Vor dem Euroleague-Spiel gegen Málaga: Warum bei Alba Berlin die Hierarchie so wichtig ist

Berlin - Die Amtssprache ist Englisch. Bei vier Nationalitäten im Team bietet sich das an, im Basketball, dieser uramerikanischen Sportart, sowieso. „Hey Jungs, kommt mal runter“, ruft Alex King also auf Englisch hinauf in den ersten Stock, wo die Umkleide ist. Ein Medientermin steht an, Albas Kapitän beordert die Mitspieler in die Trainingshalle.

Es geht um die Euroleague und unter anderem um die Frage, wie dieser Wechsel funktioniert zwischen internationalem und nationalem Wettbewerb, zwischen schwer und vermeintlich leicht, zwischen ZSKA Moskau, den Crailsheim Merlins und nun Unicaja Málaga am Freitag. „Gerade in der Euroleague werden wir Niederlagen haben“, sagt King, „da ist es wichtig, dass wir das gut kompensieren.“ Andersherum dürfe niemand nach Siegen überdrehen. Dafür ist Sasa Obradovic zuständig.

Zum Teil. „Der Trainer redet sehr viel mit jedem von uns“, sagt Kapitän King. „Er spricht deutlich über die Fehler und detailliert über die Gegner.“ Der Coach selbst sagt: „Wir warnen die Spieler vor der Gefahr.“ Sie arbeiten gegen die emotionale Leere an, die alles durcheinanderbringen kann und wohl auch dazu führte, dass der FC Bayern nach einem großen Duell beim FC Barcelona (81:83) daheim gegen Aufsteiger Göttingen 81:95 verlor. Das Beispiel zeigt, dass nicht allein der Trainer dagegen ankämpfen kann, Obradovic sagt: „Das ist nicht genug.“ Daher hoffen sie bei Alba, dass sich die Hierarchien, die sich vorige Saison herausbildeten, weiterentwickeln.

Sie lässt sich in den Spielen erkennen, diese Statik des Kaders. An Clifford Hammonds, der in der Defensive ackert, selbst wenn er einen schlechteren Tag erwischt wie gegen ZSKA, der im Training damit weitermacht bis zum Umfallen. Reggie Redding ist seit Anfang Oktober mit einer Fingerschiene im Einsatz, ohne zurückzustecken. Leon Radosevic, vorige Saison noch mehr mit sich selbst beschäftigt, wächst in seine Rolle.

„Lachen ist nicht gut“

Gleiches gilt für King, der in Crailsheim 20 Punkte erzielte und auch sonst Verantwortung übernimmt, schon mal das Team versammelt, wenn Warnungen des Trainers nicht mehr durchdringen, da ein Spiel irgendwann eine Eigendynamik entwickelt und sie sich selbst aufrichten müssen.

Nicht für jedermann sichtbar ist das, was sie bei Alba mit dem Schlagwort Chemie bezeichnen und von dem Zugang Alex Renfroe nach seiner Ankunft in Berlin Ende September sagte, er habe dergleichen in seiner wechselvollen Karriere noch nicht erlebt. Sportdirektor Mithat Demirel etwa könnte auf Anhieb sagen, ob ein Match ansteht, ohne den Spielplan zu kennen, allein nach dem Eindruck des gemeinsamen Mittagessens. „Es ist ruhiger als sonst“, sagt Demirel, „alle wirken konzentriert. Es wird deutlich weniger gelacht.“ Das durchzusetzen, sagt Obradovic, sei Aufgabe der Führungsspieler. Wenn es trotzdem zu fröhlich werden sollte, fragt der Coach persönlich nach: „Bist du bereit?“ Denn: „Lachen ist nicht gut.“ Demirel sagt: „Die Spieler wissen, was von ihnen verlangt wird.“

Gestern haben sie trainiert. Sie aßen zu Mittag, fuhren zum Flughafen, flogen nach Málaga, wie immer. Es haben sich Routinen herausgebildet, die den Neuen die Orientierung erleichtern, auch abseits des Platzes. Für den spielfreien Sonntag plant die Mannschaft ein Essen im Kollektiv. Dann ist lachen gut und erlaubt. Selbst wenn es in Málaga schiefgegangen sein sollte. Oder gerade dann.