Berlin-Die Pandemie hat Serena Williams vorsichtig gemacht. Wobei vorsichtig noch untertrieben ist. „Ich habe ungefähr 50 Masken, mit denen ich reise, ich möchte nie ohne eine sein“, erzählte der US-Superstar - die Gesundheit stehe über allem, auch über dem geliebten Sport. „Es ist cool, Tennis zu spielen“, erklärte die 38-Jährige, die aufgrund einer Lungenembolie aus dem Jahr 2011 besonders gefährdet ist, „aber es geht um mein Leben und meine Gesundheit, also war ich ein bisschen neurotisch. Aber so muss ich jetzt sein.“
Da Williams aber dann doch nicht ohne Tennis leben kann, schlägt sie am Dienstag (Ortszeit) in Lexington/Kentucky erstmals nach einem halben Jahr Pause wieder auf der Profi-Tour auf. Und die Coronakrise hat sie nicht nur vorsichtig, sondern auch erfinderisch gemacht. So ließ Williams daheim in Florida ein eigenes Fitnessstudio bauen, und ihren privaten Tennisplatz stattete sie sogar mit dem Hardcourt-Belag aus, auf dem auch bei den US Open (ab 31. August) gespielt wird - sofern das umstrittene Turnier denn über die Bühne geht. Die Maßnahme zeigt, dass ihr Fokus anders als bei manch hin- und hergerissenem Profi ganz klar auf New York liegt. Schließlich will sich Williams dort endlich den Traum erfüllen, dem sie schon so lange nachjagt.
„Ich kann mir alles vorstellen, wenn es stattfindet“, sagte sie erst am Wochenende, angesprochen auf einen Start in Flushing Meadows und auch bei den French Open (ab 27. September). 23 Grand-Slam-Titel hat Williams im Einzel schon gewonnen - doch mit der verflixten Nummer 24, der Einstellung der Bestmarke der Australierin Margaret Court, will es einfach nicht klappen.
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Vier Major-Finals hatte Williams seit der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia im September 2017 erreicht, viermal war die ersehnte 24 zum Greifen nah - aber viermal scheiterte sie kurz vor dem Ziel. „Ich denke, sie hat die gleichen Chancen, die sie seit der Geburt ihrer Tochter hat“, sagte Williams-Trainer Patrick Mouratoglou der New York Times über die Aussichten seines Schützlings bei den US Open: „Sie hat absolut das Niveau.“
Ihr bislang letztes Match hatte Williams Anfang Februar im Fed Cup bestritten, nun kann sie in Kentucky zeigen, wie gut sie die Pause überstanden hat. Denn während die Herren immer noch auf ihren Restart warten, ist die Damen-Tour schon wieder in vollem Gange. In der ersten Runde von Lexington wartet Landsfrau Bernarda Pera, danach könnte es zu einem „Sister Act“ mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Venus kommen. Allzu weit vorausschauen will Serena Williams aber sowieso nicht, auch das hat sie die Pandemie gelehrt. „Ich denke mir nur: Lass mich einfach am heutigen Tag arbeiten und sehen, was passiert“, erzählte sie.