Berlin, Köln, Philadelphia: 3 Top-Adressen für Vintage-Schmuck
Wer sich bei Vintage-Schmuck nicht in die Nesseln setzen will, der sollte beim Fachmann kaufen. Aber wo findet man die guten Stücke? Unser Kolumnist weiß Rat.

Die wichtigsten Juwelen-Auktionen finden zweimal im Jahr bei den großen Auktionshäusern in Genf und New York statt. Dabei kommen nur Blue Chips der Goldschmiedekunst zum Aufruf, für die man mehr als nur ein wenig Kleingeld übrig haben muss. Gehört man nicht zu den Top-Bietern, ist aber auch das Drumherum der Versteigerungen ein wunderbares Erlebnis. So machte auch ich im Herbst 2018 eine tolle Erfahrung bei einer dieser Herbstauktionen.
In Genf wurden damals sieben Schmuckstücke aus dem ehemaligen Besitz der französischen Königin Marie Antoinette versteigert. Bei allen Sicherheitsvorkehrungen verblüffte mich der lässige Umgang bei der Besichtigung. Ein großer, mit Diamanten verzierter Perlenanhänger hatte es mir besonders angetan und wie selbstverständlich durfte ich das historische Objekt anprobieren.
Als ich das Schmuckstück angelegt hatte, war mir dann nicht nur wegen seines hohen Wertes mulmig, sondern auch, weil ich an die Guillotine denken musste, die dem Leben der Ex-Besitzerin ein jähes Ende bereitete. Am nächsten Tag ging der Anhänger nach 14 Minuten an einen Bieter. Der stolze Preis: 28,1 Millionen Euro. Ich habe das Schmuckstück immerhin für ein paar Sekunden um den Hals getragen – diese Erinnerung wird mir keiner nehmen!

Wer sich für historischen Schmuck interessiert, jedoch preislich nicht ganz so weit oben einsteigen möchte, der sollte einen Blick auf das Sortiment regionaler Auktionshäuser werfen. Aber auch der stationäre Handel hat viel zu bieten, vor allem wenn man terminunabhängig und in Ruhe stöbern will.
In Berlin empfehle ich den Juwelier Wagner Preziosen in der Mommsenstraße. Der Inhaber Clemens Ritter von Wagner hat viele tolle Stücke vergangener Epochen in unterschiedlichen Preislagen im Angebot. Die Fachberatung ist sehr persönlich, und mit etwas Glück findet man sein Traumstück – gefertigt von preußischen Juwelieren in der Kaiserzeit oder von berühmten internationalen Größen wie dem Amerikaner David Webb, der schon Jacky Kennedy Onassis ausstaffierte. Zu den aktuellen Highlights bei Wagner Preziosen gehören eine Belle-Epoche-Damenuhr von Cartier und eine Nadel von Fabergé aus dem zaristischen St. Petersburg, ebenso wie ausgesuchte weitere Stücke von Cartier, Van Cleef & Arpels, Boucheron, Mauboussin, Bulgari und Tiffany. Auch in Köln gibt es eine renommierte Anlaufstelle für Vintage-Schmuck: Peter Pütz. Das bereits seit vielen Jahren Juwelengeschichte schreibende Geschäft hat große Marken wie Van Cleef & Arpels, Tiffany, David Webb, Bulgari oder Cartier im Repertoire und Deutschlands Industrie-Dynastien als Stammkundschaft.
Möchte man sich online umschauen, sollte man sich auf alteingesessene Adressen konzentrieren sowie professionelle Plattformen bemühen, denn bei privaten Verkäufern weiß man nie, woran man ist. Kommt es doch zu einer Verhandlung mit einer Privatperson, dann sollte man vor dem Kauf unbedingt die unabhängige Expertise eines Fachmannes einholen.
Auf der sicheren Seite ist man unterdessen bei A. Brandt & Son, einem Juwelier in der Nähe von Philadelphia. Die Website ist ein absolutes Stöberparadies, das sich auch für Schnäppchenjäger eignet. Nach Epochen sortiert gibt es hier alles, was das Herz begehrt: von oft witzigen viktorianischen und edwardianischen Kettenanhängern, steinbesetzten Ringen aus Englands klassizistischer Periode unter George III. bis zu zeitgenössischem Diamantschmuck, Chanel-Uhren oder Manschettenknöpfen von Cartier. Sogar eine Sale-Sektion gibt es auf dem wohlkuratierten Site, auf dem jeder Artikel detailreich fotografiert präsentiert wird.
Nehmen Sie sich die Zeit, um nach einem schönen Schmuckstück mit eigener Geschichte zu schauen, denn der Frühling naht. Dann wandern die Schals, Rollkragen und Handschuhe zurück in den Schrank und geben den Blick frei auf unsere bis dahin hoffentlich neu bestückten Ohren, Dekolletés und Hände.