Schon wieder häufig am Ball: Union-Zugang Jamie Leweling wird viel früher fit
Beim Angreifer sind beachtliche Fortschritte im Genesungsprozess zu beobachten. Die könnten Trainer Urs Fischer bei einer Systemumstellung helfen.

Es war der Moment, in dem den Verantwortlichen beim 1. FC Union der Atem stockte. Beim 4:0 der deutschen U21 gegen Ungarn Anfang Juni musste Jamie Leweling mit Verdacht auf Bänderriss ausgewechselt werden. Ausgerechnet der einzige Zugang, für den die Köpenicker in diesem Sommer mit vier Millionen Euro eine nicht unbeachtliche Ablöse hingelegt hatten, drohte längerfristig auszufallen.
Sollte der Neustart an der Wuhle für den aus Fürth gekommenen Angreifer unter einem unglücklichen Stern stehen? Große Teile der Vorbereitung durch einen Bänderriss im Knöchel zu verpassen, hätte seine Eingliederung nicht gerade erleichtert. Egal wie vielseitig er in vorderster Front einzusetzen ist.
Doch wer dieser Tage im Kurztrainingslager in Bad Saarow vorbeischaute, der sah einen Leweling, der schon wieder beachtlich über den Platz laufen konnte. Zwar noch nicht im Verbund mit den Kollegen – höchstens bei den Aufwärmübungen bei heißen Temperaturen –, sondern nur mit den Reha-Trainern. Aber auch da war oft der Ball mit im Spiel. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis der 21-Jährige voll ins Mannschaftstraining einsteigen kann und damit schon eine Option für den Saisonstart am 1. August beim DFB-Pokal-Spiel in Chemnitz (18 Uhr/Sky) wird.
Diese zusätzliche Option dürfte natürlich Trainer Urs Fischer entgegenkommen. Der sieht sich ja derzeit mit der Frage konfrontiert, wie er den Verlust seines Torjägers Taiwo Awoniyi zu kompensieren gedenkt. Die rund 18 Millionen Reinerlös, die Union nach Abzug des Liverpooler Anteils übrig hat, kann der Schweizer ja schlecht auf den Rasen stellen. Geld allein schießt keine Tore und ein neuer Stürmer ist für die Ablöse noch nicht verpflichtet worden.
Bis ein geeigneter Ersatz gefunden ist, kann es noch etwas dauern. Denn wie schon bei anderen Transfers dieser Größenordnung in anderen Vereinen steckt der abgebende Verein in einem nicht zu unterschätzenden Dilemma: Jeder Klub kennt die Summe, die die Eisernen für Awoniyi erhalten haben und ist demzufolge daran interessiert, den Eisernen möglichst viel von dem Geld, das aus Nottingham nach Köpenick geflossen ist, in die eigenen Vereinskassen zu transferieren. Da sich die Eisernen aber auch nicht über den Tisch ziehen lassen wollen, kann es also dauern, bis ein für alle Seiten zufriedenstellendes Geschäft abgeschlossen wird. Wenn überhaupt.
Als Pragmatiker, der er eben nun mal ist, versucht Fischer den Verlust dieser Tage anders zu kompensieren. Er stellte in den Tagen von Bad Saarow das System von zwei auf drei Spitzen um. Wo dann auch Leweling, sobald er im Vollbesitz seiner Kräfte ist, übrigens prima eine Verwendung finden könnte.
Neben einem zentralen Stoßstürmer (in Bad Saarow zumeist Kevin Behrens oder Andreas Voglsammer) wäre dann Platz auf den Flügeln. Sheraldo Becker, der ja über eine Vertragsverlängerung in Köpenick über 2023 hinaus nachdenken soll, könnte dann wieder seinen alten Part als Rechtsaußen übernehmen. Leweling, so denn Keita Endo nicht noch einen Sprung macht, den auf links. Da wäre aber auch Sven Michel eine Option, obgleich der nicht zu den klassischen 100-Meter-Sprintern gerechnet werden sollte.