Spieler-Ausbildung: Warum Alba Berlin mit Lok Bernau wieder ein Farmteam hat

Schichtwechsel an der Schützenstraße. Albas Profis haben zwei Stunden lang trainiert. Ahmet Caki kommt aus der Halle, begegnet René Schilling, dessen Spieler noch in der Umkleide sind, die Spieler von Lok Bernau. Händeschütteln, ein kurzes Gespräch unter Trainern. „Sorry“, sagt Caki, „ich unterstütze euch gern, aber diesmal ging’s nicht anders.“ Er brauchte am Dienstagabend Ferdinand Zykla, Jannes Hundt und Robert Glöckner, um die Intensität der Übungseinheit hoch zu halten. Schilling muss jetzt auf die drei Spieler verzichten. „Kein Problem“, sagt er. Kooperation bedeutet manchmal: Kompromiss.

Alba und Lok fahren gut damit. Seit dieser Saison verhilft der Bundesligist einigen seiner Talente zu Spielpraxis und dem Zweitligisten in der Pro B zu Stärke. Am Sonnabend wird die Symbiose sichtbar: In der Arena am Ostbahnhof tritt Alba gegen Würzburg an (18 Uhr), zuvor startet Lok gegen die Frankfurt Skyliners Juniors in die Playoffs (15 Uhr). Die Bernauer beendeten die Hauptrunde als Erste. Das lag auch an Spielern wie Glöckner.

Der 20-Jährige war vor einem Jahr noch mit Alba II eine Klasse tiefer im Einsatz. „In der Regionalliga hat man es oft mit Spielern zu tun gehabt, die Basketball nur noch als Hobby sehen“, sagt er. „In der Pro B spielen viele, die noch etwas erreichen wollen.“ Pierre Bland aus den USA etwa, der Bernau vorige Saison zum Aufstieg führte. Oder eben Glöckner, der neben Zylka und Schneider eine Doppellizenz besitzt, also auch bei den Profis antreten darf.

Stützen des Kaders

Drei Partien für Alba hat der 2,02 Meter große Power Forward vergangene Saison bestritten, im Schnitt 1,54 Minuten lang. Dann, wenn ein Duell entschieden war. Trotzdem: Ein Fehler, und der damalige Coach Sasa Obradovic holte ihn zurück auf die Bank. Es geht um viel im Profigeschäft. Unter Caki hat Glöckner noch nicht gespielt, eine Entzündung der Achillessehne zwang ihn bis Januar zur Pause, doch erlebt er im Training, „dass Profis Fehler eiskalt bestrafen. Ich denke drei Mal darüber nach, ob ich einen Wurf nehme.“

Mit Nachsicht dürfen sie auch bei Lok nicht rechnen, sagt Schilling, „aber ich warte nach einem Fehler eher einen Angriff ab, statt sofort auszuwechseln“. Zumal es sich bei den Doppellizenzlern um Stützen des Kaders handelt, die jetzt entscheidend zum Aufstieg in die Pro A beitragen könnten.

Viele Bedingungen dafür sind schon erfüllt, dank der Kooperation. Direkte finanzielle Hilfe gibt es zwar nicht, aber: „ Wir nutzen regelmäßig Albas Trainingszentrum, die medizinische Abteilung, profitieren bei Auswärtsfahrten und insgesamt vom Know-how.“ Schillings Assistent Sebastian Trzcionka spielte für Bernau, bevor er Jugendcoach bei Alba wurde. Nur die Erich-Wünsch-Halle verfehlt mit rund 500 Plätzen die Norm. „1000 mehr müssten es sein.“ Die Stadt Bernau arbeitet dran.

Alba würde den nächsten Schritt mitgehen, sagt Geschäftsführer Marco Baldi. Er hat sofort gespürt, dass Lok ein gutes Farmteam ist, dass etwas Ähnliches entstehen könnte wie damals, als sie mit TuS Lichterfelde kooperierten. Vor gut einem Jahr nahmen sie mit Lok Kontakt auf: „Die Kooperation läuft besser, als wir erwarten durften.“ Natürlich hätten sie ihre zweite Mannschaft irgendwann in die ProB bringen können, „aber das ist auch eine Frage der Zeit“, sagt Baldi. „Ferdinand Zykla, Tim Schneider oder Robert Glöckner sind jetzt bereit für das nächste Level.“

Glöckner steht in der Halle, als sich die Trainer begrüßen. Er hört Albas Sportdirektor Himar Ojeda zu, der an diesem Abend vorbeigekommen ist. Zehn Minuten Vortrag. Zu welchem Thema? Glöckner sagt: „Warum wir bei Bernaus Training jetzt unbedingt zuschauen sollen.“