Wladimir Klitschko erneuert den Appell von Bruder Vitali: „Stoppt diesen Krieg!“

Die früheren Boxweltmeister kämpfen in Kiew nicht nur für ihre Stadt, sondern für Freiheit und Demokratie.

Nachrichten aus Kiew: Wladimir Klitschko (l.) und Vitali Klitschko senden Botschaften aus dem Rathaus der ukrainischen Stadt, in der Vitali Klitschko Bürgermeister ist.
Nachrichten aus Kiew: Wladimir Klitschko (l.) und Vitali Klitschko senden Botschaften aus dem Rathaus der ukrainischen Stadt, in der Vitali Klitschko Bürgermeister ist.dpa/Efrem Lukatsky

Berlin - An diesem Wochenende hat der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko in mehreren Videos klar gezeigt, wo er steht: an der Seite seines Bruders Vitali, 50, dem Bürgermeister von Kiew. Auf der Seite der Ukraine, auf der Seite der Demokratie. Und die, so betont der ehemalige Schwergewichtsboxer, werde er verteidigen. Auch mit Waffen. „Es geht um die freien Werte, für die wir uns entschieden haben“, sagt Wladimir Klitschko. Es gehe um den Willen der Ukrainer. Um die Zukunft.

Schon in der Vergangenheit, beim Euromaidan, den Demonstrationen zwischen Herbst 2013 und Frühjahr 2014 standen die beiden breitschultrigen, großgewachsenen Boxer zusammen in Kiew. Dort sind sie in einer Offiziersfamilie aufgewachsen. Ihre Mutter lebt in der Ukraine. Doch es gehe ihm nicht nur darum, Heimat, Haus, Familie und Freunde zu verteidigen, sagt Wladimir Klitschko. Es gehe um Werte.

Dr. Steelhammer und Dr. Eisenfaust

Wladimir Klitschko, 45, dessen großer Bruder ihn mal vor einem Boxkampf verächtlich wegen seiner längeren Haare aufzog, hat sich einen Armeehaarschnitt zugelegt. Er schaut ernst in den Videos, entschlossen. Er spricht flüssiger Deutsch und Englisch als sein Bruder – und hat die Kommunikation mit übernommen.

Als Sportler kämpften sich die Klitschkos, die vom Hamburger Universum-Boxstall aus ihre Weltkarriere als Profis starteten, in die Herzen der deutschen Fernsehzuschauer. Sie galten als studierte Riesen, als Dr. Eisenfaust und Dr. Steelhammer, als weltgewandtes Brüderpaar, das im Schwergewicht dominierte. Wenn der eine kämpfte, war der andere in der Ecke dabei. So wurden die Ukrainer auch in den USA prominent.

Wladimir Klitschko lebte zeitweise in Los Angeles, die Mutter seiner Tochter ist Amerikanerin, am Set des Kinofilms „Oceans Eleven“ drehte er mit George Clooney und Julia Roberts. Doch er schaut nicht aus der Ferne zu, was in der Ukraine passiert. Er ist nach Kiew gekommen, um das zu verteidigen, was er bei ersten Wettkampfreisen in den Westen zunächst skeptisch, später dankbar genoss: Freiheit.

Vitali Klitschko richtete am Donnerstag einen ersten Appell Richtung Westen, diesen Krieg, „der keine Gewinner kennt, sondern nur Verlierer“, nicht geschehen zu lassen. Wladimir erneuerte seine Bitte „an die Welt, diesen Krieg zu stoppen, den Russland begonnen hat“ am Sonnabend: „Es sind Zivilisten von Raketen abgeschossen worden … Das passiert im Herzen Europas. Es bleibt keine Zeit zu warten. Denn das ganze führt in eine menschliche Katastrophe … Stoppt diesen Krieg! Jetzt.“

Am Sonntag schließlich wandte sich Wladimir Klitschko mit einer neuen Videobotschaft direkt an die Menschen in Russland und Belarus. „Bleibt zuhause“, bat er. „Jeden Tag geht ihr auf die Arbeit. Damit helft ihr, eurer Armee Patronen zuzuschieben - um es so zu sagen. Und auf uns zu schießen ... Eure - wie ihr uns nennt - Brüder und Schwestern.“ Es ist ein Aufruf, für den Frieden zu streiken.