Warum Alba Berlin trotz der Finalniederlage gegen Bayern München zufrieden ist

München - Ein paar der langen Jungs in den gelben Alba-Trikots saßen mit Tränen in den Augen am Rand des Spielfelds, aber ihre Fans auf der Tribüne wollten einfach nicht aufhören zu singen. „Achtmal deutscher Meister – Alba Berlin“ skandierten sie immer wieder. Zum langersehnten neunten Titel und zum ersten seit zehn Jahren hatte es an diesem Sonnabend im entscheidenden fünften Spiel der Finalserie um die Deutsche Basketball-Meisterschaft gegen Bayern München nicht gereicht. Aber die Recken um Kapitän Niels Giffey wurden nach einer grandiosen Saison trotzdem als „Meister der Herzen“ gefeiert. Ganz nebenbei erinnerten die Anhänger aus der Hauptstadt mit ihren Sprechchören die jubelnden Bayern daran, dass sie immer noch doppelt so viele Meistertitel auf dem Konto haben.

An der insgesamt vierten Krone für die Bayern gab es im entscheidenden fünften Spiel keine Sekunde Zweifel, zu deutlich war das 106:85 (58:39). Obwohl Berlins Dreier-Schütze Spencer Butterfield mit 29 Punkten der überragende Scorer des fünften Finalspiels war, waren die Bayern eine Klasse besser. Sie begeisterten die Fans mehrfach mit zirkusreifen Alley-oops von Devin Booker, der den Ball aus der Luft fing und von oben in den Korb hämmerte. Albas Luke Sikma war noch der MVP der Hauptrunde gewesen, doch als MVP der Finalserie wurde Bayern-Riese Danilo Barthel ausgezeichnet.

700 mitgereiste Fans

„München war einfach unheimlich aggressiv und megastark. Wir haben unsere Chance auf den Titel im zweiten Spiel vergeben“, sagte Giffey. Mit einer 1:0-Führung in der Finalserie im Rücken hatten die Albatrosse in der heimischen Arena verloren. „Ich bin trotzdem megastolz auf unsere Leistung in dieser Saison. Ich habe so viel positives Feedback aus Berlin und dem ganzen Land für das bekommen, was wir geleistet haben“, sagte der Spielführer. Die 700 mitgereisten Fans sahen das ganz genauso – ebenso wie der Gegner.

„Niemand hat doch vor dieser Saison erwartet, dass Alba das Finale erreicht. Man kann ihnen nur für die exzellente Saison gratulieren“, kommentierte Bayern-Coach Dejan Radonjic. Die Mannschaft trage die Handschrift des Trainer-Grandseigneurs Aito Garcia Reneses: „Er ist einer der besten Trainer Europas. Ich habe größten Respekt vor ihm.“ Ausgerechnet ein 71-Jähriger bewies, dass es möglich ist, mit der jüngsten Bundesliga-Mannschaft und dem unerfahrensten Alba-Team der Geschichte samt vieler deutscher Talente Erfolg zu haben. Zwar fehlte in den entscheidenden beiden Finalspielen im Pokal und der Meisterschaft am Ende das letzte Quäntchen Klasse und Cleverness, doch der spezielle Berliner Weg soll auch in Zukunft weitergegangen werden.

Das Gerüst bleibt

„Natürlich tut es mir sehr leid für das Team und jeden einzelnen Spieler, dass es mit einem Titel in dieser Saison nicht geklappt hat. Aber jeder Spieler ist in dieser Spielzeit individuell gewachsen. Das macht mich mehr als zufrieden“, kommentierte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. Er habe großen Respekt vor den Bayern, aber mit deren Wirtschaftskraft können man nicht mithalten: „Unsere Strategie wird es weiter bleiben, junge Spieler weiterzuentwickeln. Das Gerüst wird so zusammenbleiben.“ Der Spieleretat für das Bundesliga-Team soll wachsen und die Talente stehen Schlange für den Sprung ins Profi-Team: Alba hat in der U14, U16 und U19 den deutschen Meistertitel gewonnen.

Allerdings wollen auch die Bayern nach dem ersten Basketball-Double der Vereinsgeschichte eine neue Erfolgsära starten, und sie bringen dafür mehrere Euro-Millionen an Wirtschaftskraft mit. Vereinspräsident Uli Hoeneß war einer der ersten Gratulanten auf dem Feld, schließlich hatten die Basketballer mit Meisterschaft und Pokalsieg das geschafft, was die Fußballer zuvor verpasst hatten. Allerdings war auf dem Weg dahin Ende März Trainer Sasa Djordjevic gefeuert worden. Und auch sein Nachfolger Radonjic darf sich keinesfalls seines Jobs sicher sein.

„Ob er nächstes Jahr Trainer wird, müssen wir abwarten. Er wurde hier nicht wirklich nett empfangen“, sagte Marko Pesic. Der Bayern-Manager selbst wurde bei der Meisterehrung ausgepfiffen. Mit Blick auf die nächste Saison kündigte er eine starke Mannschaft für den Start in der Euroleague und den Kampf um die Titelverteidigung an: „An dieses Double werden wir uns ein Leben lang erinnern. Aber wir dürfen in der Euphorie jetzt nicht die gleichen Fehler wie nach unserem Meistertitel von vor vier Jahren machen. So eine lange Zeit ohne Titel darf sich nicht wiederholen.“ Das klingt nach einem spannenden Duell für die Zukunft zwischen den Millionen von Bayern und den Talenten von Alba.