Trainer Hansi Flick vollendet sein Werk beim FC Bayern
Nach seinem siebten Titel mit den Münchnern sagt der Coach: „Okay, jetzt ist es gut“ – und schwärmt von der Zusammenarbeit mit DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

Berlin-Natürlich war es ein Scherz, als der Fußball-Coach Hansi Flick den Meistertag des FC Bayern mit einer Trainingsansage für den nächsten Morgen beschloss. Am sonnigen Muttertag tat sich auf den Rasenplätzen an der Säbener Straße selbstverständlich nichts.
Flick hatte sich diesen Spaß nach der berauschenden 6:0 (4:0)-Gala gegen Borussia Mönchengladbach einfach mal gegönnt. Als Torjäger Robert Lewandowski nach seinen Saisontoren 37, 38 und 39 gemeinsam mit den Teamkollegen in der Kabine in den gleich gereichten roten Shirts mit der großen 9 die neunte Meisterschaft hintereinander feierte, stieß Flick in seiner Trainer-Kabine mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und einem Gläschen Schampus auf seinen Münchner Abschiedstitel an.
Flick hadert mit dem Aus in der Champions League
„Dieses Jahr war es leider nur die Meisterschaft“, sinnierte Flick kurz vor dem Ende einer „tollen Zeit“, die auf seinen Wunsch hin vorzeitig endet: „Wir haben sieben Titel geholt. Da kann man schon mal sagen: Okay, jetzt ist es gut.“ Der 56-Jährige rühmte seine Mannschaft, die ihm jederzeit einen Genuss bereitet habe, für eine außergewöhnliche Leistung nach dem Triple-Triumph 2020: „Wir haben kaum Urlaub gehabt“, erinnerte Flick. Corona war allgegenwärtig.
Und wäre dieses ewig hungrige Team in der Champions League gegen Paris Saint-Germain ausgeschieden, wenn Lewandowski fit gewesen wäre? „Gerade in einer wichtigen Phase haben wichtige Spieler gefehlt“, haderte Flick. Aber nur kurz, es war ja ein Tag der Freude.
Flicks siebter Titel als Bayern-Chefcoach
Das Stadion hätte in normalen Zeiten gebebt. Aber Flick konnte auch seinen siebten Titel als Bayern-Chefcoach nicht vor vollen Rängen zelebrieren. 75.000 Fans hätten ihm gehuldigt und einen Heidenspaß gehabt. Zur 31. Meisterschaft konnten sich die Bayern-Profis schon vor dem Anpfiff beglückwünschen. Im Umkleidetrakt verfolgten sie die Leipziger 2:3-Niederlage in Dortmund am Fernseher. Der Titel war damit fix, aber das bremste diese Bayern-Generation nicht in ihrem Ehrgeiz gegen wehrlose Gladbacher. „Wir haben nochmal demonstriert, dass wir die wahre Nummer eins in Deutschland sind“, tönte Kapitän Manuel Neuer.
Der dreifache Torschütze Lewandowski, Thomas Müller, Kingsley Coman und Leroy Sané sorgten für ein Torefest. „Das Spiel war eines Meisters würdig“, schwärmte Flick. Lewandowski hat gegen Freiburg und Augsburg nun zwei Chancen, den legendären 40-Tore-Rekord von Gerd Müller zu knacken. „Es hilft nicht, wenn du es zu sehr willst“, sagte der Pole. Jeder aber konnte ihm zuvor auf dem Platz ansehen, wie er es will.
Das Tor zum DFB steht für Flick offen
Unter Flick-Nachfolger Julian Nagelsmann soll 2022 Meistertitel Nummer zehn am Stück folgen. Flicks Zukunft ist das andere große Thema. Das Tor zum DFB steht weit offen, auch wenn zur Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw aus seiner Sicht „noch nicht alles gesagt“ ist.
Aber der einstige Löw-Assistent Flick will ja. Die Führungsquerelen beim DFB scheinen ihn nicht zu schrecken. Die Nationalelf kennt er als eigenen Orbit mit Vertrauten aus früheren Zeiten. Da könnte er wieder jene Wohlfühloase vorfinden, die er mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic beim FC Bayern nicht mehr hatte. Er schwärmte von der Zeit, als er mit Oliver Bierhoff und Joachim Löw arbeitete. „Es gab eine enorme Wertschätzung, enorme Loyalität, die mich antreibt. Diese Dinge sind dort gegeben, ich habe ein tiefes Vertrauen zu Oliver Bierhoff“, sagte Flick. DFB-Direktor Bierhoff wählt Löws Nachfolger aus.
Flick hat Lust, weiter Trainer zu sein
Im Glücksgefühl des Titelgewinns schloss er nicht mal eine spätere Rückkehr zum FC Bayern aus. „Bayern München war schon immer mein Verein“, bemerkte Flick. Erst war er Fan, dann Spieler, dann Trainer. „Diese zwei Jahre waren sehr wertvoll für mich“, sagte er. Jetzt folgt etwas Neues. „Ich habe Lust, weiter Trainer zu sein“, sagte Flick. Ob bei einem Verein oder Verband sei egal: Es müsse eine Mannschaft sein, „die in der Lage ist, Titel zu gewinnen“. Das Nationalteam gehört für ihn in diese Kategorie, auch wegen der vielen Bayern-Spieler.