„Schönster Valentinstag“ in Paris – doch Bayern zittern vor „Ausnahmespieler“ Mbappé

Der FC Bayern feiert seinen wichtigen Erfolg in Paris nur kurz – zu groß ist der Respekt vor Wunderstürmer Kylian Mbappé.

PSG-Torjäger Kylian Mbappé (l.) sorgte in seiner kurzen Zeit auf dem Feld für reichlich Torgefahr.
PSG-Torjäger Kylian Mbappé (l.) sorgte in seiner kurzen Zeit auf dem Feld für reichlich Torgefahr.Sven Hoppe/dpa

Uli Hoeneß genoss den „wunderbaren Abend“ im Schatten des Eiffelturms still auf einer weißen Couch, Oliver Kahn seinen „schönsten Valentinstag“ auch ohne Ehefrau Svenja mit einem kleinen Münchner Hellen im Stehen: Zu Risotto, kalten Kanapees und Törtchen ging es beim FC Bayern eher nüchtern zu. Noch, das wussten die Stars um Torheld Kingsley Coman im schmucklosen Ballsaal Orsay des noblen Hotels Pullman, ist nichts erreicht. Zu beeindruckend war die Show von Zauberer Kylian Mbappé.

Mit dem eingewechselten Wunderstürmer sei Paris St. Germain „eine ganz andere Mannschaft“ gewesen, stellte Ehrenpräsident Hoeneß weit nach Mitternacht ehrfurchtsvoll fest. Auch Vorstandschef Kahn mahnte bei seiner Rede auf dem „Get-together“ mit Fans, Sponsoren und VIPs wie SPD-Chef Lars Klingbeil ein wenig erschrocken, man habe ja „gesehen, was dieser absolute Ausnahmespieler auslöst“.

Kylian Mbappé entreißt Bayern München fast den Sieg

Mbappé, gerade erst von einer Blessur am Oberschenkel genesen, verkörpere „Extraklasse“, urteilte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Der WM-Schützenkönig hätte dem deutschen Rekordmeister den wichtigen 1:0 (0:0)-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit seiner unwiderstehlichen Wucht beinahe noch entrissen. Favorit aufs Weiterkommen? „Paris St. Germain, wie immer“, sagte Mbappé mit entschlossenem Blick.

Duelle „auf diesem Niveau – da entscheiden Hundertstelsekunden, da entscheiden Millimeter und kleinste Fehler über Sieg oder Niederlage“, rief Kahn den abgekämpften Profis zu und forderte: „Diese Leistung müssen wir mitnehmen ins Rückspiel“ am 8. März und in die Liga, wo es „jetzt richtig zur Sache“ gehe: „Wir wissen, da draußen warten sie darauf, dass wir auch mal straucheln, und den Gefallen wollen wir niemandem tun!“

Bei Trainer Julian Nagelsmann war die Botschaft nach dem „Ritt auf der Rasierklinge“ angekommen. Der Sieg, die lange Dominanz, das Tor von PSG-Spezialist Coman (53.) – alles schön und gut, aber „es heißt nicht, dass wir die Beine hochlegen müssen“.

Nur Coman vergaß seine Wadenprobleme und geriet in seiner Geburtsstadt für einen Moment ins Schwärmen. Träumen, auch vom Finale in Istanbul am 10. Juni und dem Henkelpott, sei erlaubt, „wir können viel schaffen, wenn wir so spielen“, meinte der 26-Jährige, der die Bayern schon im Finale 2020 gegen seinen Ex-Klub ins Glück geschossen hatte. Allerdings: In drei Wochen werde es „noch schwieriger“ – wegen Mbappé, der dann starten wird.

Beim jüngsten Rendezvous in München traf der Torgarant im April 2021 doppelt – die Bayern verloren 2:3 und scheiterten nach dem 1:0 in Paris im Viertelfinale. Damit sich Geschichte trotz abgeschaffter Auswärtstorregel nicht wiederholt, schwor Boss Joshua Kimmich seine Kollegen noch in der Kabine auf die „harte Aufgabe“ ein.

Trotz all des Mahnens und Warnens: Stolz waren die Bayern schon auf ihren Coup. „Hier in Paris muss man erst mal gewinnen“, rief Kahn verzückt, nach einer kurzen Nacht twitterte er mit Zwinkersmiley: „Einen schöneren Valentinstag hatte ich noch nie.“ Europa habe gesehen, „was unsere Mannschaft imstande ist zu leisten“.

Für den zuletzt angespannt wirkenden Nagelsmann, im Vorjahr krachend im Viertelfinale an Außenseiter FC Villarreal gescheitert, war es der bislang größte Sieg mit den Bayern. „Der Trainer wird ständig infrage gestellt, wo er überhaupt nicht infrage gestellt werden kann. Das ist komisch“, sagte Salihamidzic, „man hat gesehen, dass Mannschaft und Trainer gut harmonieren. Julian macht einen sehr guten Job, ist mutig und hat gute Ideen.“

Benjamin Pavard wird im Rückspiel gesperrt fehlen

Das werde auch im Rückspiel so sein, wenn er den nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrten Benjamin Pavard ersetzen muss. Salihamidzic hat für diesen Fall vorgesorgt und im Winter die Alternativen Joao Cancelo und Daley Blind beschafft. Auch er darf sich vorerst als Gewinner fühlen, obwohl er abwiegelte: „Ich klopfe mir nicht auf die Schulter.“

Lieber machte Salihamidzic dem wichtigsten Neuen, Torwart Yann Sommer, „ein Kompliment“. Kimmich fand dessen „geile Parade“ gegen Mbappé „brutal wichtig“. Doch auch Sommer weiß: Der FC Bayern darf sich „auf keinen Fall“ zu früh freuen.