Spiel gegen Bayreuth: Alba kämpft gegen den Blues
Manche mögen’s kalt. Sie mögen den Winter, die Tage um die Jahreswende herum. Vielleicht, weil dann etwas Altes aufhört und etwas Neues beginnt. Oder weil sie zufällig in dieser Zeit Geburtstag haben wie David Logan. Der Anführer von Alba Berlins Basketballern wird den Winter besonders mögen, wenn auf der Arbeit alles gut geht. Die kalte Jahreszeit ist die Phase, während der sich im Basketball viel entscheidet; gerade Alba hat da schon böse Überraschungen erlebt: einen Silvesterblues.
Im Moment läuft es gut. Das war am Mittwochabend beim 76:61 im Eurocup gegen Bonn erneut zu erkennen, und an David Logan. Der Spielmacher agierte in der ersten Halbzeit offensiv glücklos, kämpfte aber in der Defensive, fand nach dem Seitenwechsel im entscheidenden Moment seinen Rhythmus und die Gelegenheit zu punkten. So stand er exemplarisch für seine Mannschaft, die sich über eine beharrliche Verteidigung „ein Fundament geschaffen hat“; so nennt das Albas Geschäftsführer Marco Baldi. Wie gut das schon trägt, wird sich am Sonnabend beim Bundesligisten Bayreuth zeigen. Vergangene Saison erlebten die Berliner in Oberfranken beim 65:90 ein Fiasko: Am 30. Dezember erwischte sie der Silvesterblues.
„Das sind die wichtigen Spiele“, sagte Baldi, „auswärts gegen Teams, die unbedingt noch in die Playoffs wollen.“ Die also dasselbe wollen wie Alba, wobei dem Geschäftsführer eine Formulierung herausrutschte, die verdächtig danach klang, als ginge es in dieser Saison um mehr, vielleicht sogar um die Meisterschaft. Doch Baldi beeilte sich zu betonen, dass er vom Einzug in die Playoffs gesprochen habe. „Wir haben schon zwei Spiele liegen lassen“, sagte Baldi. In Quakenbrück (66:67) und in Bonn (59:60) verlor Alba denkbar knapp. Im Kampf um die acht Plätze des Viertelfinales könnten sich solche Niederlagen rächen.
Jordan bleibt wirkungslos
Weitergehende Ziele geben sie bei Alba momentan nicht aus, weil sie diese in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig verfehlten, doch gibt dieses Team Anlass zu guten Prognosen. Das spürt auch das Publikum, das sich gegen Bonn wieder einmal auf ein Zusammenspiel mit seinen Basketballern einließ. Die 8 110 in der Arena am Ostbahnhof bekamen eine große Rotation präsentiert. Alba-Coach Sasa Obradovic setzte bis auf Kapitän Sven Schultze alle ein. Sogar Bar Timor bekam am Schluss 1:15 Minuten, um sich an das im Vergleich zu Israel rauere Klima unter deutschen Mannschaften zu gewöhnen.
Öffentlich beschwert hat sich Timor über sein Bankdasein bisher nicht. Vielleicht ist das ein markanter Unterschied im Vergleich zum Team der Vorsaison: Eitelkeiten scheinen dieser Mannschaft fremd zu sein. Sogar einem David Logan, der in der Euroleague zu einiger Reputation gelangt ist. Und so können sich Spieler wie der frühere Tübinger Reggie Redding ungehindert entfalten. Gegen Bonn gelangen ihm vier Blocks. Mit seiner Verteidigung entnervte er Jared Jordan. Sonst einer der Stabilisatoren bei den Gästen, kam Jordan nur auf vier Punkte. Redding ließ ihm kaum die Luft zum Atmen.
Manche mögen’s heiß – Reggie Redding hat ja im Juli Geburtstag. Wenn die Saison im Basketball beendet ist und sich Prognosen an der Wirklichkeit messen lassen.