Unions Sommersause: Fischer zufrieden, Zingler moniert
Lobende Worte von Trainer Urs Fischer muss man sich erarbeiten. Daher können die Profis von Union Berlin mit ihrem bisherigen Auftreten im Trainingslager in ...

Lienz/Neukirchen-Im Schatten der großen Pappeln saßen Rani Khedira und seine Kollegen auf der Tartanbahn des Dolomitenstadions in Lienz. Mit den rund 200 Fans im Rücken wirkte das Bild nach dem 3:3 im Testspiel gegen Udinese Calcio am Samstagnachmittag wie ein großes Familienfoto bei einer Sommersause. Abgekämpft, aber nicht unzufrieden schauten die Profis des 1. FC Union Berlin. Und zur Belohnung gab es von Trainer Urs Fischer einen freien Sonntag im Trainingslager des Fußball-Bundesligisten im Salzburger Land.
Mitten in die Idylle hinein sorgte Club-Chef Dirk Zingler für Aufsehen mit klarer Kritik an der Ansetzung des Berliner Derbys gegen Hertha BSC gleich am ersten Bundesliga-Spieltag am 6. August. „Derbys haben immer einen Alleinstellungscharakter. Sie sind etwas Besonderes im Spielplan. Jetzt hat man es auf den ersten Spieltag gelegt – das ist schlecht von der Liga“, sagte Zingler mehreren Berliner Medien. „Ich hätte mir das Derby später gewünscht“, meinte Zingler.
Mit den Vorbereitungen der Spieler auf den brisanten Saisonauftakt ist Trainer Fischer in den ersten sieben Tagen in Österreich einverstanden. Die beiden Testspiele gegen Dynamo Budweis (1:0) am Freitag in Neukirchen und das Remis gegen Udinese machen weiter Mut auf die nächste erfolgreiche Saison in der Fußball-Bundesliga. „Wir haben versucht, Dinge umzusetzen, die wir im Training geübt haben. Ich bin mit der Woche sehr zufrieden“, sagte Fischer.
Gegen Budweis hatte Paul Seguin den entscheidenden Treffer (35. Minute) erzielt. Gegen Udinese führten Tore von Rani Khedira (44.), Bram Nuytinck (49., Eigentor) und Robin Knoche (63.) zum Remis. Gegen die Italiener kam Mittelfeldmann Janik Haberer nach überstandener Knieverletzung zu seinem ersten Einsatz im Union-Trikot.
Nur Neuzugang Diogo Leite und die zuletzt kranken oder angeschlagenen Kevin Möhwald und Sven Michel waren am Sonntagvormittag auf dem Rasen in Neukirchen am Großvenediger aktiv. Verteidiger Leite ist als neunte Neuverpflichtung seit Samstag Unioner. Das Eigengewächs des FC Porto, das in der vergangenen Spielzeit an Sporting Braga ausgeliehen war, unterschrieb einen Leihvertrag für zwölf Monate.
„Er ist ein sehr interessanter und technisch gut ausgebildeter Spieler. Er hat einen guten linken Fuß und Aufbau. Er antizipiert Spielsituationen. Er bringt viel mit“, sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert über den Innenverteidiger. Im Vollbesitz seiner Kräfte ist Leite jedoch noch nicht. Er trainierte zuletzt nur individuell. Er muss aufgebaut werden. Das gilt auch für Mittelfeldmann Möhwald, der nach Corona-Infektion erst am Freitag im Union-Camp angereist war.
Bis Mittwoch halten sich die Köpenicker noch in Österreich auf. Dann geht es zurück nach Berlin. Angreifer Michel soll dann nach seiner leichten Fußverletzung für das letzte Testspiel der Vorbereitung am Samstag (17.00 Uhr) im Stadion An der Alten Försterei gegen Nottingham Forest fit gemacht werden.
Zwei Wochen später beginnt die Bundesliga, für Zingler ein weiteres Fußball-Abenteuer. „Wir geben mit am wenigsten für einen Punkt aus. Wir spielen im kleinsten Stadion der Liga. Wir bringen die Konstruktion zum Einstürzen. Wir erreichen etwas in Berlin, was bisher nicht gelungen ist. Da werden woanders Fragen gestellt“, sagte Zingler zum Vergleich mit der teils deutlich finanzkräftigeren Konkurrenz.