Till Klimpke auf dem Weg vom Lehrling zum Konkurrenten

Bei der EM steht der Torhüter symbolisch für die neue Generation der deutschen Handballer. Zu seinem Pendant Andreas Wolff hat er eine besondere Verbindung.

Handball-Torhüter Till Klimpke zeigte im EM-Gruppenspiel gegen Österreich öfter seine Faust. 
Handball-Torhüter Till Klimpke zeigte im EM-Gruppenspiel gegen Österreich öfter seine Faust. Imago/Petter Arvidson

Berlin - Der Handballer Till Klimpke steht nicht einfach im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Er ist dort mit Krakenarmen, Riesenhänden sowie seinen 1,98 Metern Körperlänge sehr präsent – und steht für mehr: den Generationenumbruch, den Bundestrainer Alfred Gislason bei der Europameisterschaft eingeleitet hat. Dieser wuschelhaarige Klimpke ist also ein prima Beispiel dafür, wie man als 23-Jähriger in einem großen Turnier lernt, mit mehr Nervosität, mehr Aufmerksamkeit, mehr Verantwortung, mehr Medien umzugehen – und natürlich mit den Würfen der Gegner.

Im EM-Gruppenspiel gegen Österreich parierte Klimpke 14 Versuche. Seine Fangquote betrug knapp 36 Prozent, was bemerkenswert ist. „Er hat das wahnsinnig gemacht“, urteilte Christoph Steinert, der wie Torwart Klimpke selbst zu den frischen Überraschungsgesichtern der EM zählt.

Die Handball-Familie Klimpke aus Wetzlar

Klimpke, der bei der HSG Wetzlar im Tor steht, kommt aus einer Handballer-Familie. Sein Vater Wolfgang war Kreisläufer, sein jüngerer Bruder Ole spielt im Rückraum der HSG, sein Onkel war Linksaußen, und seine Mutter Ruth arbeitet seit 2001 bei dem Bundesligaklub als Geschäftsstellenleiterin.

Als Klimpke, der schon länger als eines der größten deutschen Nachwuchstalente auf seiner Position gilt, 2019 erstmals für die Nationalmannschaft nominiert wurde, teilte er sich auf der Länderspielreise das Zimmer mit Torhüter Andreas Wolff. „Das hat ganz gut funktioniert“, sagte er damals. Da war er noch kein Konkurrent für den Europameister und Olympiadritten, der ebenfalls bei der HSG Wetzlar ausgebildet wurde, sondern eher ein Lehrling.

Es funktioniert noch immer ganz gut zwischen den beiden. Wolff gab Klimpke im Österreich-Spiel Tipps, unterstützte den jungen Kollegen, der im ersten Spiel gegen Belarus noch ohne Parade gegen den älteren ausgetauscht wurde. Am Dienstag allerdings wird gegen Polen wohl Wolff im Tor stehen. Er spielt in Kielce, kennt die gegnerischen Werfer daher. Klimpke jedoch kennt Wolff. Vor der EM hat der junge Kerl über den älteren gesagt: „Wenn er mal einen Durchhänger hat, kann ich ihn gut pushen.“