Silbermedaille von Althaus überstrahlt enttäuschendes Männer-Ergebnis

Katharina Althaus springt auf Rang zwei, die Männer um Karl Geiger fliegen hinterher: Für das deutsche Skisprung-Team beginnt Olympia mit gemischten Gefühlen.

Die Silbermedaille von Skispringerin Katharina Althaus ist die erste Medaille für das deutsche Olympiateam in Peking.
Die Silbermedaille von Skispringerin Katharina Althaus ist die erste Medaille für das deutsche Olympiateam in Peking.AFP/Tobias Schwarz

Berlin - Erst flog Katharina Althaus im Schanzen-UFO von Zhangjiakou zu den silber glänzenden Sternen, dann erlebte Mitfavorit Karl Geiger eine der dunkelsten Stunden seiner Karriere: Das deutsche Skisprung-Team hat am ersten Olympia-Wochenende eine Achterbahn der Gefühle erlebt. Die Silbermedaille durch Althaus überstrahlte zumindest ein wenig das Debakel der Männer, bei denen Constantin Schmid als Elfter noch für das beste Ergebnis sorgte.

Althaus erlebte dagegen ein Traum-Wochenende, holte die erste deutsche Medaille der Spiele von Peking und feierte ausgelassen. „Silber, Wahnsinn! Ich freue mich riesig“, sagte die Bayerin nach zwei ganz starken Flügen am Sonnabend. Dabei war in einem dramatischen Finale sogar der Olympiasieg zum Greifen nahe: Die 25-Jährige führte nach dem ersten Durchgang, musste bei schwierigen Bedingungen und Temperaturen von Minus 16 Grad aber die Slowenin Ursa Bogataj noch passieren lassen.

Althaus gewinnt als Erste zwei olympische Einzelmedaillen

„Als ich die ‚2‘ gesehen habe, war ich im ersten Moment ein bisschen enttäuscht. Aber Silber bei Olympia, das ist einfach mega“, sagte Althaus, die schon vor vier Jahren in Pyeongchang Zweite geworden war.

Diesmal ging es wesentlich knapper zu, nach Sprüngen auf 105,5 und 94,0 m fehlten Althaus umgerechnet nur 110 Zentimeter zu Gold. Weil kurz vor ihrem zweiten Sprung der Wind drehte, kam auch Kritik auf. So monierte Sven Hannawald in der ARD, dass Althaus überhaupt grünes Licht erhalten hatte – ausgerechnet durch Miran Tepes, einen Slowenen.

„Ich bin mega, mega glücklich und dankbar. Mir haben so viele Leute geschrieben. Auch wenn ich gestern kurz danach etwas enttäuscht war“, sagte die Allgäuerin, die bei den Winterspielen von Peking ein kleines Stück Geschichte in ihrer Sportart schrieb. Keine Skispringerin vor ihr hat zwei olympische Einzelmedaillen gewonnen.

Geiger und Eisenbichler enttäuschen

Der Rummel um ihre Person war ungewohnt. Denn die Vor-Olympia-Zeit war diesmal coronabedingt eine einsame Phase. „Ich habe mich abgeschottet und meine Freunde nicht mehr getroffen. Das war für mich ziemlich hart. Ich bin ganz, ganz schlecht im Alleinesein“, sagte die Skispringerin, die als natur- und heimatverbundener Familienmensch lieber gesellig unterwegs ist.

Althaus kämpft seit Jahren für mehr Gleichberechtigung der Frauen im Skispringen. Mit Erfolg: Bei der WM haben Männer und Frauen inzwischen das gleiche Programm, auch bei Olympia hat Althaus am Montag im Mixed erstmals eine zweite Medaillenchance. Im Frühjahr 2020, als Corona den Sport stoppte, nähte Althaus Alltagsmasken und verteilte diese.

Am Sonntag weilte Althaus dann bei der Medaillen-Zeremonie, als Geiger und seine Teamkollegen auf der hochmodernen Schanze ebenfalls um die Medaillen kämpften. Doch der schwache Eindruck aus dem Training bestätigte sich: Geiger, immerhin Führender im Gesamtweltcup, musste sich mit Rang 15 begnügen. Der frühere Weltmeister Markus Eisenbichler verpasste als 31. gar den zweiten Durchgang.

Neue Chance im Teamwettbewerb am Montag

„Die Motivation war da, der Wille war da. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, mit voller Entschlossenheit durchgehämmert und gehofft, dass es funktioniert. Letztes Jahr bei der Heim-WM ist es aufgegangen – diesmal nicht“, sagte Weltcup-Spitzenreiter Geiger, nachdem er auf der von ihm eigentlich geliebten Kleinschanze nie in seinen gewohnten Flugmodus gefunden hatte: „Es hat mich nicht gepackt. Es ist wie ein Magnet im Hang, dann landet man.“

Während Vierschanzentournee-Sieger Kobayashi an der Seite der Überraschungs-Medaillisten Manuel Fettner (Österreich/Silber) und Dawid Kubacki (Polen/Bronze) seinen nächsten Coup feierte, enttäuschte abseits von Schmid auch der Rest der DSV-Springer. Zwischen Geiger und Eisenbichler landete Stephan Leyhe auf Platz 24.

Viel Zeit zum Nachdenken hat Geiger nicht. Schon am Montag (11.45 Uhr MEZ, ZDF und Eurosport) im Mixed-Team-Wettbewerb will er an der Seite von Schmid, Althaus und Selina Freitag nach der Medaille greifen. Das DSV-Team war in dieser Disziplin zuletzt viermal in Folge Weltmeister.