Warum Leroy Sané ein Sinnbild für die wankelmütigen Leistungen des FC Bayern ist

Der Nationalspieler brilliert in der Offensive, aber offenbart Schwächen in der Rückwärtsbewegung. So wie das ganze Team.

Leroy Sané konnte in den vergangenen Spielen nur bedingt überzeugen.
Leroy Sané konnte in den vergangenen Spielen nur bedingt überzeugen.

München-Wenn Hansi Flick über Leroy Sané spricht, folgt auf jedes schwärmerische Lob ein Aber. Die Effizienz seines Edeljokers sei „sehr gut“, sagte der Trainer des  Bayern München vor dem kniffligen Bundesliga-Spiel beim frechen Aufsteiger VfB Stuttgart am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky), „wenn er ins Spiel kommt, ist eine Steigerung der Dynamik da.“ Sané sei „immer für ein Tor gut, er hat enorme Qualität“.

Aber – Beispiel Salzburg am Mittwochabend. Nach seiner Einwechslung hatte Sané da zwar erneut getroffen. Doch der Münchner Königstransfer hatte wie mancher Kollege auch „einige unnötige Ballverluste“, wie Flick kritisierte, und habe „dann im Eins-gegen-eins nicht ganz so nachgesetzt“. Deshalb hallten immer mal Flicks „Leroy“-Rufe durch die fast leere Allianz Arena.

Flick: Wir müssen geduldiger sein

Sané steht mit seinen Stärken und Schwächen aktuell sinnbildlich für die ganze Mannschaft des Triple-Gewinners. Vorne hui, nach hinten häufig pfui. Zu oft hängen die Ergebnisse von der herausragenden Form von Kapitän Manuel Neuer ab. Und das, obwohl Flick immer und immer wieder denselben Leichtsinn anprangert.

„Im Tennis sagt man: unforced error“, meinte der Freund der gelben Filzkugel. Diese vom Gegner nicht einmal erzwungenen Patzer „müssen wir einfach verbessern“, forderte er. Konkret heiße das: „Wir müssen in Ballbesitz besser sein, geduldiger spielen, mehr Druck auf den Ball bekommen.“ Außerdem sei die Abwehrarbeit „eine Teamleistung. In der Defensive muss jeder mitmachen!“ Also auch Flügelflitzer Sané.

Der durfte lediglich vier seiner bislang neun Pflichtspiele von Beginn an bestreiten und kam gerade in den wichtigen Spielen wie in Dortmund oder der Champions League nur von der Bank. Seine fünf Tore und zwei Vorlagen sind aber eine starke Bilanz.

Flick berichtete, er habe mit dem 24-Jährigen über die taktischen Mängel gesprochen und dieser habe Besserung gelobt. Nach dem Kreuzbandriss und dem Rückschlag mit der Kapselverletzung im Oktober sei der Neuzugang wieder bei 100 Prozent, aber „es ist klar, dass er Zeit braucht – und die bekommt er. Er arbeitet gut im Training, wir sind zufrieden“.

Stuttgart, der freche Aufsteiger

Überhaupt wollte der Erfolgscoach nicht zu streng sein mit seinen Hochbegabten. „Wir haben sehr viele Spiele, dass da die Konzentration das eine oder andere Mal nicht 100 Prozent da ist, ist verständlich“, sagte er. Und doch müsse seine Elf die Probleme „schnell in den Griff bekommen“.

Sonst werden diese schon vom überraschend gut gestarteten VfB ausgenutzt. Stuttgart verlor nur eine der ersten acht Liga-Partien, Flick erwartet ein „schweres Spiel“. Ihn beeindruckt, „wie sie ihr Spiel durchziehen: sehr mutig und konsequent im Abschluss“.

Damit verfügen die Schwaben über die Waffen, um bisweilen wackligen Bayern weh zu tun. „Es ist eine sehr bewegliche, spielerisch starke Mannschaft. Sie haben viele sehr schnelle Spieler und mit die meisten Tore nach Ballgewinn erzielt“, warnte Flick.

Hilfreich dürfte sein, dass die Münchner wieder auf Weltmeister Corentin Tolisso zurückgreifen können. Nach seinen muskulären Problemen ist der Franzose zurück im Kader. Offen ließ Flick allerdings noch, ob Nationalspieler Niklas Süle nach Trainingsrückstand auch wieder zum Aufgebot gehört. Das wolle man erst nach dem Abschlusstraining entscheiden, sagte der Coach. „Niklas muss sein Potenzial ausschöpfen, dazu braucht er die notwendige Fitness.“

Der frühere VfB-Profi Benjamin Pavard kann nach seiner Auswechslung beim 3:1 in der Champions League am Mittwoch gegen Stuttgart sicherlich wieder mitwirken. Gegen die Österreicher hatte er einen Tritt auf den Knöchel bekommen. Sein französischer Landsmann Lucas Hernández, der am vergangenen Wochenende früh ausgewechselt werden musste, nachdem er bei einem Laufduell unsanft auf dem Rücken aufgekommen war, hatte unter der Woche ja bereits sein Comeback gegeben.