Pferderennen in Hoppegarten: Arbeiten an der Prominenz

Berlin - Weil der Galopprennsport nicht mehr so richtig präsent sei, sagt die Radioreporterin, und ihre Hörer wahrscheinlich gar nicht mehr so recht wüssten, wie das mit dem Wetten auf der Rennbahn läuft, bittet sie, die Radioreporterin, Gerhard Schöningh in einem Seitengang des Hotel de Rome um einen Crashkurs zum Thema Pferdewetten. Wie oft Schöningh, der Besitzer der Galopprennbahn Hoppegarten, das wohl schon gemacht hat. Zehn Mal? Fünfzig Mal? Hundert Mal? Egal, ihm ist nichts zu viel. Jahr für Jahr hat er an Tagen wie diesen allerlei Kinderfragen zu beantworten. Aber mit voller Konzentration, mit dem bubenhaften Charme, den er sich bewahrt hat, spricht der in London lebende Investmentbanker ins Mikrofon. Siegwette, Zweierwette, Dreierwette. Schöningh liefert zum Saisonauftakt in Hoppegarten am Ostersonntag das volle Programm. Wie immer, wenn es darum geht, sein Produkt zu vermarkten. Und sei der Ansatz noch so banal.

Zuvor hatte der gebürtige Krefelder in einer One-Man-Show, die als Pressekonferenz zum Saisonauftakt deklariert war, das Programm für das Jahr 2012 vorgestellt. Die Saisonhöhepunkte, die Ziele, die Prognose. Schöningh ist Optimist. Er kann nicht anders. Seit vier Jahren gehört ihm die Rennbahn im Grünen. Er hat einen Traum. Der lässt ihn nicht los.

Danedream sei Dank

Noch einmal hat er den Rennkalender überarbeitet, die Terminstruktur verändert, Wochenrenntage gestrichen, ein Steherrennen von Baden-Baden nach Hoppegarten geholt, noch mehr Gruppenrennen auf den Plan gehoben, das Preisgeld um 120.000 Euro auf 1,05 Millionen Euro erhöht. Klasse und Masse, könnte das Motto der Kampagne lauten, die Hoppegarten zu alter Größe führen soll. Schöningh sagt: „Wir haben unser Potenzial noch immer nicht ausgeschöpft.“ Der Bekanntheitsgrad müsse weiter gesteigert werden, wobei das vergangene Jahr in dieser Hinsicht einen Fortschritt gebracht habe. Auch dank Danedream, der Stute, die Anfang Oktober 2011 den Prix de l'Arc de Triomphe gewinnen konnte, nachdem sie zuvor beim Großen Preis von Berlin erstmals für Furore gesorgt hatte.

Schöningh liefert den Gegenentwurf zur Tristesse, die den deutschen Galopprennsport seit Jahren bedrückt. Er liefert im Gegensatz zu den anderen Bahnen in Deutschland Wachstumszahlen. Seit 2008 seien die Besucherzahlen um 54 Prozent gestiegen, der Wettumsatz gar um 57 Prozent. Es gebe mehr Renntage, mehr Rennen, mehr Teilnehmer pro Rennen. Dass auch er machtlos sein wird, wenn der deutsche Galopprennsport nicht schon bald durch einen umgreifenden Popularitätsschub gerettet wird, ficht ihn nicht an.

Wider den Verdacht

Er berichtet von jüngsten Investitionen in Hoppegarten, von einer neuen Lautsprecheranlage, vom Baumbestand, um den man sich gekümmert habe, und von den Fortschritten bei der Sanierung der Haupttribüne. Zudem von einer Kooperation mit der Berliner S-Bahn, einem RennBAHNTicket, das einen Preisvorteil von 40 Prozent garantieren würde. Er widerlegt den von vielen gehegten Verdacht, dass auch er ob der tiefgreifenden Probleme im deutschen Turfsport seinen Enthusiasmus verloren habe.

Ob die Radioreporterin selbst überhaupt schon mal auf der Rennbahn gewesen sei, fragt Schöningh. Sie sagt verlegen: „Nein.“ Er fragt: „Und am Ostersonntag?“ Sie antwortet: „Vielleicht.“