Unions Torschütze: Dieser Verein wollte Marius Bülter auch haben

Berlin - Ein geborener Redner ist Marius Bülter nicht. Wenn der 26 Jahre alte Fußballprofi des 1. FC Union nach Spielen vor die Kamera tritt, fühlt er sich nicht unbedingt wohl. Sein Blick wandert dann meist am Gesprächspartner vorbei in eine Ecke. Seine Sätze wirken zuweilen holprig, aber dafür erfrischend echt.

Keine künstlich-geschliffenen Phrasen, was auch daran liegt, dass Bülter bis vor 16 Monaten noch in der vierten Liga beim SV Rödinghausen kickte, wo das mediale Aufkommen dann doch überschaubarer ist als in der Hauptstadt.

Marius Bülter spricht eben lieber auf dem Platz. Und das ist auch gut so. Der wuchtige Athlet brachte seine Mannschaft mit einem strammen Fernschuss in den rechten Winkel auf die Siegerstraße. Nicht einmal eine Minute war da gespielt. Das Match gegen den SC Freiburg endete schlussendlich 2:0. Es war der zweite Bundesliga-Sieg für die Köpenicker. Und wieder hatte jener Marius Bülter einen nicht unerheblichen Anteil. Schon beim 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund vor anderthalb Monaten traf der Blondschopf doppelt.

Wie er sich denn jetzt so fühlt als Supertorschütze des FCU, wurde Bülter nach dem Spiel gefragt. Er grinste nur verlegen und sagte: „Ich bin kein Supertorschützenkönig.“ Und überhaupt: Darüber mache er sich keine Gedanken, er wolle einfach nur Fußball spielen. Das merkt man dem gebürtigen Westfalen, der frei und unbeschwert aufdribbelt, wirklich an.

Nicht wenige der 22.012 Zuschauer an der Alten Försterei fragten sich, wieso die Qualitäten des offensivstarken Linksaußen so lange unentdeckt blieben. Als studierender (Maschinenbau) Amateurkicker wechselte Bülter im Sommer 2018 in die 2. Liga nach Magdeburg, wo er sich mit vier Toren und vier Vorlagen in 32 Spielen auf den Notizzettel von Oliver Ruhnert spielte.

Auch Hoffenheim und Mainz waren interessiert

Neben dem eisernen Sportdirektor fanden auch die Macher weiterer Bundesligisten Gefallen an Bülter. Ironie der Geschichte: Vor allem der SC Freiburg, den Bülter nun abgeschossen hat, warb um die Dienste des Regionalliga-Torschützenkönigs von 2017/2018. Die Eisernen überzeugten den Spieler aber mit der Aussicht auf viele Einsätze im Oberhaus. „Ich fand immer, dass er etwas hat“, sagte Trainer Urs Fischer. „Zum Glück war ich nicht der Einzige bei uns, der das so gesehen hat.“

Und so lebt Marius Bülter, der von Magdeburg zunächst für ein Jahr ausgeliehen ist (Union sicherte sich eine Kaufoption) in Köpenick seinen Kindheitstraum von der Bundesliga. „Es wäre wunderbar“, sagt er, „wenn es so weitergeht.“