Steinkohle wird jährlich mit mehreren Milliarden subventioniert / Ex-Tagebaue sind das größte Umweltprojekt: Teure Zuschüsse für deutsches Grubengold
Fast zehn Milliarden Mark schossen Steuerzahler und Stromverbraucher 1993 für die Nutzung der deutschen Steinkohle zu. Die Braunkohle wird mit keinem Pfennig subventioniert. Doch fließen Milliarden vom Bund in die Sanierung der Ost-Tagebaue.Die deutsche Steinkohle befindet sich seit Jahren auf Talfahrt. Neben anderen, preiswerteren Energien macht den Kumpeln an Ruhr und Saar vor allem die billige Importkohle zu schaffen. "Sie kostet derzeit 70 bis 80 Mark pro Tonne", so ein Sprecher der Rheinbraun AG. Eine Tonne deutsches Grubengold kostet dagegen 200 Mark mehr!Vor 20 Jahren warf die Bundesregierung deshalb einen Rettungsanker: den Kohlepfennig. Er wird seither als Abgabe der Stromverbraucher erhoben, um auch weiterhin die teure heimische Steinkohle zu nutzen. Allein 1993 flossen durch den Kohlepfennig 5,2 Milliarden Mark in die Kasse. Hinzu kamen Zuschüsse des Bundes und der Länder in Höhe von 4,6 Milliarden Mark. Macht summa summarum 1993 fast zehn Milliarden Mark an Subventionen.Davon kann die deutsche Braunkohle nur träumen. Sie erhält keinen Pfennig vom Staat. "Unsere Braunkohle ist international wettbewerbsfähig", erklärt ein Sprecher der Rheinbraun AG.Der Wegfall des Kohlepfennigs werde der Braunkohle allerdings keine Vorteile bringen. Für die Stahlindustrie ist sie nämlich ungeeignet. Und in den Steinkohlekraftwerken kann sie nicht verfeuert werden. Fazit: Fehlt es künftig an deutscher Steinkohle, werden dafür Importe aus Australien, Polen oder Südafrika eingesetzt. Bei künftigen Kraftwerksneubauten allerdings, so eine vorsichtige Rheinbraun-Prognose, könnte durchaus die Braunkohle als heimischer Energieträger bevorzugt werden.Peter Fromm, Pressesprecher der Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG), erwartet nicht, daß sich mit Wegfall des Kohlepfennigs die Chancen für sein Unternehmen verbessern. Zwar ist Lausitz-Kohle wettbewerbsfähig, doch mit dem Zusammenbruch der Industrie verringerte sich der Stromverbrauch drastisch. Was sich erheblich auf den Kohleabbau auswirkte. Wurden in der Lausitz 1989 noch 195 Millionen Tonnen Kohle gefördert, waren es im Vorjahr lediglich 79,4 Millionen. Und der Abbau geht weiter. Peter Fromm: "Bis zum Jahr 2000 rechnen wir mit einem weiteren Rückgang auf jährlich 55 Millionen Tonnen." Die Abnahme dieser Menge scheint jedoch gesichert. Denn die Vereinigte Energiewerke AG errichtet in der Lausitz zwei neue Kraftwerke auf Braunkohlenbasis und baut die Werke in Jänschwalde und Boxberg aus.Zwar hätten die ostdeutschen Bergleute gern in den West-Subventionstopf gegriffen, doch ohne Steuerzahler-Hilfe geht es schließlich auch bei ihnen nicht ab. Rund 17 Milliarden Mark, so Bundesumweltministerin Angela Merkel gestern, werde der Bund in den nächsten Jahren für die Sanierung alter Industriestandorte und Rekultivierung der Braunkohleregionen im Osten zur Verfügung stellen. Damit ist die Tagebau-Sanierung das größte deutsche Umweltschutzprojekt. +++