Schlitzohr aus dem Wallis: Fifa-Chef Infantino rechnet bei seiner Wiederwahl ab

Gianni Infantino wird zum dritten Mal zum Fifa-Präsidenten gewählt. Ein paar Europäer verweigern ihre Unterstützung – doch das Votum ist eindeutig.

Fifa-Präsident Gianni Infantino bei seiner Wiederwahl in Kigali.
Fifa-Präsident Gianni Infantino bei seiner Wiederwahl in Kigali.dpa

Am Donnerstag hat sich Gianni Infantino nicht schwul gefühlt, nicht behindert, nicht als Arbeitsimmigrant, wie vor ein paar Monaten, als er die Öffentlichkeit während der Fußball-WM in Katar an seinem Innenleben teilhaben ließ. Aber er hat sich wieder diskriminiert gefühlt. Wie schon in seiner Kindheit, als andere ihn wegen seiner roten Haare und Sommersprossen hänselten.

Wobei: Nach seiner Wiederwahl als Präsident des Welt-Fußballverbandes für vier Jahre fühlte sich der 52-Jährige am Donnerstag sofort als Präsident des Welt-Fußballverbandes (Fifa). Wenn auch als unverstandener. „Ich verstehe nicht, warum einige von Ihnen so gemein sind. Ich arbeite hart. Ich stehle nicht, ich profitiere nicht“, behauptete Infantino beim Fifa-Kongress in Kigali, wo er sich offenbar auch als Robin Hood fühlte. Doch im Unterschied zu dem Schlitzohr von Sherwood stiehlt das Schlitzohr aus dem Wallis „nicht von den Reichen, um es zu den Armen zu geben. Wir kommerzialisieren. Wir geben auch an die Reichen, wir geben es aber auch an die Armen, damit sie wachsen können“. Für die Jahre von 2023 bis 2026 versprach Infantino Fifa-Rekordeinnahmen von mindestens 11 Milliarden US-Dollar.

Das, was er kommerzialisieren nennt, bezeichnen andere als: aufblasen. So wurde etwa die Klub-WM zu einem Wettbewerb mit 32 Teams im Vierjahresrhythmus ab 2025 ausgeweitet. Zudem soll es jährlich ein Mini-Turnier der Gewinner der großen Wettbewerbe der Konföderationen geben. Offenbar hat Infantino auch Potenzial im Frauenfußball erkannt. Er kündigte an, die WM-Erfolgsprämien bis 2027 an die im Männerfußball angleichen zu wollen. Auf dem Weg zur gleichen Entlohnung nahm er jedoch vor allem Rechteinhaber und Sponsoren in die Pflicht.

In dem Saal, in dem das Gros ihm beim 73. Fifa-Kongress in Ruanda mit Standing Ovations zur dritten Wahl gratulierte, blieben die Kritiker aus Europa sitzen: Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes um Präsident Bernd Neuendorf, die Norweger, die Schweden. „Ich möchte allen danken. Denen, die mich lieben – und auch denen, die mich nicht so mögen. Das sind einige wenige. Ich mag sie alle – besonders heute“, rief Infantino. Was für ein Gefühl.