Play-off-Auftakt: Alba dominiert mit starkem Nachwuchs

Berlin - Einen passenderen Abschluss hätte es nicht geben können: Mit drei abgespreizten Fingern jubelnd stand Alba Berlins Jonas Mattisseck am Sonnabend in der Arena am Ostbahnhof. Gerade hatte der 18-Jährige trotz Fouls einen Dreier im Korb untergebracht. Ein seltenes Kunststück, das von rund 8800 Fans frenetisch gefeiert wurde.

Scheinbar inspiriert verwandelte Mattisseck im nächsten Angriff gleich noch einen Dreier. Der Pass zu dem Wurf, der den 114:88-Erfolg der Berliner über die Baskets aus Oldenburg in Spiel eins des Play-off-Viertelfinales besiegelte, kam von Franz Wagner. Einem 16-Jährigen, der sich kurz zuvor per Korbleger ebenfalls seine ersten Play-off-Punkte gesichert hatte.

Viel wurde in den vergangenen Monaten über die Jugend der Alba-Akteure gesprochen. Zuerst vor Saisonbeginn, als man durchaus stolz von der jüngsten Alba-Mannschaft aller Zeiten sprach, zuletzt dann kurz vor den am Wochenende gestarteten Play-offs. Geschäftsführer Marco Baldi sagte da: „Es wird spannend sein, wie unser junges Team mit dieser neuen Situation gegen ein sehr erfahrenes Team umgeht.“ Zwar dürften die wirklich entscheidenden Momente noch kommen, dennoch erweckte Spiel eins den Eindruck, dass Alba bereit ist. Sie überrollten ihre Gäste und glänzten mit Selbstvertrauen wie Souveränität.

Egal was, es funktionierte

Die ersten Play-off-Punkte der diesjährigen Saison kamen von Center Dennis Clifford. Marius Grigonis und Scharfschütze Spencer Butterfield legten per Dreier nach und stellten auf 8:2. Nach drei Minuten führte Alba dann bereits 15:4 – der Traumstart war perfekt. Sowohl von der im Vorfeld allseits gepredigten Oldenburger Abgezocktheit als auch von eventueller Nervosität von Albas Jungspunde war nichts zu sehen. Im Gegenteil: Während sich Oldenburg schwertat, überhaupt ins Spiel zu finden, agierten ihre Gastgeber so, als wäre ein Play-off-Auftaktspiel für sie alltäglich. Egal, welcher Spieler was versuchte, es funktionierte.

35 Punkte erzielte Alba im ersten Viertel, bis zur Halbzeit waren es 69. Und weil Oldenburg gleichzeitig nur 43 Zähler verbuchen konnte, war das Spiel da schon lange entschieden. Neben dem Ergebnis war vor allem die Gelassenheit und Unaufgeregtheit der Gastgeber bemerkenswert. Nur einen einzigen Ballverlust leisteten sich die jungen und vermeintlich Play-off-unerfahrenen Berliner in den ersten 20 Minuten. Egal, was Oldenburg defensiv probierte, Alba war darauf vorbereitet. „Wir haben eine sehr geringe Play-off-Erfahrung, dafür aber einen sehr erfahrenen Coach“, erklärte Baldi nach dem Spiel und ergänzte: „Der wird schon wissen, was er den Spielern klarmachen muss.“

Das vielleicht größte Verdienst von Alba-Trainer Aito Garcia Reneses ist das große Selbstvertrauen, das seine Spieler mittlerweile auszeichnet. Vom mit seinen 28 Jahren ältesten Berliner Luke Sikma über den 23-jährigen Grigonis und den 20-jährigen Stefan Peno bis zu den Teenagern Franz Wagner und Jonas Mattisseck wissen alle um ihre Qualitäten und sind allzeit bereit, diese auch zu beweisen. Statt Angst davor haben zu müssen, Fehler zu machen, können sie frei aufspielen.

Oldenburg war chancenlos

Ein scheinbar beflügelndes Gefühl. Anders lässt sich nicht erklären, was Alba am Sonnabend veranstaltete. Selbst schwierigste Würfe versenkten die Berliner zumeist ohne Ringberührung im Korb, sie nahmen Dreier aus Schnellangriffen heraus, brachten leichte wie schwere Pässe an den Mann, stopften immer wieder spektakulär und rannten sich durchgehend die Seele aus dem Leib. Mit Erfolg: Der 26-Punkte-Vorsprung aus der Halbzeit blieb konstant. Oldenburg war chancenlos.

Ganz nebenbei war die Deutlichkeit des Spiels auch grundlegend für die eingangs beschriebenen Ereignisse. Während diese Glanzmomente Mattissecks und Wagners zunächst wie eine zwar schöne, aber nicht allzu wichtige Randnotiz erscheinen, sind sie genau dies nicht. Sie bestätigen nicht nur Albas Vorstellung der erfolgreichen Vereinbarkeit von guten Ergebnissen und Spielerentwicklung, sondern könnten auch für die weiteren Play-off-Spiele noch von Vorteil sein.

Sollte man in diesen nämlich aus beliebigen Gründen noch mal auf die Jungen zurückgreifen müssen, ist das Wasser, in welches sie geworfen werden, nicht mehr ganz so eisig. „Ich freue mich sehr, dass Jonas und Franz ihren Play-off-Einsatz bekommen haben“, sagte Manager Marco Baldi folglich.