentz

Tokio-Isabell Werth strahlte bereits, bevor das Ergebnis offiziell war. Die 52 Jahre alte Rekordreiterin feierte am Dienstag in Tokio mit dem deutschen Dressur-Dreamteam erneut olympisches Gold. Gemeinsam mit Dorothee Schneider aus Framersheim und Jessica von Bredow-Werndl aus Tuntenhausen siegte die Rheinbergerin überlegen und sammelte bereits ihre siebte goldene Medaille bei Olympischen Spielen ein. Mit 8178 Punkten fiel der Sieg vor dem US-Trio (7747) und vor Großbritannien (7723) überaus deutlich aus.

Der Equipe-Chef schwärmt

„Einfach geil“, schwärmte die deutsche Schlussreiterin von Bredow-Werndl. Fröhlich lächelnd mit Gold in der Hand sagte die 35-Jährige kurz danach über die Plakette: „Ganz schön schwer.“ Von Bredow-Werndl erzielte im Special mit ihrer Stute Dalera das beste Ergebnis, knapp vor Werth und Bella Rose, und ist damit auch die Favoritin am Mittwoch im Kür-Einzel.

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„Das war ganz, ganz großer Sport heute“, schwärmte Pferdesport-Equipechef Dennis Peiler. „Alle drei waren in überragender Form, einfach absolute Weltklasse.“ Peiler sagte aber auch: „Man darf nicht vergessen, welcher Druck auf ihnen lastete. Die Erwartungshaltung ist ja in der Dressur enorm.“ Alles andere als Platz eins wäre in der Tat eine Enttäuschung gewesen.

Auch Schneider schwärmte: „Wir sind ein Super-Team!“ Sie lobte zudem: „Super-Pferde, Super-Reiter!“ Die ebenfalls 52 Jahre alte Start-Reiterin, die im April eine Horrorszene erlebte, als ihre Stute Rock’n’Rose bei der Siegerehrung plötzlich zusammenbrach und wenig später starb, zeigte nach einem kleinen Fehler in der Qualifikation im Grand Prix Special einen starken Auftritt. Mit Showtime gelang ihr ein fast fehlerfreier Ritt und die Führung für ihr Team.

Am Mittwoch geht es um Edelmetall im Einzel

„Ich bin begeistert“, kommentierte die erste Reiterin des deutschen Trios. „Ich habe viel riskiert“, gab sie zu. „Ich hatte auch einen Fehler, aber nicht so einen teuren wie im Grand Prix.“ Ihren Wallach Showtime lobte sie: „Der wollte gehen, der wollte sich für mich engagieren, der wollte tanzen. Es hat heute Spaß gemacht mit diesem besonderen, wirklich besonderen Pferd.“

Ein noch besseres Ergebnis als Schneider gelang Werth mit ihrer Stute Bella Rose, die der gebürtigen Berlinerin und Pferdesport-Mäzenin Madeleine Schulze-Winter gehört.  „Ich bin total happy über Bella, sie hat eine fantastische Leistung gezeigt“, kommentierte die erfolgreichste Reiterin der Welt. Die Bewertung der Richter fand sie nicht ausreichend. „Aber warum sollte ich mich ärgern?“

Vielmehr freute Werth sich über den Auftritt ihres Pferdes, mit dem sie gemeinsam mit Schneider auf Showtime und von Bredow-Werndl auf Dalera schon vor drei Jahren in den USA zum Gold-Team gehört hatte. „Sie war unglaublich relaxed“, schwärmte Werth über die Stute. „Es fühlte sich einfach toll an – und das ist das Allerwichtigste.“

Schneider und Werth konnten später zuschauen, wie von Bredow-Werndl als dritte Reiterin den Sieg perfekt machte. Die Reiterin aus dem bayerischen Tuntenhausen behielt die Nerven. Sicher lenkte die letzte Starterin des Felds ihre Stute durch das Viereck und ließ die Kolleginnen strahlen.

Das deutsche Team wurde nach dem deutlichen Sieg in der Qualifikation am Wochenende den hohen Erwartungen vollends gerecht. Zugleich unterstrich das Trio die deutsche Dominanz in dieser Disziplin. Es war das mittlerweile 14. Team-Gold für Deutschland bei Olympischen Spielen.

Werth kann mit Birgit Fischer gleichziehen

Am Mittwoch winkt den deutschen Reiterinnen weiteres Edelmetall. Auch im Kür-Einzel werden sie zu den Top-Favoritinnen gezählt. „Wir werden sehen, was passiert“, sagte Werth, die ihr achtes Gold gewinnen kann. Sie würde damit im deutschen Medaillen-Ranking auf Platz eins vorrücken, neben die Kanutin Birgit Fischer, die acht Gold- und vier Silbermedaillen in ihrer Statistik hat.

„Wir werden versuchen, das Beste zu reiten, was wir können“, sagte Werth. „Dann fighten wir.“ Kämpferisch drückte auch Schneider ihre Ambitionen im Einzel aus. „Ich gebe auf jeden Fall Gas“, kündigte die Reiterin aus Framersheim an. Showtime „ist motiviert und hat Kraft. Ich werde nochmal angreifen.“

Bei der bisher letzten Großveranstaltung holte sich Schneider EM-Silber in der Kür, ganz knapp hinter Werth. Ganz vorne wird am Mittwoch aber auch von Bredow-Werndl erwartet, die Werth zuletzt bei den deutschen Meisterschaften in der Kür besiegt hatte. Nach den bisherigen Ergebnissen ist sie nun Favoritin am Mittwoch (10.30 Uhr, MESZ).