Trainingsauftakt des 1. FC Union: Die Angst vor dem Aufstieg ist weg
Es war der Tag der großen Versprechen im Stadion An der Alten Försterei. 3000 Union-Fans waren zum offiziellen Trainingsauftakt gekommen und wenn auch das Geschehen auf dem Rasen eher in die Kategorie spannungsarm fiel, so durften sie sich doch viel Ermutigendes mit nach Hause nehmen.
Manchen im Umfeld des Vereins ist ja immer noch unwohl bei dem Gedanken, dass es inzwischen alle Verantwortlichen, sei es in der Klubführung oder im sportlichen Bereich, ernst meinen mit dem Ziel Bundesliga. Da war es nur gut, dass Marc Torrejón den Zweiflern gleich zu Beginn der neuen Saison die Sorgen nahm. „So ein Aufstieg ist eine gute Sache“, versicherte der 31-Jährige den Zuschauern. Als Innenverteidiger des SC Freiburg hat er die Erfahrung ja schon gemacht. Und sie hat dem Spanier so gut gefallen, dass er nun freiwillig wieder eine Klasse runter gewechselt ist, um mit dem 1. FC Union einen neuen Anlauf zu nehmen. „Es ist der Traum von jedem und das können wir hier schaffen“, versprach er in das Mikrofon, dass ihm der Stadionsprecher hinhielt. Das erfreute dann den größeren Teil der Unioner. Diejenigen nämlich, die vor eineinhalb Monaten doch ein bisschen traurig gewesen waren, dass der Sprung in die Erstklassigkeit nicht gelungen war.
Schwieriges Dreiecksgeschäft
Der ungezwungene Umgang mit dem Thema, das den Verantwortlichen bei Union vor ein paar Jahren noch Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat und Fußballer wie Trainer in Sekundenbruchteilen zum Schweigen brachte, ist der wohl deutlichste Fortschritt. Die Belohnung für eine gute Saison verpasst zu haben, hat nicht zu Verbitterung geführt. Stattdessen hat die Tatsache, in Reichweite der Aufstiegsplätze gewesen zu sein, dazu beigetragen, dass die Angst abgelegt wurde vor diesem Wort und dem Druck, der daraus entstehen könnte, wenn man es ausspricht.
Die 24 Männer, die zum Auftakt in der aufsteigenden Folge ihrer Rückennummer auf den Platz gerufen und bejubelt wurden, haben sichtlich Lust, in die Bundesliga einzuziehen. Zwei oder drei sollen noch dazukommen. Womit wir beim zweiten Auftaktversprechen angekommen sind. „Wir haben es nicht ganz geschafft, dem Trainer einen kompletten Kader zur Verfügung zu stellen“, sagte Manager Helmut Schulte. „Aber wir sind guter Hoffnung, dass das gelingt, bevor es ins Trainingslager geht.“ Bis zum 3. Juli soll das Team also vollständig sein. Dann hebt die Mannschaft von Trainer Jens Keller ab in Richtung Österreich, wo in Bad Kleinkirchheim eineinhalb Wochen an den taktischen Grundzügen gearbeitet werden soll. Aber damit nicht genug: „Wir kennen auch schon die Namen“, schürte Schulte die Zuversicht, und, hurra, hurra: „Es sind auf jeden Fall gute Spieler.“
Zu ihnen gehört Akaki Gogia, an dessen Verpflichtung Union schon seit Saisonende arbeitet. Aber das Dreiecksgeschäft − der 25 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler ist beim FC Brentford in England unter Vertrag und war mit Kaufoption an Dynamo Dresden verliehen − gestaltet sich schwierig. Vermutlich wird es erst am 1. Juli vollzogen, wenn die alte Saison auch aus juristischer Sicht vorbei ist. Ein leeres Versprechen ist es wohl nicht, so wurde Gogia zuletzt in Berlin gesichtet.
Testspielsieg in Friedrichshagen
Es sind jedoch nicht nur die Neuen und Erwarteten wie Torrejón und Gogia, die einen Entwicklungsschub erhoffen lassen. Auch Kapitän Felix Kroos kündigte Großes an. Zwar war der Mittelfeldchef über die gesamte vergangene Saison betrachtet ein Leistungsträger, doch als es am Ende in die entscheidende Phase ging, musste er oft erschöpft vom Platz. 29 Einsätze, 15-mal wurde er ausgewechselt. „Ich bin guten Mutes, dass ich dieses Jahr öfter 90 Minuten spiele. Ich habe den Urlaub genutzt, um fit zu werden“, sagte der 26-Jährige. Aufgrund der Knieverletzung aus der vorletzten Saisonpartie, musste er drei Wochen eine Schiene tragen. „Aber die letzten zwei Wochen konnte ich regelmäßig laufen und bin froh, dass ich jetzt alles mitmachen kann.“
Tags darauf steuerte Kroos beim ersten Test einen Treffer zum 16:0-Sieg beim Bezirksligisten Friedrichshagener SV bei. Bis auf Toni Leistner, der wegen Rückenproblemen geschont wurde, durfte sich jeder Spieler eine Hälfte lang zeigen. „Die Jungs haben sich gut bewegt. Dabei haben wir in den letzten Tagen hart gearbeitet“, freute sich Keller hinterher. Auch Bewegung kann ein Versprechen sein.