Spitzenspiel in der Basketball-Bundesliga: Alba Berlin siegt gegen Bayern München
Die Uhr war fast abgelaufen, da entlud sich Sonntag der angestaute Frust. Bayern-Basketballer Vladimir Lucic stürmte los, stürmte auf die Dreierlinie zu, an der sich Alba Berlins Spielmacher Peyton Siva bereitmachte, den Ball im gegnerischen Korb zu versenken. Die Partie war da bereits entschieden, der Wurfversuch eine Demütigung, so empfand es Lucic, denn er rammte Siva den Ellenbogen in die Rippen. Auf unsportliches Foul entschieden die Schiedsrichter. Sie verhängten drei Freiwürfe, die alle ins Ziel fanden und den 91:72-Sieg der Berliner besiegelten. Die brachten damit den Bayern in deren Halle die zweite Niederlage in dieser Bundesliga-Saison bei und hielten den zweiten Tabellenplatz hinter den Münchnern.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten. Albas Trainer Aito Garcia Reneses verdeutlichte auf dem Parkett Bayern-Guard Anton Gavel, warum es keinesfalls unsportlich gewesen sei, diesen letzten Wurfversuch zu unternehmen. Albas Sportdirektor Himar Ojeda redete auf Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic ein, den er im Arm neben sich herschob. Es gab einiges aufzuarbeiten.
Arm im Gesicht
Das erste Viertel etwa, das die Bayern 26:13 gewannen, weil sie aggressiver spielten, wie Albas Power Forward Luke Sikma später einräumte: „Wir hatten am Anfang nicht genug Energie, waren in der Verteidigung nicht gut genug“, sagte Sikma. Die Aggressivität war dann auch Thema in der ersten Pause und ebenso in der zweiten vor dem Seitenwechsel, obwohl Alba inzwischen die aktivere Mannschaft war, deutlich besser verteidigte, einfache Punkte verhinderte und Ballverluste provozierte, wobei die Fehler der Gastgeber zum Teil auch ihrer Müdigkeit geschuldet waren, körperlich, vielleicht auch mental, hatten sie doch erst am Freitag im Eurocup gegen Darüssafaka Istanbul gespielt, verloren und den Finaleinzug verpasst. „Wir hatten am Ende keine Energie mehr, haben alles gegeben“, sagte Flügelspieler Nihad Djedovic.
Nicht jeder im Team der Bayern schien mit dieser Situation zurechtzukommen. Der ehemalige Alba-Profi Reggie Redding jedenfalls traktierte den angreifenden Alba-Guard Joshiko Saibou mit dem Arm im Gesicht, der davon zunächst unbeeindruckt das 52:48 erzielte (27.) und nach einem erneuten Körperkontakt mit Redding seinerseits handgreiflich wurde. Devin Booker schaltete sich ein mit dem Ergebnis, dass alle drei disqualifiziert wurden und die Halle verlassen mussten. „Das hat das Spiel aber nicht entschieden“, sagte Djedovic später.
Mit Selbstvertrauen zu erfolgreichen Dreiern
Es war das Selbstvertrauen der Berliner, das mit den Ausschlag gab, das unter anderem zu erfolgreichen Dreiern führte wie jenem von Marius Grigonis, der trotz einer Hand im Gesicht eiskalt das 72:67 erzielte (38.). Zuvor hatte er mit einem Pass hinter dem Rücken Siva zu einem freien Distanzwurf verholfen (34.).
Es mochten Szenen wie diese gewesen sein, die Wut und Frust in den Bayern aufkommen ließen. Schließlich hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt 20 Siege in Folge eingefahren. Dass sie sich Sonntag aufgrund der Tabellensituation als erstes Team für die Play-offs qualifizierten, war ihnen angesichts der Favoritenrolle in der Meisterschaft ein schwacher Trost. (BLZ)