„Stanway to Heaven“: Erlöstes England bejubelt eine Spielerin des FC Bayern

Neu-Münchnerin Georgia Stanway schießt die lange wankenden Gastgeberinnen ins EM-Halbfinale. Mehr denn je träumt England vom Heim-Triumph.

Englands Georgia Stanway (r.) bejubelte ihren 2:1-Siegtreffer im EM-Viertelfinale gegen Spanien.
Englands Georgia Stanway (r.) bejubelte ihren 2:1-Siegtreffer im EM-Viertelfinale gegen Spanien.AP

Georgia Stanway konnte es selbst nicht fassen. „Das war unwirklich“, sprudelte es aus Englands neuer Fußball-Nationalheldin heraus: „Dieses Tor ist definitiv eins, auf das man stolz sein kann. Diesen Tag werde ich nie vergessen.“

Mit ihrem Traumschuss (96.) aus gut 20 Metern katapultierte die 23-Jährige die Gastgeberinnen beim packenden 2:1 (1:1, 0:0) in der Verlängerung gegen den Mitfavoriten Spanien ins EM-Halbfinale – und die Heimfans unter den 28.994 Zuschauern verwandelten das Brighton Community Stadium in ein Tollhaus. Auch im fernen München dürften die Bayern-Bosse mitgejubelt haben.

Georgia Stanway wechselt nach der EM zum FC Bayern München

Denn Georgia Stanway geht nach der EM für den deutschen Vizemeister auf Torejagd, im Mai hatten die Münchner die Rekordtorschützin von Manchester City verpflichtet. „Sie ist eine sehr flexible, torgefährliche Spielerin und zeichnet sich darüber hinaus durch ihre Mentalität aus“, betonte damals die Sportliche Leiterin Bianca Rech.

In jungen Jahren also bereits eine Unterschiedsspielerin, die nach dem Halbfinaleinzug auch von der britischen Presse ausgiebig gefeiert wurde. „Stanway to Heaven“ titelten Boulevard- und Qualitätszeitungen am Donnerstag unisono, angelehnt an den Led-Zeppelin-Klassiker „Stairway to Heaven“, sie jubelten über Stanways „Rakete“, „Donnerschlag“ oder „Wunderschuss“.

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Der Sehnsuchtsort Wembley, wo am 31. Juli das EM-Finale steigt, ist nun nur noch einen Schritt entfernt. Am Dienstag (21 Uhr) treffen die unter Trainerin Sarina Wiegman seit 18 Spielen unbesiegten Lionesses in Sheffield auf Außenseiter Belgien oder den Olympiazweiten Schweden.

Der Traum vom ersten großen internationalen Frauen-Titel lebt im Mutterland des Fußballs, nicht ohne Grund stimmen die Fans immer wieder lauthals „It’s Coming Home“ an. „Das ist unser Level. Wenn wir einen Rückschlag erleiden, kommen wir zurück und machen unser Ding“, beschrieb Stanway die Comeback-Qualitäten der Engländerinnen.

„Grausamer Abschied“ für Spanien

In diesem Fall war auch das nötige Quäntchen Glück dabei, denn der späte Ausgleich durch die eingewechselte Ella Toone (84.) war nach einem Luftzweikampf mit Armeinsatz zuvor zumindest diskutabel. Stanway und ihren Mitspielerinnen war das am Ende herzlich egal, bei den hoch gehandelten Spanierinnen indes flossen Tränen. „Ein grausamer Abschied“, titelte am Donnerstag die Zeitung El Mundo. Das Fachblatt Sport sprach von einem „schmerzhaften Ende für Spanien“. In die Enttäuschung mischte sich allerdings auch viel Lob für die gute Leistung beim 1:2 nach Verlängerung gegen den Titelfavoriten. „Wir sind stolz“, stand auf Seite eins der Fußballzeitung AS.

Ohne Weltfußballerin Alexia Putellas und Rekordtorschützin Jennifer Hermoso fehlte die nötige Extraklasse, die spielerische Dominanz blieb nach der Führung durch Esther Gonzalez (54.) wie so oft ohne Ertrag. Das Warten auf den ersten Triumph im Frauenbereich nach zahlreichen Nachwuchstiteln geht weiter. „Wir haben starke Leistungen gezeigt“, bilanzierte Nationaltrainer Jorge Vilda im Zwiespalt zwischen Stolz und Frust, „vor uns liegt eine große Zukunft, aber es ist ein schwieriger Moment“.