Petr Stochl: Zum Abschied ihres Torwarts gewinnen die Füchse gegen den TV Hüttenberg

Sportlich verlief der letzte Arbeitstag für Petr Stochl, 42, ziemlich so, wie er sich das vorgestellt hatte. Seine erste Ballberührung hatte der scheidende Füchse-Torwart nach drei Minuten, um eine Angriff einzuleiten. Erst nach knapp fünf Minuten landete der Ball zum ersten Mal in seinem Tor, bald darauf folgte seine erste Parade. In der 13. Minute hielt er dann den ersten Siebenmeter, drei Minuten später den zweiten. Obwohl schon vor diesem 28:23 gegen den Absteiger TV Hüttenberg Platz drei in der Abschlusstabelle gewiss war, wollte er die Fans in der Max-Schmeling-Halle noch mal verzücken.

Die Hessen durften an diesem Nachmittag nie ernsthaft damit rechnen, ihr Wunder vom Nicht-Abstieg umzusetzen. Mit 15:12 gingen die Füchse in die Pause. Und sie begnügten sich nicht damit, die angekündigte After-Show-Party gemütlich auf sich zukommen zu lassen. Angetrieben von Stochl, der sich über jedes Tor seiner Vorderleute diebisch freute, blieben sie stets willig und aggressiv. Bester Werfer war Oliver Milde mit sechs Treffern.

Dreieinhalb Minuten vor dem Ende machte Stochl dann Platz für Kollege Silvio Heinevetter, der zuvor einen seiner gemütlichsten Arbeitstage erlebt hatte. Nach den 60 Minuten, die „eine unfassbare Saison“ beendeten (Manager Bob Hanning), übernahmen dann die Emotionen. Wenn einer den Verein verlässt, der bereits seit 2006 zum Verein gehört, also auch noch weiß, wie es sich anfühlt in der 2. Bundesliga zu spielen, ist es nicht einfach mit ein paar warmen Worten getan. Zumal ihn Hanning zur „einzig lebenden Legende im Klub“ erhöhte.

Drux und Wiede verlängern

Steffen Fäth, Drago Vukovic, Milde und Ignacio Jimenez Plaza wurden ebenfalls verabschiedet. Doch bei Stochl wollte es der Klub nicht verpassen, ein kleines Feuerwerk abzufackeln. Zu viel verbindet ihn schließlich mit dem Berliner Klub. Aufstieg, die Etablierung als Spitzenklub in der Bundesliga, Champions-League-Teilnahmen, Erfolge im DHB- und EHF-Pokal. Alles das hat Stochl miterlebt. „Danke Petr für 12 Jahre Leidenschaft“, hieß entsprechen das Motto dieses Abends.

Entsprechend viele Szenen seiner bewegten Berliner Zeit flimmerten auf der Videoleinwand. Momente, in denen er Pokale küsste oder einen gegnerischen Angreifer zur Verzweiflung brachte. „Es ist schwer, etwas zu sagen in diesem Moment“, sagte Stochl mit Tränen in den Augen. „Ich werde nie den Applaus vergessen, den ich bekommen habe, wenn ich hier ins Tor gelaufen bin.“ Als Torwarttrainer wird es dem Klub ja noch erhalten bleiben.

Abschiede, so sinnlich sie auch sein mögen, wecken natürlich auch Befürchtungen. Hanning sagte: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ein bisschen Angst. Sollten wir an der Champions League teilnehmen, wird die Belastung mit diesem Kader nicht zu schaffen sein.“

Aber natürlich sollten nicht die Zweifel im Vordergrund stehen. Und so nutzte Hanning die Minuten des Warm-ups dazu, um die Zuschauer mit guten Nachrichten zu versorgen. Während die Verlängerung mit dem Hauptsponsoren vor allem für glückliche Gesichter in der Geschäftsstelle sorgt, durften sich die Zuschauer über die Vertragsverlängerung von Johan Koch erfreuen, der zunächst als Leihgabe gekommen war. Paul Drux und Fabian Wiede, die Integrationsfiguren des Klubs, legten ein weiteres Jahr drauf. Sie sind bis 2023 gebunden. „Ich freue mich, dass ich dieses Vertrauen bekomme“, sagte Drux. Sie beide sind also auf bestem Wege, eines Tages einen ähnlichen Abschied zu bekommen wie Stochl.