Turbulente Rückreise: Hertha-Randalierer schlüpfen der Polizei durch die Maschen
Hamm/Berlin - Rund 750 Hertha-Fans in einem Sonderzug aus Düsseldorf konnten am Mittwochmorgen in Berlin der Polizei entkommen. Wie ein Sprecher mitteilte, zog einer der Herthaner am Bahnhof Spandau die Notbremse, sodass der Zug nicht wie geplant in Richtung Hauptbahnhof weiterfahren konnte. Dort wartete ein Großaufgebot mit bis zu 500 Mann auf die randalierenden Fußballfans.
Die Herthaner stiegen nach dem Nothalt aber am Stadtrand aus und schlugen der Polizei ein Schnippchen. Ein Sprecher sagte, es sei der "worst case" eingetreten - schlechter konnte es nicht laufen.
Bis zu 500 Einsatzkräfte warteten vergeblich am Hauptbahnhof, um die Personalien aller Insassen aufzunehmen. Im Visier hatte sie vor allem rund 180 Problemfans, die für Ausschreitungen während der Zugfahrt verantwortlich sein sollen. Eine Aufnahme der Personalien war nicht mehr möglich.
Nach dem Bundesliga-Abstieg von Hertha BSC durch ein 2:2 im Relegationsspiel gegen Fortuna Düsseldorf war der Frust anscheindend groß: "Die Fußballchaoten hatten einen Wagen völlig zerlegt und einen weiteren stark beschädigt", heißt es in einer Mitteilung der Polizei Hannover, wo der Zug am frühen Morgen hielt. Zuvor musste der Transport wegen der anhaltenden Gewalt schon drei Stunden in Hamm gestoppt werden. Ein Wagen wurde abgekoppelt. Ab Hannover wurde der Sonderzug zusätzlich von aus Berlin angereisten Bundespolizisten mit Autos begleitet.
Die Kräfte in Berlin konnten nur noch eingesetzt werden, um Regionalzüge und S-Bahnen vor weiterreisenden Anhängern zu sichern. Zu weiteren Ausschreitungen in Berlin sei es aber nicht mehr gekommen. "Wir gehen davon aus, dass die Hertha-Fans jetzt zu Hause sind", so Meik Gauer, Sprecher der Bundespolizei. In Fern- und Regionalverkehr kam es vereinzelt zu Verspätungen. In Spandau konnten lediglich zwei Gleise benutzt werden.
Das Relegationsspiel um den letzten freien Bundesligaplatz war am Dienstagabend in Düsseldorf von einem Skandal überschattet worden, nachdem Tausende Düsseldorfer Fans das Spielfeld etwa 90 Sekunden vor Schluss gestürmt hatten. Erst nach 20 Minuten Unterbrechung konnte die Partie fortgesetzt werden. Deshalb erwägt Hertha BSC einen Einspruch gegen die Spielwertung.