Budapest-Sebastian Vettels breites Grinsen war hinter dem Mund-Nasen-Schutz in Regenbogenfarben deutlich zu sehen - doch das Lachen verging ihm schnell. Der viermalige Formel-1-Weltmeister ist nach seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Ungarn wegen zu wenig Benzin im Tank disqualifiziert worden. Die bittere Nachricht erreichte Vettel nach dem Chaosrennen am Hungaroring am späten Sonntagabend.
Nach der technischen Untersuchung seines Aston Martin war herausgekommen, dass es statt des geforderten mindestens einen Liters Treibstoff im Tank am Ende des Rennens nur 0,3 Liter waren. Er hatte mit seinem Auto schon nicht mehr den sogenannten Parc ferme erreicht. In der letzten Rennrunde hatte sein Team ihn noch angewiesen, Benzin zu sparen. Vettel drehte nach Platz zwei aber auch noch eine Ehrenrunde.
Massencrash im Regenchaos
Schon nach dieser war Vettel aufgrund des knapp verpassten Sieges „ein wenig enttäuscht“. Das noch schlimmere Ende kam dann aber, als er die Strecke schon verlassen hatte. Den französischen Sensationssieger Esteban Ocon (Alpine-Renault) störte das nicht.
„Der Verlust von 18 Punkten ist für das Team enttäuschend. Aber es ändert nichts daran, dass Sebastian eine ansonsten fehlerfreie Fahrt gezeigt hat“, hieß es in einer Teammitteilung.
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In einem unterhaltsamen Rennen profitierten Vettel und Ocon, der seinen ersten Triumph in der Formel 1 feierte, vom anfänglichen Regenchaos inklusive einem von Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas verursachten Massencrash. Weltmeister Lewis Hamilton fuhr im Mercedes nach einer packenden Aufholjagd auf Platz drei und rückte nach Vettels Disqualifikation auf den zweiten Rang vor. Hamilton eroberte die WM-Führung von Red-Bull-Pilot Max Verstappen zurück und hat nun acht Punkte Vorsprung auf den Niederländer.
Der 23-Jährige erlebte mit Platz neun die nächste Enttäuschung nach dem Crash von Silverstone. „Die letzten zwei Rennen waren natürlich total scheiße“, sagte Verstappen bei Sky: „Nach dem Crash war es vorbei, ich hatte keinen Grip mehr. Das ist nicht das, was wir wollen. Es ist Valtteris Schuld.“
Hamilton verpasste zwar seinen 100. Sieg in der Königsklasse und den neunten in Ungarn, war aber dennoch glücklich. „Wenn man die Umstände heute betrachtet, bin ich sehr zufrieden“, sagte Hamilton, der sich mit einem guten Gefühl in die vierwöchige Sommerpause verabschiedete: „Wir haben uns das Leben selbst ein bisschen schwer gemacht, aber ich habe alles gegeben. Jetzt bin ich leer, völlig ausgepumpt.“
Haas-Pilot Mick Schumacher, der in Ungarn vor zwei Jahren seinen ersten Sieg in der Formel 2 feierte, holte mit Platz zwölf sein bestes Ergebnis in der Königsklasse. Im Vorfeld hatte der Rookie noch auf ein „verrücktes Rennen“ gehofft.
Mick Schumachers Wunsch wurde wahr
Schumachers Wunsch wurde wahr, vor dem Rennen änderte eine Gewitterfront mit Regenschauern alle Vorzeichen. Nach einem schlechten Start verbremste sich Bottas auf regennasser Fahrbahn vor der ersten Kurve und verursachte eine Massenkollision. Der Finne krachte von hinten in den McLaren von Lando Norris, der wiederum in die Seite von Verstappens Red Bull rutschte.
Das Rennen wurde danach unterbrochen, Norris, Sergio Perez im Red Bull und auch der von Lance Stroll abgeschossene Charles Leclerc im Ferrari konnten nicht mehr weiterfahren.
Bottas entschuldigte sich nach dem Vorfall: „Ich habe ihnen gesagt, dass es mein Fehler war. Klar, ich hätte früher bremsen sollen, aber es ist nicht einfach, das einzuschätzen“, sagte er bei Sky.
Die Red-Bull-Mechaniker versuchten derweil, den Schaden am Boliden des weit zurückgefallenen Verstappen mit Panzertape in Grenzen zu halten. Kurz vor dem Neustart leistete sich Mercedes dann einen kapitalen Fauxpas.
Alle Konkurrenten kehrten in die Box zurück, um wegen der abtrocknenden Strecke auf Slicks zu wechseln. Nur Hamilton stand völlig alleine in der regulären Startposition - und startete dann nach seinem verspäteten Reifenwechsel vom letzten Platz seine Aufholjagd.
Die WM-Rivalen rollten das Feld nun von hinten auf, ehe die Mercedes-Box Hamilton mit einem früheren Boxenstopp sehr zum Unmut der vielen Oranje-Fans auf der Haupttribüne wieder am Niederländer vorbeilotste.
Vettel, der als Zeichen für Toleranz mit einem Helm in Regenbogenfarben fuhr, kämpfte mit Ocon um den Sieg, ehe ihm auch noch Platz zwei genommen wurde.