Flippers im Bus, Tänze mit den Köchen: Deutsche Hockeyspieler feiern WM-Titel
Nach 17 Jahren gewinnen die deutschen Hockey-Männer wieder einmal eine Weltmeisterschaft. Zu den Titelträgern gehören auch ein Berliner und zwei Köthener.

Der Partymarathon startete gleich mal vor der Unterkunft. Gemeinsam mit dem Küchenpersonal und anderen Angestellten ihres Hotels tanzten die deutschen Hockey-Nationalspieler vor dem Bus, in dem sie sich kurz zuvor zu den Klängen der Flippers in die richtige Stimmung geschaukelt hatten. Wie lange die Partynacht, die im Hotel fortgesetzt wurde, wirklich ging, wissen wohl selbst einige Spieler nicht mehr. Einige von ihnen werden ihre Trikots wohl auch zum Schlafen anbehalten haben – in einem Zimmer wird sicherlich auch der große Weltmeisterpokal, der der Grund der Feierlichkeiten und nach der Siegerehrung das Objekt der Begierde war, den Weg mit ins Bett gefunden haben.
Der Berliner Thies Prinz erzielt den letzten deutschen Treffer
Nach 17 Jahren hat Deutschland mal wieder die Weltmeisterschaft gewonnen, die Mannschaft um Kapitän Mats Grambusch hat Belgien im Endspiel mit 5:4 beim Penalty-Shootout geschlagen. Der gebürtige Berliner Thies Prinz hatte dabei den fünften deutschen Treffer erzielt und Ersatztorwart Jean-Paul Danneberg, der extra für die Entscheidung dieses Endspiels eingewechselt wurde, den letzten Schuss der Belgier abgewehrt. Was danach folgte, war grenzenloser Jubel über einen Titel, mit dem niemand im Vorfeld gerechnet hatte. Prinz etwa, der bei den Zehlendorfer Wespen und Blau-Weiss Berlin seine Hockey-Wurzeln hat, mittlerweile aber in Köln Medien- und Marketingmanagement studiert und dort seit 2018 Hockey spielt, sprach vor dem Turnier von einem „gigantischen Erlebnis“, sollte die deutsche Mannschaft auch nur eine Medaille gewinnen.
Um 21.39 Uhr Ortszeit am Sonntagabend präsentierte sein Kapitän Mats Grambusch stattdessen sogar die lang ersehnte Trophäe, zu „We Are The Champions“ hüpften die Mitspieler auf dem Siegerpodest herum und verwendeten den Queen-Klassiker als Hymne für den weiteren Abend. Mit dem ersten großen Titel seit zehn Jahren sicherte sich die DHB-Auswahl bereits den dritten WM-Titel und liegt nun gemeinsam mit Australien und den Niederlanden knapp hinter Rekord-Weltmeister Pakistan (4).
Für Spieler wie Thies Prinz oder die beiden Köthener Hannes Wulf Müller und Martin Zwicker war es der erste WM-Titel. Zwicker, einer der Routiniers in der Mannschaft, der für den Berliner HC spielt, wusste gar nicht so recht, wie sein Vater Detlef Zwicker das Spiel schauen konnte, da dieser als Trainer parallel mit dem Cöthener HC im Einsatz war. „Mit absoluter Sicherheit werden sie stolz sein“, sagte Zwicker junior gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung in einer ersten Reaktion nach dem Finale.
In Köthen feiert die Familie von Hannes Wulf Müller
Der 22-jährige Müller, der seine Heimat in Sachsen-Anhalt schon früh verlassen hat, konnte sich in Hamburg in den vergangenen Jahren zum Nationalspieler entwickeln und erzielte im Shootout gegen Belgien ebenfalls einen Treffer. Beim Gewinn der Hallen-Europameisterschaft vor drei Jahren in Berlin war Vater Wulf Müller, selbst früherer Hockeyspieler und -trainer, bei jedem Spiel dabei. Während der WM in Indien drückte er aus dem fernen Köthen die Daumen. „Bei meinen Eltern ist sicher gute Stimmung. Keine Ahnung, was jetzt passiert, aber ich glaube schon, dass sie zu Hause jetzt die Bude abreißen“, sagte der Hannes Wulf Müller nach dem bisher größten Erfolg seiner Karriere. Und für den gab es sogar Glückwünsche von Olaf Scholz. „Das war eine beeindruckende Leistung! Gratulation an die Herren-Hockeynationalmannschaft zum Gewinn der Weltmeisterschaft“, schrieb der Bundeskanzler auf Twitter.