Rudi Völler und die deutsche Fußballnationalmannschaft: Zurück in die Zukunft
Mehr Fannähe und deutsche Tugenden, weniger Wissenschaft und Politik: Rudi Völler zeigt seinen Weg für die Nationalmannschaft auf.

Weg mit all dem neumodischen Firlefanz, her mit den alten deutschen Tugenden: Getreu dem Motto „Zurück in die Zukunft“ will Rudi Völler die heruntergekommene Nationalmannschaft wieder zum Lieblingskind der Deutschen machen. Kein störendes Politikgequatsche mehr, weniger Akademie und Wissenschaft – auf dem Weg zum erträumten Titel bei der Heim-EM 2024 soll gelten: Fußball pur! Mitreißend und fannah.
„Nur mit Innovationen und Erneuerung – das wird nicht funktionieren“, sagte der neue DFB-Sportchef im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF, „es müssen auch wieder ein paar Basics funktionieren, die zeitlosen Grundtugenden, die wir immer hatten in Deutschland. Dahin müssen wir zurückkommen!“ Es war eine klare Absage an das teure Akademie-System seines Vorgängers Oliver Bierhoff.
„Es ist ganz wichtig, dass wir hier noch mal sehr kritisch draufschauen“, betonte dann auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf ganz im Sinne Völlers, und kündigte mit Verweis auf die prekäre Finanzlage an: „Wir werden Projekte streichen müssen. Wir können nicht mehr ohne Ende aus dem Füllhorn greifen.“
Das ist laut Völler auch gar nicht nötig. Argentinien, analysierte er, sei mit der „Leidenschaft, die man von uns Deutschen immer gekannt hat“, auf den WM-Thron gestürmt. Seine Botschaft: Wir können das auch! Schon bei der EM, getragen von den Fans.
„Das Material ist gut, da hänge ich mich weit aus dem Fenster“, sagte Völler im Brustton der Überzeugung: „Wir haben eine sehr, sehr gute Mannschaft, richtig gute junge Spieler“ – und den richtigen Bundestrainer. Er sei „so was von überzeugt, dass Hansi Flick das hinbekommen wird. Er hat es schon gezeigt“.
Neuendorf liegt auch hier auf einer Linie mit Heilsbringer Völler. Flick genieße das Vertrauen des Verbandes, „er erreicht die Mannschaft“, betonte er. Wichtig sei, so Völler, dass sich Flick „nur auf den Fußball konzentrieren“ könne – anders als in Katar. Politische Themen müsse man „anders“ angehen. Neuendorf stimmte zu: „Wir dürfen nicht alle Probleme der Welt auf den Fußball projizieren!“
Befreit vom Ballast der Republik werde es gelingen, wieder „näher an die Menschen“ zu kommen, glaubt Völler. Als Mittel nannte er abermals mehr öffentliche Trainings auch rund um die EM im Teamquartier von Herzogenaurach, das zum „Begegnungszentrum“ werden soll, sowie frühere Anstoßzeiten bei Länderspielen.
Bei der zweiten Personalie neben Völler, in deren Zuständigkeit die strategische Neuausrichtung fallen soll, spreche man noch immer „über Profile, nicht über Personen“, erläuterte Neuendorf. Fürs Erste regelt Rudi alles.