Warum sich Dirk Schimmelpfennig in China als Diplomat eignet
In Peking beginnen unter schwierigen Umständen die Winterspiele 2022. Der deutsche Chef de Mission ist mit der Mentalität im Gastgeberland vertraut.

Berlin - Der Titel provoziert ein Wortspiel, während der Corona-Krise zumal. Aus dem Chef de Mission bei Olympia 2022 in Peking wird leicht der Chef de Mission impossible, die Führungsfigur bei einer unmöglich zu meisternden Herausforderung. Am Freitag beginnen die Spiele, die zweiten in der Pandemie nach Tokio im Sommer 2021.
Wieder steht Dirk Schimmelpfennig der deutschen Delegation vor. Wieder sagt der 59-Jährige aus Hürth, die Aufgabe sei für die 149 Athleten und ihre Betreuer lösbar: „Wenn man hier vor Ort ist und ist in diesem Close-loop, in dieser Blase – und wir sind ja jetzt eine Woche drin –, dann ist man wirklich sehr sicher. Ähnlich der Erfahrung wie in Tokio.“ Doch nur ähnlich.
China hat nicht nur das Problem, Corona von Olympia fernhalten zu müssen. Das Land steht wegen fortgesetzter Verletzung von Menschenrechten unter Beobachtung. In der schwierigen Gemengelage aus sportlichen, politischen und wirtschaftlichen Interessen wird Schimmelpfennig zum Diplomaten. Laut Olympic Charta muss der Chef de Mission die Belange der Mannschaft nach innen und nach außen vertreten. Kaum jemand wäre dafür besser geeignet als der Rheinländer: Er kennt die Mentalität der Chinesen, er kommt aus ihrem Nationalsport, dem Tischtennis.
Schimmelpfennig war lange Spieler, Trainer, Funktionär. Als Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes hatte er bereits eine deutsch-chinesische Krise zu meistern. 2013 bei der EM war das, als er vier gebürtige Chinesinnen nominierte. Die heftige Kritik der Medien konterte er mit den Worten: „Wir unterscheiden nicht zwischen deutsch und deutscher.“ Schimmelpfennigs Frauen-Auswahl gewann Gold im Team und dank Shan Xiaona im Einzel Silber.
Während Olympia 2016 litt Rio de Janeiro unter dem Zika-Virus
Seit 2015 ist er Vorstand Leistungssport beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), Rio de Janeiro 2016 wurden seine ersten Spiele als Chef de Mission. Auch Brasilien konnte die politischen und wirtschaftlichen Probleme nicht kaschieren, kämpfte gegen einen unsichtbaren Gegner: Zika, ein Virus. Im deutschen Team blieben alle verschont.