Spektakuläre Lebenslüge: Olympiasieger lebte jahrelang unter falschem Namen

Mohamed Farah gesteht, dass er eigentlich Hussein Abdi Kahin heißt und als Neunjähriger illegal nach Großbritannien geschleust wurde.

Ein Mann mit bewegter, mitunter tragischer Vergangenheit: Mo Farah.
Ein Mann mit bewegter, mitunter tragischer Vergangenheit: Mo Farah.AP/Hong

Die Geschichte von Mohamed „Mo“ Farah ist auch eine Geschichte der Halbwahrheiten und Unwahrheiten. Bei Befragungen durch die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur (Usada) verstrickte sich der britische Langstreckenläufer, der bei den Olympischen Spielen 2012 und 2016 über 5000 und 10.000 Meter jeweils die Goldmedaille gewonnen hatte, nicht nur einmal in Ungereimtheiten. Ja, wegen seiner Zusammenarbeit mit dem später wegen Dopings jahrelang gesperrten „Erfolgstrainer“ Alberto Salazar stand er schließlich als Athlet doch arg in Zweifel, was die Queen allerdings nicht davon abgehalten hat, ihn im Jahr 2017 als Knight Bachelor in den Adelsstand zu erheben.

Insofern ist es allemal bemerkenswert, dass Sir Farah in einer BBC-Dokumentation zumindest mit einer Lebenslüge aufgeräumt hat. Nicht in Bezug auf seine verdächtigen Fabelzeiten, leider, sondern in Bezug auf seinen familiären Hintergrund. Nun gut.

Zur Hausarbeit gezwungen

Er lebe unter einem falschen Namen, gestand der 39-Jährige, sein richtiger sei Hussein Abdi Kahin. Geboren worden wäre er in einer Region, die inzwischen zu der um Anerkennung kämpfenden Republik Somaliland zu zählen ist. Seine Eltern hätten nie, wie in früheren Erzählungen vorgegeben, in Großbritannien gelebt.

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In Wahrheit wäre er nach dem Tod seines Vaters mit neun Jahren von seiner Mutter getrennt, schließlich unter den Namen Mohamed Farah von einer Frau, deren Identität nicht offenbart wird, illegal nach Großbritannien geschleust worden.

In der Folge hätte er als Diener in der Familie dieser Frau arbeiten müssen, genötigt dazu durch die Androhung, dass er seine richtige Familie nie mehr wiedersehen würde, wenn er die Frau verpfeifen würde. Seine Rettung: das Laufen, die Leichtathletik und der Sportlehrer Alan Watkinson, der sich seiner annahm, ihm dabei half, die britische Staatsbürgerschaft zu bekommen.

Konsequenzen hat Farah infolge seines Geständnisses nicht zu befürchten. Im Gegenteil. „Alles, was Sir Mo überlebt hat, beweist, dass er nicht nur einer unserer größten Olympioniken ist, sondern ein wahrhaft großer Brite“, erklärte Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Wobei das mit dem größten Olympioniken gern mit einem Sternchen versehen werden darf.