Was kommt nach der WM? Das deutsche Biathlon zwischen Hoffnung und Sorge

Denise Herrmann-Wick hat die Heim-WM zur Biathlon-Party verwandelt. Doch was passiert, wenn der Star irgendwann aufhört? Der Verband arbeitet an Lösungen.

Hanna Kebinger ist eine der deutschen Biathlon-Hoffnungen, wenn Denise Herrmann-Wick ihre Karriere beenden wird.
Hanna Kebinger ist eine der deutschen Biathlon-Hoffnungen, wenn Denise Herrmann-Wick ihre Karriere beenden wird.Thomas Bachun/imago

Gold-Heldin Denise Herrmann-Wick entfloh nach der letzten großen Party in Windeseile dem Oberhofer Sauwetter. Die Retterin der deutschen Biathleten sehnte sich nach Ruhe und Entspannung im Kreise ihrer Liebsten in ihrer Wahlheimat Ruhpolding. Am Rennsteig hat die „Mami“ des Teams mit ihrem Medaillenrausch die Bilanz geschönt, sie überstrahlte als Lichtgestalt einige Probleme – doch ewig wird sie das mit ihren 34 Jahren nicht mehr tun. Der Blick in die Zukunft schwankt deshalb zwischen Hoffnung und Sorge.

Wie schnell könnte ein mögliches Loch nach Herrmann-Wick gestopft werden? „Es kann natürlich funktionieren wie bei einer Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier, dass es relativ fließend übergeht nach dem Juniorenbereich. Das wünscht man sich natürlich immer, dann hat man wieder einen neuen Superstar“, sagte Frauen-Trainer Kristian Mehringer. Aber da gelte es, in Deutschland „den Ball flach zu halten“. Insbesondere bei den schon in Oberhof medaillenlosen Männern ist ein Durchstarter nicht in Sicht.

Da gilt es, „eine kleine Delle zu überwinden“, betonte Bundestrainer Mark Kirchner. Man müsse realistisch eingestehen, „dass wir zwei, drei Jahre brauchen, bis wir von unten die nächsten hochkriegen“, ergänzte Sportdirektor Felix Bitterling. Sie blicke dennoch gar nicht „so sorgenvoll“ in die Zukunft, sagte Laura Dahlmeier. Es werde dann zwar vielleicht nicht mehr „diesen einen Leistungsträger“ geben. „Aber mannschaftlich sind wir ganz gut aufgestellt.“

Bei den Frauen sehe die Lage ohnehin „freundlicher“ aus, so Mehringer. Bereits bei der WM zeigten Sophia Schneider und Hanna Kebinger „zum idealen Zeitpunkt“ mit ihren 25 Jahren ihr Potenzial auf. „Die, die irgendwann übernehmen sollen, pirschen sich so langsam ran“, urteilte Bitterling. Große Stücke halten alle Verantwortlichen und Experten neben Lisa Spark,22, vor allem auf Selina Grotian,18, die bei der EM der Erwachsenen jüngst einen kompletten Medaillensatz abgeräumt hatte.

Es gehe darum, diese Talente nicht zu verheizen, sondern sie „zielführend Richtung Weltspitze zu bringen“, führte Mehringer aus: „Da sind wir sehr gut aufgestellt. Es kommen einige nach, die sehr gut ausschauen.“ Dahlmeier hofft durch die Heim-WM generell auf einen „Aufschwung“. Es könne nun wieder einen kleinen Biathlon-Boom geben, weil die Menschen gesehen hätten, was es für „ein toller Sport“ sei.

Gerade bei den Männern wäre das dringend nötig. Da seien die Junioren schon beim Erreichen des DSV-Systems meist „läuferisch zu weit weg“, monierte Bitterling. Für Verbesserungen soll eine neu geschaffene Trainer-Taskforce sorgen, die Stützpunkte und Landestrainer unterstützt. „Aber manches braucht ein bisschen“, betonte Kirchner. Auf neue Stars müssen die deutschen Biathlon-Fans zumindest bei den Männern also sicher noch etwas warten.