Sieg über Ziraat Ankara: Berlin Volleys im Viertelfinale der Champions League

Zum dritten Mal hintereinander gehören die BR Volleys jetzt zu den Top Acht Europas - weil sie als Team spielen, in dem jeder jedem hilft.

Berliner Jubel: Die BR Volleys herzen einander und nehmen Co-Trainer Lucio Oro in die Mitte. 
Berliner Jubel: Die BR Volleys herzen einander und nehmen Co-Trainer Lucio Oro in die Mitte. Andreas Gora/dpa

Marek Sotola war derjenige, der schließlich den Matchball zum 15:9 im Tiebreak über das Netz schmetterte. Die Spieler der BR Volleys kamen zusammen, umarmten sich überschwänglich, Sotola nahm den Kollegen Antti Ronkainen hüpfend Huckepack. Aus den Lautsprechern schmetterte: „Oh, wie ist das schön.“ So intensiv war diese Partie, so hochklassig, so spannend und so gut fühlte sich für die BR Volleys das Erreichen des Viertelfinales in der Champions League an. Nach dem 3:2 (24:26, 25:21, 25:20, 18:25, 15:9)-Sieg gegen den türkischen Meister Ziraat Bank Ankara trifft der deutsche Meister jetzt auf das italienische Topteam Sir Sicoma Monini Perugia (Hinspiel in Berlin am 8. März). „Jetzt stehen wir zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale der Champions League, darüber bin ich extrem glücklich“, sagte Manager Kaweh Niroomand. 

Schweigeminute für die Erdbebenopfer in der Türkei zu Beginn

Dieses laute, ausgelassene Ende des Abends stand im Kontrast zum Anfang, als sich die Mannschaften an der Aufschlaglinie gegenüberstanden und mit den 5134 Zuschauern schwiegen. Als alle an die Erdbebenkatastrophe dachten, an die traurigen Bilder, die verzweifelten Menschen in der Türkei und in Syrien. Weil das Hinspiel, das vor eine Woche in Ankara hätte stattfinden sollen, abgesagt wurde, hatten sich die Klubs mit dem europäischen Volleyballverband (CEV) auf dieses eine, dieses entscheidende Spiel am Mittwochabend in Berlin geeinigt.

Die Partie begann gut für die BR Volleys: mit einem Ass von Zuspieler Johannes Tille. Aber angeführt von den beiden erfahrensten Volleyballern in der Halle, Zuspieler Arslan Eksi und Außenangreifer Osmany Juantorena zeigte sich das Team von Ziraat Bank Ankara von Beginn an gefährlich, clever, und mit Diagonalangreifer Wouter ter Maat extrem schlaggewaltig.

Die Berliner brauchten eine Weile, um erst mal Sicherheit und dann Gefährlichkeit im Aufschlag zu finden. Juantorena sah jede Lücke. Dennoch lagen die Berliner nach einem Schnellangriff von Anton Brehme 24:20 in Front. Doch sie verdaddelten den Vorsprung. Dann war zweimal Juantorena zur Stelle - der 37 Jahre alte, in Italien eingebürgerte Kubaner, der als bester Außenangreifer der vergangenen zehn Jahre gilt und von dem Brehme nach dem Spiel sagte: „Ich habe ihn früher schon immer angeschaut, ihn bewundert, ihn beneidet.“

Nach dem Verlust des ersten Satzes holten sich die Berliner den zweiten und dritten. Jeder von ihnen hatte dabei seine starke Phase. Tille verteilte die Bälle großartig - und spürte, wen er in welchen Phasen einsetzten konnte: mal hatte Brehme in Aufschlag und Angriff einen Lauf, dann drehte Mittelblocker Saso Stalekar auf, dann Ruben Schott, schließlich Tim Carlé, dann setzte sich wieder Sotola durch. Er sorgte mit einem Ass für den Satzball im zweiten Durchgang. „Ankaras Spieler wussten gar nicht mehr, auf wen sie sich konzentrieren sollten“, sagte Niroomand. „Letztes Jahr hatten wir zwei absolute Granaten im Team. Dieses Jahr ist es eine absolute Teamleistung. Unser Team macht stark, dass sich jeder auf jeden verlassen kann und man Schwächen des anderen überbrückt“, meint Brehme.

Im dritten Durchgang zeigte Stalekar dann seine bisher beste Aufschlagserie der Saison, nachdem der frisch blond gefärbte 2,14-Meter-Mann mit einem Ass überrascht und Brehme danach ter Maat geblockt hatte, zeigte Juantorena mit seinen Armen eine Geste an, die sagte: „Was können wir da noch machen?“ Erstmal nicht so viel, denn plötzlich kam aus dem Hinterfeld Tim Carlé angeflogen, nach seinem Punkt zum 23:18 schrie er: „Vamos!“ Den Satzball zum 25:20 verwandelte er schließlich trocken und diagonal übers Feld.

Doch Ziraat konnte schon noch was machen. Im vierten Satz von 16:16 auf 21:16 davonziehen - bei einer Aufschlagserie von Juantorena. Der Satz ging an die Türken. Vor dem Tiebreak bekreuzigte sich Stalekar. Und dann waren die Berliner Spieler wieder alle zur Stelle: zuerst Brehme im Angriff, dann Carlé im Block, dann Sotola im Angriff, dann Brehme mit einem cleveren Stupser. Ankaras Zuspieler Eksi, der sich verletzt hatte, den kleinen Finger seiner linken Hand vereisen lassen musste, misslang die Finte übers Netz, die ihm zuvor geglückt war, dann glänzte wieder Tille mit einer Aufschlagserie, ehe dann Sotola den Schlusspunkt setzte.  

„Es war ein megainteressantes Spiel. Wir haben heute zwei Mannschaften auf einem ähnlichen Level gesehen, die immer dann die Sätze für sich entschieden haben, wenn ihr Aufschlag kam. Wir haben im Tiebreak dann die Halle hinter uns gehabt, die uns mitgenommen hat. Ich bin stolz auf uns“, sagte Mittelblocker Brehme, der als wertvollster Spieler der Partie ausgezeichnet wurde.