Sieben Monate Krise: Nach dem Aus blicken die Eisbären schon auf die neue Saison

Was folgt nach dem enttäuschenden Saison-Ende der Berliner? Erst mal eine Analyse. Trainer Serge Aubin soll bleiben und ein neues Team aufbauen.

Die Saison ist vorzeitig beendet: Die Eisbären-Spieler verabschieden sich von ihren Fans auf Knien.
Die Saison ist vorzeitig beendet: Die Eisbären-Spieler verabschieden sich von ihren Fans auf Knien.Jürgen Engler/imago

Unter den 14.200 Fans in der Arena am Ostbahnhof gab es am Sonntag einige, die Tränen in den Augen hatten, als das vorzeitige Saisonende endgültig feststand: Zum ersten Mal seit 22 Jahren verpassen die Eisbären Berlin die Play-offs. Damals waren die Eisbären in der Saison 2000/2001 nach der Hauptrunde 13., Spieler wie Steve Walker, Sven Felski, Marc Fortier oder Jeff Tomlinson standen für sie auf dem Eis – und unter den Gegner waren Teams wie die München Barons, die Revier Löwen Oberhausen oder die Berlin Capitals.

Jetzt sind die Eisbären sogar als Meister raus. „Das ist ganz, ganz bitter und frustrierend“, sagte Geschäftsführer Thomas Bothstede, als nach der Heimniederlage gegen Schwenningen feststand, dass das Team als erster amtierender Meister seit 19 Jahren die Play-offs in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verpasst hatte. „Das war überhaupt nicht das, was wir uns gedacht hatten und da gibt es auch nichts schönzureden. Das war im Grunde eine sieben Monate lang andauernde Krise.“ Die Fans verabschiedeten das Team, das zum Abschied demütig auf dem Eis kniete, freundlich, ohne Groll.

Und Bothstede richtete den Blick schon nach vorne: „Ab morgen beginnt die neue Saison – leider“, sagte er. „Jetzt werden wir ein, zwei Nächte schlafen und dann beginnt die Vorbereitung.“ Zuerst gilt es dabei, die verkorkste Spielzeit zu analysieren, Schlüsse zu ziehen. „Es wird jeder Stein umgedreht“, betonte Bothstede. „Es gibt einige Punkte, wie man das intern aufarbeiten muss. Und dann werden wir darauf reagieren und gucken, dass so etwas nicht noch mal passiert.“

Geschäftsführer Bothstede will Trainer Aubin in Berlin halten

Der Geschäftsführer mochte die Gerüchte über mögliche Zu- und Abgänge nicht kommentieren. Etliche Verträge mit Importspielern laufen aus. Er verriet aber eine klare Präferenz für den Trainerposten: Er gehe davon aus, dass Serge Aubin, der die Eisbären in den vergangenen beiden Jahren zum Meistertitel geführt hatte, „auch in der nächsten Saison unser Trainer ist“, sagte Bothstede. Doch er räumte auch ein: „Vielleicht hat er ganz andere Ideen, was ich nicht hoffe.“ Aubin selbst mochte sich zu seiner Zukunft noch nicht äußern: „Ich bin der Headcoach, ich übernehme die volle Verantwortung“, sagte er nach der 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen am Sonntag, „wir werden uns in den nächsten paar Wochen zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht.“

Dass die Berliner vor einer schwierigen Saison stehen würden, hatte sich bereits im vergangenen Spätsommer abgezeichnet. In Nationaltorhüter Mathias Niederberger, Verteidiger Kai Wissmann oder den Centern Blaine Byron und Frans Nielsen verließen Leistungsträger den Verein, die entscheidend zur jüngsten Meisterschaft beigetragen hatten. Den Qualitätsverlust konnten die Neuen nicht annähernd ausgleichen. Zu Beginn der Spielzeit dezimierten zahlreiche Verletzungen den Kader. So fand der Meister monatelang nicht in die Spur. Mitte Dezember rutschte die völlig verunsichert wirkende Mannschaft sogar auf einen Abstiegsplatz.

Die Verantwortlichen behielten jedoch die Nerven. Trainer Serge Aubin stand trotz der sportlichen Misere nie zur Debatte. Und tatsächlich steigerte sich sein Team nach dem Jahreswechsel deutlich. Mit einer Serie von fünf Siegen wurde im Januar die Abstiegsgefahr gebannt und der Anschluss an Platz zehn wieder hergestellt. Doch obwohl der Punkteschnitt im laufenden Jahr auf die Saison hochgerechnet für eine Top-Platzierung gereicht hätte, schafften es die Berliner nicht mehr, sich noch auf einen Play-off-Rang vorzuschieben, weil sie sich immer wieder Aussetzer erlaubten.

Daher mochte Geschäftsführer Bothstede das vorzeitige Saisonende nicht mit der Hypothek des schwachen Saisonstarts entschuldigen: „Das kann es nicht sein. Man hat 56 Spiele Zeit, um sich da irgendwie rauszukämpfen und nicht auf andere angewiesen zu sein, um am letzten Spieltag Zehnter zu werden“, sagte er. „Deswegen nutzen wir das auch nicht als Ausrede.“