Tod von Damantang Camara: Die Details des ganzen Dramas

Zwei Tage nach dem plötzlichen Tod des 24-jährigen Fußballspielers Damantang Camara haben Angehörige und Sportkameraden des Berliner SC viele Fragen an die Verantwortlichen des stundenlangen Rettungseinsatzes. Camara, der an einem Herzfehler litt, war am Dienstagabend auf dem Trainingsplatz an der Hubertusallee in Wilmersdorf zusammengebrochen und gegen 22 Uhr im Virchow-Klinikum in Wedding verstorben. Was in der Zeit dazwischen passiert ist, darüber gibt es unterschiedliche Angaben von der Feuerwehr und den behandelnden Ärzten.

Gegebenenfalls Strafanzeige

Der Präsident des Berliner SC, Hans Joachim Fenske, fordert deshalb eine lückenlose Aufklärung der Todesumstände. „Das sind wir unserem Sportkameraden schuldig“, sagte Fenske der Berliner Zeitung. In Absprache mit Camaras Familie werde er gegebenenfalls auch Strafanzeige stellen, damit alle Protokolle und Akten dieses Falles offengelegt werden. „Wir wollen genau wissen, was an diesem Abend passiert ist“, sagte Fenske. „Der ganze Verein ist geschockt.“

Damantang, den seine Freunde Dami nannten, war ein leidenschaftlicher Fußballspieler, der an einer verdickten Herzwand litt und schon einmal aus gesundheitlichen Gründen mit dem Vereinssport aufhören musste. Er wurde Trainer und begann beim Berliner SC dann doch wieder aktiv zu spielen. „Mir wurde Sport nicht verboten, mir wurde nur abgeraten“, sagte Camara vor einem Jahr. „Er war verrückt nach Fußball“, erinnert sich Vereinspräsident Fenske.

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Am Dienstagabend kurz nach 19 Uhr war Camara plötzlich zusammengebrochen, Mitspieler alarmierten die Feuerwehr. Rettungssanitäter und ein Notarzt reanimierten Camara auf dem Sportplatz und brachten ihn um 20.16 Uhr ins DRK-Klinikum Westend. Dort versorgten Ärzte in der Rettungsstelle Camara in lebensbedrohlichem Zustand. Anschließend brachte ihn der Notarztwagen ins Virchow-Klinikum der Charité an der Seestraße in Wedding.

Während es am Dienstagabend noch hieß, der Notarztwagen sei erst um 21.36 Uhr im Virchow-Klinikum angekommen, korrigierte die Feuerwehr diese Zeit am Mittwoch auf 20.32 Uhr. Und erklärte, um 21.36 Uhr hätten die Rettungssanitäter den Notarztwagen per Funk als gereinigt und wieder einsatzfähig gemeldet. Und offenbar vergessen, die Ankunftszeit auf dem Klinikgelände einzugeben.

„An vier oder fünf Krankenhäusern vorbeifahren“

Doch warum wurde Camara vom DRK-Klinikum Westend ins Weddinger Klinikum gebracht? Bei der Feuerwehr hieß es anfangs, im DRK-Klinikum Westend habe es keine freien Betten auf der Intensivstation gegeben. „Aus Kapazitätsgründen“ sei Camara ins nächste Krankenhaus gebracht worden. So wurde es auch Vereinspräsident Fenske erklärt.

Berliner Rettungssanitäter wie Oliver Mertens bestätigen, dass das nichts Ungewöhnliches sei. „Manchmal müssen Rettungswagen an vier bis fünf Krankenhäusern vorbeifahren, weil es dort keine freien Betten mehr gibt“, sagt der Rettungsassistent der Berliner Feuerwehr und Mitglied der Gewerkschaft der Polizei. „Das ist der Streichung von Krankenhausbetten geschuldet.“ Es gebe zudem Einsätze, in denen Krankenhäuser bitten, keine Notfälle zu bringen. Sie haben keinen Platz mehr. Auch die Gewerkschaft Verdi beklagt diese Entwicklung: „Es kommt immer wieder vor, dass der Rettungsdienst vom nächstgelegenen Krankenhaus abgewiesen wird, weil die Kapazitätsgrenzen erreicht sind und die Krankenhäuser die Patienten nicht angemessen versorgen können“, sagt Astrid Sauermann vom Fachbereich Gesundheit. „Wir brauchen dringend mehr Personal in den Krankenhäusern, nur so entspannt sich auch die Situation für den Rettungsdienst.“

Trauer um Dami

Die Berliner Feuerwehr und das DRK-Klinikum Westend betonten am Mittwoch, Camara sei nicht aus Kapazitätsgründen in die Charité verlegt worden. Vielmehr hätten Notarzt und Oberarzt in Westend telefonisch mit dem auf Herzkrankheiten spezialisierten Notfall-Team der Charité entschieden, Camara dorthin zu bringen, weil sein Zustand weiter kritisch war.

Beim Berliner SC trauern die Sportler. Mit Dami, schreiben sie, verlieren sie nicht nur einen hervorragenden Fußballspieler mit eingebauter Torgarantie, sondern vor allem einen tadellosen Sportsmann und sehr feinen Menschen, der bei jedem, der mit ihm bekanntwurde, einen bleibenden Eindruck hinterließ.