Triumphe, Tränen, große Emotionen: Die Finals erzählen viele Geschichten

In 18 Sportarten wurden am Wochenende 140 deutsche Meister gekürt. ARD und ZDF wollen die Finals zu einer festen Einrichtung im deutschen Sportkalender machen.

Bewegende Momente zwischen zwei Berlinern: Ronald Rauhe (l.) wischt sich während der Siegerehrung Tränen aus den Augen. Neuer deutscher Meister ist Kostja Stroinski. 
Bewegende Momente zwischen zwei Berlinern: Ronald Rauhe (l.) wischt sich während der Siegerehrung Tränen aus den Augen. Neuer deutscher Meister ist Kostja Stroinski. dpa/Roland Weihrauch

Berlin-Junge Athleten, junge Sportarten, bekannte Gesichter – und jede Menge Geschichten, verbunden mit großen Emotionen. Das haben die Finals, bei denen am Wochenende 140 deutsche Meistertitel in 18 Sportarten vergeben wurden, über Millionen Bildschirme in die deutschen Wohnzimmer transportiert. Und: Was wäre ein solches Fernsehspektakel ohne Gefühlswallungen, Hände, die zu Fäusten geballt werden, ohne Tränen?

Tränen rannen am Sonntag auch Ronny Rauhe über die Wangen. Deutschlands erfolgreichster Kanute saß da irgendwo am Ufer der Regattastrecke in Duisburg im Gras. Der Berliner, der in Potsdam trainiert, hatte tags zuvor in Posen mit dem Kajak-Vierer den Europameistertitel gewonnen.

Ein Berliner Kanute tröstet den anderen

Nach 800 Kilometern im Auto stieg er am Sonntag zu seinen letzten deutschen Meisterschaften im Kajak-Einer-Parallelsprint ins Boot. Im Finale legte Kostja Stroinski vom RKV Berlin den explosiveren Start hin. Er glitt auch als Erster über die Ziellinie. Platz zwei für Rauhe, den Olympiasieger, der in diesem Sommer zum sechsten und letzten Mal an Sommerspielen teilnehmen will. Der 39-Jährige schien nicht von dem Rennen und der langen Anreise geplättet zu sein. Aber von der Tatsache, dass es für ihn keine deutschen Meisterschaften mehr geben wird.

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Seinen zweiten Platz empfinde er nicht als Niederlage, sagte Rauhe, und schon da glänzte es in seinen Augen. „Ich habe die Finals noch einmal genossen. Mir wäre kein Sieger lieber gewesen als Kostja. Er trägt das Trikot, mit dem ich groß geworden und aufgewachsen bin. Es ist herzerwärmend und völlig okay.“ Dann liefen die Tränen. Stoinski legte seinen Arm um den kahlköpfigen Kanuten.

Emotional war es am Sonnabend auch in Balve geworden, als Tobias Meyer zum ersten Mal deutscher Meister der Springreiter wurde. Der 33-Jährige war auf seinem Pferd „Größter Junge“ in allen vier Runden fehlerfrei geblieben und hatte sich im Stechen gegen Maximilian Weishaupt auf „Omerta Incipit“ durchgesetzt. Warum es für Meyer ein Traumtag war, erzählte er euphorisch ins Fernsehmikrofon: „Ich habe das Pferd noch nie bei einem Großen Preis geritten, habe es aufgebaut“, sagte er, „es war mein Ziel, unter die letzten Fünf zu kommen. Mein Sohn, meine Frau und meine Tochter sind hier. Das ist der pure Wahnsinn.“

Zwei deutsche Rekorde für Brustschwimmerin Anna Elendt

Erquicklich endete das Wochenende für Anna Elendt aus Frankfurt/Main. Die 19 Jahre alte Brustschwimmerin kann ihre Olympiavorbereitung als zweifache Rekordhalterin beginnen. Nach ihren deutschen Rekorden über 50 Meter Brust (30,67 Sekunden) und 100 Meter Brust (1:06,50 Minuten) hielt sie sich vor Überraschung die Hand mit den rosarot lackierten Nägeln vor den Mund. Später sagte sie: „Ich freue mich einfach nur.“

Pure Freude hatte bei der Schaltung nach Braunschweig zu den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften Alexandra Burghardt nach ihrem unerwarteten Sieg im 100-m-Sprint vermittelt. In 11,14 Sekunden war sie eine Hundertstel unter der Olympianorm geblieben, was ihr die sichere Qualifikation für die Sommerspiele in Tokio einbrachte. Auch bei ihr flossen Tränen. „Ich bin endlich mal über mich hinausgewachsen“, sagte sie, ehe sie am Sonntag auf der regennassen Bahn auch die 200 Meter gewann.

Diskus-Olympiasieger Christoph Harting enttäuscht als Achter

Ohne Kommentar verließ dagegen Diskus-Olympiasieger Christoph Harting das Stadion. Seine Chancen, in Tokio dabei zu sein, sind noch schlechter geworden. 57,29 Meter sind eine lächerliche Weite für den Berliner, der in Rio 68,37 Meter warf und für Tokio die 70 Meter angepeilt hatte. Er wurde beim Sieg des Wattenscheiders Daniel Jasinski (65,08 Meter) Achter. Einen Wurf deutlich über 60 Meter machte Harting selbst ungültig. Seine Geschichte scheint nach etlichen Rückschlägen auch diese Saison eine traurige zu werden. 

Wie es aussieht, werden die Finals, die nach 2019 zum zweiten Mal als gebündeltes Fernseh-Event in ARD und ZDF ausgetragen wurden, zu einer festen Einrichtung. „Wir sind in guten Gesprächen für 2022, dann hoffentlich wieder mit Publikum“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky bezeichnete die diesjährige Veranstaltung als Erfolg. „Es waren beeindruckende Bilder.“