Santiago Ascacibar will zurück in die Nationalmannschaft

Der defensive Mittelfeldmann hat mit seiner resoluten Spielweise das Potenzial zum Publikumsliebling. Diego Armando Maradonas Herz hat er bereits erobert.  

Orlando/Florida-Rainer Widmayer, 52, arbeitet seit dem 1. Juli vergangenen Jahres in seiner schwäbischen Heimat beim Zweitligisten VfB Stuttgart als Co-Trainer. Dennoch hat der Schwabe, der von 2015 bis zu seinem Abschied als Assistent des ehemaligen Cheftrainers Pal Dardai bei den Berlinern arbeitete, einen wichtigen Anteil an Herthas jüngstem Zugang. „Rainer hat mir gesagt, Hertha ist ein großer Verein“, erklärt Santiago Ascacibar.

Die Grätsche ist sein Markenzeichen: Santiago Ascacibar (l.)
Die Grätsche ist sein Markenzeichen: Santiago Ascacibar (l.)Foto: City-Press

Der 22-jährige Argentinier, der am Neujahrstag für 12 Millionen Euro zu den Blau-Weißen wechselte, sprach im Trainingslager in Orlando/Florida erstmals mit den mitgereisten Journalisten. Anders als auf dem Platz, präsentierte sich Ascacibar höflich und zurückhaltend, fast schüchtern.

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Endlich auf der Lieblingsposition

Dabei erkämpfte sich der defensive Mittelfeldmann seit seiner Ankunft in Deutschland 2017 einen ganz anderen Ruf. Als kompromissloser Abräumer oder gar als Giftzwerg, wurde der lediglich 1,68 Meter große Balleroberer wegen seiner Spielweise genannt. Schließlich scheut Ascacibar keinen Zweikampf, rennt, rackert und räumt auch mal einen Gegenspieler um, wenn es sein muss. „Zweikämpfe, beißen. Das ist mein Spiel“ sagt der Mann, der im Schnitt mehr als 12 Kilometer pro Spiel abspult.

Wegen dieser Qualitäten hat Trainer Jürgen Klinsmann Ascacibar nach Berlin gelotst. Bei Hertha soll Klinsis neuer Krieger die Defensive stabilisieren. „Er hat mir gesagt, dass er mich auf der Sechser Position sieht, also im defensiven Mittelfeld. Nicht wie in Stuttgart, wo ich offensiver gespielt habe“, erklärt Ascacibar die Überzeugungsarbeit des Ex-Bundestrainers.

Neben Einsätzen auf seiner Lieblingsposition, erhofft sich der Blondschopf, der wegen seiner Haarfarbe in seiner Heimat „El Ruso“ (dt. „Der Russe“) gerufen wird,  durch den Wechsel zurück in die Bundesliga vor allem wieder auf den Radar von Lionel Scaloni, Argentiniens Nationaltrainer, zu kommen.

Disziplin sein größtes Manko

Damit sein Spitzname wieder häufiger gerufen wird und er nach seinen bisher einzigen beiden Länderspielen im Herbst 2018 erneut für die Albiceleste auflaufen kann, muss Ascacibar sein Temperament auf dem Platz in den Griff bekommen. In Stuttgart flog er in der Hinrunde zeitweise aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader. In der Vorsaison fehlte er im Abstiegskampf wegen einer Sperre nach einer Spuck-Attacke gegen einen Gegenspieler sechs Wochen lang. „Das war eine Katastrophe. Ich habe daraus viel gelernt. Ich muss auf dem Platz mehr Geduld haben“, verspricht Ascacibar.

Gelingt ihm das, werden die Hertha-Fans viel Freude an ihm haben. Das Herz von seinem Idol Diego Armando Maradona hat er bereits erobert. Wegen seiner Spielweise – und weil er sich dessen legendären Solo-Lauf bei der WM 1986 gegen England auf seine rechte Wade verewigen ließ. „Hallo kleiner Santiago... Bah... Großartiger Santiago. Ich danke Dir sehr herzlich für das Tattoo, das Du mit Stolz trägst", sagte Argentiniens Legende über Herthas neuen Abräumer.