Union Berlin: Der 12. Mann - Das sind die traurigen Helden
Berlin-Köpenick - Über den sprichwörtlich 12. Mann sind bei den Eisernen in all den Jahren viele Worte gefallen. Sehr gute zumeist, anständige, weil die Jungs, die bei allen Spielen, bei Wind und Wetter, bei Hagel und Stürmen, die Daumen drücken, sich zu Herzen gehende Choreos ausdenken und eine Performance an den Tag legen, der sich kaum jemand entziehen kann.
Doch da gibt es auch die Jungs, die sich wie die Stammspieler Training für Training ins Zeug legen, immer wieder auf einen Einsatz hoffen, auf die Erlösung – und die dann doch nicht spielen und – Mist, verdammter! die nicht einmal im Kader stehen. Auch sie sind ganze Kerle, sonst wären sie überhaupt nicht dabei. Aber: Was haben sie nur für eine Mega-Saison hinter sich…
Ohne sie stellt sich kein Erfolg ein
Zum Gelingen gehören sie aber genauso dazu wie Physiotherapeut Frank Placzek, Mannschaftsleiterin Susanne Kopplin, Betreuer Sven Weinel und diejenigen, die nach jedem Sieg, nach jedem unverhofften Punktgewinn in der Fankurve gefeiert und geherzt werden.
Ohne sie stellt sich kein Erfolg ein, weil sie einerseits Druck ausüben auf die Etablierten, andererseits aber mit der Enttäuschung leben müssen, meist auf der Tribüne zu hocken oder bestenfalls und ausnahmsweise doch mal auf der Spielerbank. Es sind die traurigen Helden.
Ohne sie hätte es diese Ausnahmesaison nie gegeben
Davon gibt es einige. Allen voran Jakob Busk, der Torhüter, einst als Nummer 1 aus Dänemark gekommen, plötzlich aber nur noch die Nummer 2 hinter Rafal Gikiewicz. Schlussmänner können damit eher leben als Feldspieler, sie pushen sich zumeist gegenseitig, ein wohliges Gefühl stellt sich bei demjenigen, der hinten dran steht, aber nicht ein.
Klar aber ist: Unter ihnen kann es nur einen geben. In 30 Punktspielen, in den anderen ist der 19-jährige Nachwuchskeeper Lennart Moser der Ersatzmann, kauert Busk also auf der Bank, dabei aber immer sprungbereit. Nicht einmal im DFB-Pokal, manchmal ein Trostpflaster für einen sonstigen Bankhocker, bekommt er eine Chance.
„Als Torwart weiß man, dass es nur einen Platz gibt“
„Wir kommen trotzdem gut miteinander aus“, sagt der Däne über den Polen, „denn er ist eine Persönlichkeit, fast immer freundlich und höflich.“ Natürlich kennt auch Gikiewicz das Problem: „Als Torwart weiß man, dass es nur einen Platz gibt und dass einer unzufrieden sein wird.“
Es trifft in dieser außergewöhnlichen Saison viele gleichermaßen, wie in der Abwehr den talentierten 19-jährigen Lennard Maloney oder den Haudegen Fabian Schönheim (32), bundesligaerfahren und zweimal sogar Unioner des Jahres.
Schönheim wird von einer Verletzung ausgebremst und muss seine Zeit in Köpenick deshalb sogar ganz beenden, Maloney dagegen hat die Zukunft vor sich. Da ist der Schmerz etwas leichter zu ertragen, denn nicht einmal im Kader haben die beiden gestanden, kein einziges Mal.
Das hat Marc Torrejon, mit 33 der Oldie und in 31 Bundesligaspielen gereift, wenigstens zum Saisonende hin geschafft. Nur wird die Rolle, die der Spanier beim 1:1 in Fürth und selbst beim 2:0 gegen den HSV spielen darf, seinen Ansprüchen in keinster Weise gerecht.
Am schlimmsten aber muss sich Eroll Zejnullahu fühlen. Er, wahrlich mit ganzem Herzen Unioner, beißt sowas von auf die Zähne, dass es schon knirscht. Ein einziges Mal, auch noch beim 2:3-Spektakel auf St. Pauli, gehört der eigentlich klasse Mittelfeldspieler dazu.
Eng dabei ist für ihn aber noch lange nicht mittendrin. Trotzdem: Hut ab vor ihnen allen! Ohne sie, auch wenn es tief im Innern schmerzen mag, hätte es diese Ausnahmesaison nie gegeben.