Probleme bei Mercedes: Lewis Hamilton kritisiert öffentlich, Toto Wolff hadert

Mercedes kämpft schon zu Saisonbeginn um den Anschluss an die Spitze der Königsklasse. Den Seriensiegern von einst droht ein weiteres verlorenes Rennjahr.

Lewis Hamilton kämpft mit seinem Mercedes bereits zu Saisonbeginn um den Anschluss an die Spitze der Formel 1.
Lewis Hamilton kämpft mit seinem Mercedes bereits zu Saisonbeginn um den Anschluss an die Spitze der Formel 1.Hasan Bratic/dpa

Die Reise nach Saudi-Arabien wird für Lewis Hamilton auch der Blick in eine bessere Vergangenheit. Auf dem Straßenkurs von Dschidda hat er letztmals ein Formel-1-Rennen gewonnen, 15 Monate ist das her, es waren einfachere Zeiten: Rennsiege, Titelkampf, positive Schlagzeilen.

Die Gegenwart hat all das nicht zu bieten für Mercedes, die Gegenwart „tut weh“. So sehr, dass Beteuerungen wie diese notwendig sind: „Wir werden nicht in Panik geraten.“ So stand es in einem offenen Brief, mit dem sich die Dauersieger von einst in diesen Tagen an ihre Fans wandten. Denn schon vor dem zweiten Grand Prix des Jahres (Sonntag, 18 Uhr, Sky) droht eine weitere verlorene Saison.

Max Verstappen „auf einem anderen Planeten unterwegs“

Der Auftakt in Bahrain war mehr als ein Warnschuss, von einem „dramatischen Wake-up-Call“ sprach Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hinterher: Red Bull mit Weltmeister Max Verstappen sei „auf einem anderen Planeten unterwegs“, auch der Emporkömmling Aston Martin war deutlich schneller.

Zwar waren es lediglich die Eindrücke aus dem ersten von 23 Rennen, doch die Probleme sind wohl fundamental: Mercedes ist mit dem Konzept des neuen W14 in eine falsche Richtung abgebogen, das ist kein Urteil von außen, sondern die Innenansicht. Er denke nicht, „dass dieses Paket irgendwann konkurrenzfähig sein wird“, sagte Wolff in Bahrain.

Es fehlte an Geschwindigkeit und an Abtrieb, dadurch litten auch die Reifen zu sehr, am Ende standen die Plätze fünf und sieben für Hamilton und George Russell. Mittelfeld statt Titelkampf, und dabei könnte es bleiben.

Denn ein falscher Entwicklungspfad ist in der Formel 1 mittlerweile deutlich schwieriger zu verlassen als in früheren Zeiten. Der Budgetdeckel erschwert das parallele Vorantreiben verschiedener Konzepte, zudem ist auch die Zeit im Windkanal beschränkt. Man müsse „jetzt entscheiden, welche Richtung wir einschlagen“, sagte Wolff, „und dann alle Ressourcen dafür einsetzen“.

Während also Red Bull und Aston Martin ihre bereits funktionierenden Konzepte fortentwickeln können, bastelt Mercedes noch an der Grundlage. Ferrari scheint zwar in Reichweite, lag in Bahrain aber auch vorn.

Niemand hat auf Lewis Hamilton gehört

In dieser Gemengelage wogen Hamiltons Worte nach dem Auftakt besonders schwer. Er wisse, was ein Rennauto braucht, er habe es dem Team im Verlauf der vergangenen Saison mitgeteilt, sagte der Rekordweltmeister der BBC. Nun gehe es um Verantwortlichkeit: „Es geht darum, es zuzugeben und zu sagen: Ja, wir haben nicht auf dich gehört.“

Das klang vorwurfsvoll, und bei Mercedes ist man bemüht, diesen Eindruck zu zerstreuen. Innerhalb des Teams zeige man nicht mit Fingern auf vermeintlich Schuldige, man suche keine Sündenböcke. „Wir arbeiten schnell und ruhig“, mit einfachen Fragen im Kopf: „Was können wir machen? Und was werden wir machen?“ Die ganze Formel 1 schaut interessiert zu.