Schalke greift in der Not nach der öffentlichen Hand

Mit einer Bürgschaft will das Land Nordrhein-Westfalen offenbar einen Kredit des angeschlagenen Traditionsvereins absichern. Die Empörung ist groß, doch handelt es sich dabei um einen gar nicht so ungewöhnlichen Vorgang.

Über Schalke 04 ziehen immer dunklere Wolken auf.
Über Schalke 04 ziehen immer dunklere Wolken auf.dpa/Strauch

Berlin-Es passiert nicht so oft, dass Hans-Joachim Watzke seinen Kollegen vom FC Schalke 04 den Rücken stärkt, aber am Dienstagmorgen nahm Borussia Dortmunds Geschäftsführer den ungeliebten Klub aus der Nachbarstadt ausnahmsweise in Schutz. „Das ist nicht ehrenrührig, wohlwissend, dass die Volksseele anders empfindet“, sagte Watzke über die Bürgschaft, mit der das Land Nordrhein-Westfalen wohl einen Kredit des finanziell angeschlagenen Traditionsvereins aus Gelsenkirchen absichern wird. Knapp 40 Millionen Euro will der Klub sich laut unterschiedlicher Medienberichte von einem Bankenkonsortium leihen, um die enormen Ausfälle zu kompensieren, die durch die Corona-Krise entstanden sind. Wobei Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag erklärte, dass es bislang „keine Entscheidung in irgendeiner Bürgschaftsfrage“ gebe.

Auf vielen Online-Portalen erschienen dennoch Schlagzeilen mit dem bekannten Empörungs-Unterton über die „Staats-Hilfe“ für den mit fast 200 Millionen Euro verschuldeten Bundesligaverein: Jetzt bekommen die Millionäre aus dem Fußball auch noch Steuergelder! Dabei handelt es sich um einen sehr alltäglichen Vorgang. Immer wieder hat Schalke Kredite mit Landesbürgschaften abgesichert, meist um günstigere Zinskonditionen aushandeln zu können. Zuletzt im Zusammenhang mit der Modernisierung des Klubgeländes. Bisher musste NRW aber nie einspringen.

Andere Klubs wie Borussia Mönchengladbach, der VfL Bochum oder der MSV Duisburg haben ebenfalls schon Bürgschaften des Landes erhalten. Neu ist im aktuellen Fall allerdings, dass der Kredit nicht in bleibende Werte fließt, sondern in den laufenden Betrieb, das Rechtfertigungsargument: Ein Großteil der Verluste ist unverschuldet durch das Coronavirus entstanden.

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Schalke 04 verlor etwa zwei Millionen Euro pro Heimspiel ohne Publikum, die fest einkalkuliert waren. Das Merchandising-Geschäft brach ein, und die deutschen TV-Partner reduzierten ihre Zahlungen. In den kommenden Wochen werden wahrscheinlich weitere Klubs an die Öffentlichkeit treten und ihre Strategien zur Verlustkompensation vorstellen. Womöglich wird die öffentliche Hand für weitere Kredite bürgen, der kerngesunde BVB, der mit 45 Millionen Verlust rechnet, soll beispielsweise die Vorzüge eines KfW-Kredites geprüft haben.

Wirklich interessant ist, an welche Bedingungen dieses von der Öffentlichkeit aufgespannte Fangnetz für die Banken geknüpft wird. Borussia Mönchengladbach durfte nach der Aufnahme seines staatlich abgesicherten Kredites für den Stadionbau im operativen Geschäft nur bis zu einem ganz bestimmten Betrag Schulden machen. Auf Schalke könnten die Gerüchte über die Gehaltsobergrenze von 2,5 Millionen Euro mit der Bürgschaft zusammenhängen, womöglich werden aber auch weitere Vorschriften gemacht, nachdem die Schalker Klubführung sich nun über Jahre den Ruf erworben hat, schlechter zu wirtschaften als viele Konkurrenten.