Zwar kein Messi oder Isco, aber: Hertha-Transfer von Tolga Cigerci sinnvoll

Noch bis Dienstag 18 Uhr ist das Transferfenster in der Bundesliga geöffnet. Eine Rückholaktion sorgt für Aufregung, hat auf den zweiten Blick aber Sinn.

Drei Jahre (2013–2016) lang spielte Tolga Cigerci schon für Hertha BSC.
Drei Jahre (2013–2016) lang spielte Tolga Cigerci schon für Hertha BSC.Ebner/imago

Mit großer Spannung ging Hertha BSC in den Deadline Day. Der letzte Tag der Transferphase in der Winterpause sollte den Berlinern neue Hoffnungsträger bescheren, um dem Abstiegskampf mit neuer Qualität zu begegnen. Jegliche Transferbarometer aus vergangenen Deadline Days sparte man sich diesmal an der Hanns-Braun-Straße. Und es werden auch keine Messis oder Iscos in Zukunft im blau-weiß gestreiften Trikot im Olympiastadion auflaufen. Dafür wurde der neue Sportdirektor Benjamin Weber immerhin in der Türkei fündig.

Tolga Cigerci (30) kehrt zurück zu Hertha BSC. Der defensive Mittelfeldspieler wechselt für weniger als eine halbe Million Euro und soll die Berliner vor allem defensiv wieder stabiler machen. Zuletzt lief der gebürtige Niedersachse für MKE Ankaragücü in der türkischen Süper Lig auf. In der laufenden Saison absolvierte Cigerci 17 Partien, in denen er an fünf Toren direkt beteiligt war. Zuvor spielte Cigerci in Istanbul bei Basaksehir, Fenerbahce und Galatasaray.

Der türkische Nationalspieler ist kein Unbekannter in Berlin. Schon von 2013 bis 2016 spielte er für die Alte Dame und erzielte in 41 Partien einen Treffer. Die Rückholaktion mag auf den ersten Blick nicht das bieten, was sich Hertha-Fans vom Deadline Day erhofft hatten: einen großen Namen, einen Stürmer, der zehn Tore oder mehr verspricht, oder einen neuen brasilianischen Ballkünstler à la Marcelinho oder Matheus Cunha.

Aber auf den zweiten Blick hat der Last-minute-Transfer schon wieder Sinn. Mit der Rückholaktion ist davon auszugehen, dass Cigerci ohne große Anlaufzeit sofort in die Abläufe integriert werden kann. Er kennt durch seine drei Jahre bei Hertha Verein und Mitarbeiter. Zudem kann der Mittelfeldspieler mit seiner Ball- und Passsicherheit helfen. Die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz kann genau diese Attribute schnell gebrauchen in Anbetracht der drei Niederlagen zum Restart der Bundesliga.

In Ankara war Cigerci Kapitän und kam in 16 Partien auf zwei Treffer.
In Ankara war Cigerci Kapitän und kam in 16 Partien auf zwei Treffer.Mike Ankar/imago

Auch die Eigenschaften eines Mentalitätsspielers und einer Identifikationsfigur kann Cigerci verkörpern. In der Türkei lief er zuletzt als Kapitän seiner Mannschaft auf. Auch in Berlin soll er das Team führen, wenn auch nicht als Kapitän. Außerdem überzeugte der Zugang schon während seiner ersten Hertha-Station mit Zweikampf- und Kopfballstärke sowie einem aggressiven, aber fairen Fußballspiel. Das Motto, die Hertha-DNA wieder mehr auf den Rasen zu bringen, könnte mit diesem Transfer tatsächlich gelingen.

Gemeinsam mit Per Skjelbred bildete Cigerci besonders in der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg 2013/2014 ein kongeniales Sechserduo, das zu überzeugen wusste. Ohne größere Abstiegssorgen beendeten die Berliner die schwierige Spielzeit auf dem elften Tabellenplatz. Von solchen tabellarischen Regionen träumt der Vorletzte der Bundesliga zurzeit. Vielleicht kommt mit Cigerci auch der Erfolg wieder zurück nach Berlin.

Vor seiner Zusage hatten sich mehrere Hertha-Transferideen zerschlagen: Maximilian Phillipp wechselte zu Werder Bremen, Verhandlungen mit Gauthier Hein waren laut Bild-Zeitung auf den letzten Metern gescheitert.