Wo geht's hier zum Kindergarten? DOMi, Anderson Paak und JD Beck (von links) bei den Grammys.Imago
Es mag an weniger strengeren Kleiderregeln liegen, die die Veranstalter der Grammys ausrufen. Oder daran, dass der Individualisierungs-Drang im Musik-Business deutlich größer ist, als im Filmgeschäft. Jedenfalls ist gemeinhin bekannt: Die Kleider auf dem roten Teppich der Musik-Awards fallen immer schrecklicher aus, als zum Beispiel bei den Oscars oder Golden Globes.
Das hat auch der gestrige Abend wieder eindrucksvoll bewiesen, an dem die Musikpreise in Los Angeles vergeben wurden: Eine Shanaia-Twain im Cruella-De-Vil-Gedächtnislook, ein Harry Styles im Clownskostüm, Lizzo kam als übergroßes Osterei – da war einiges so richtig Schlimmes dabei. Aber es gab auch Highlights auf der signalfarbenen Auslegeware zu sehen! Unsere Tops und Flops des roten Teppichs haben wir hier für Sie zusammengetragen.
FLOPS
FLOP: Shania Twain hat sich schlichtweg in der Veranstaltung geirrt, könnte man meinen. Eigentlich wollte sie eine Kostümparty ansteuern; das Thema: „Mein liebster Disney-Bösewicht“. Wie sonst wäre zu erklären, dass die Frau wie eine entartete Version von Cruella De Vil aussieht, der böswilligen Zeichentrick-Figur, die „101 Dalmatinern“ das Fell über die Ohren ziehen will? Tatsächlich stammt das fragwürdige Outfit vom Designer Harris Reed, der das überspitzte Polka-Dot-Ensemble offenbar ernst meint. Immerhin: Für den Look mussten keine Hunde sterben.Imago
FLOP: Harry Styles ist so ungefähr der attraktivste Mann der Welt und darf mithin alles tragen. Erst recht, wenn seine Nippel formschön hervorlugen. Hier aber griff der Musiker dann doch ein wenig zu tief in die Klamottenkiste und entschied sich für eine Art glitzerndes Clowns-Kostüm. Es stammt vom Label Egonlab, das schon auf seiner Webseite postuliert: „Regeln sind da, um gebrochen zu werden.“ Stimmt leider nicht immer.Imago
FLOP: Ostern ist gar nicht mehr so weit weg. Womöglich hat sich Lizzo deswegen für ein ovales Ungetüm entschieden, das sie ziemlich genau wie ein bemaltes Ei aussehen lässt. Für das mit Rosen und Röschen bestickte Ding in einem alarmierenden Rotorange sind Domenico Dolce und Stefano Gabbana verantwortlich. Eine schöne Tradition des Auferstehungsfests hat die Musikerin Lizzo leider ignoriert: Sie hätte sich in ihrem stoffgewordenen Osterei lieber verstecken sollen.Imago
FLOP: Immerhin kleckern durfte Doja Cat am gestrigen Grammy-Abend nach Herzenslust. Leicht zu reinigen dürfte ihr Versace-Kleid gewesen sein. Ein Schluck Schampus, ein Löffelchen Kaviar, die Buttersauce vom Hummer – ganz egal, einfach mit einem feuchten Lappen übers Latex gewischt und schon ist alles wieder sauber. Wirklich praktisch – nur leider gar nicht mehr modern, sind doch die vielen BDSM-Anleihen eigentlich total vorbei. Naja – Schwamm drüber.Imago
FLOP: Die Latzhose mag von Prada sein – so wirklich roter-Teppich-tauglich kommt sie trotzdem nicht daher. Eher sieht es aus, als würde sich der Skisportler und Schauspieler Gus Kenworthy nebenbei als Klempner verdingen. Da es bei den Grammys aber weder ein gebrochenes Rohr noch eine defekte Klo-Spülung gegeben hat, sagen wir: Daumen runter für den „Gas, Wasser, Scheiße“-Look.Imago
FLOP: In ihrem schwarzen Feder-Teil sieht Black Chyna ein bisschen aus wie die aufgesexte Gothic-Version einer Muppet-Puppe. Oder wie eine zwielichtige Plüsch-Figur, die die Sesamstraße zur Rotlichtmeile umfunktioniert. So oder so: Wer auch immer für den Look verantwortlich ist, müsste sich eigentlich ein bisschen schämen. Tut sie aber offenbar ganz und gar nicht: Designerin Dencia begleitete Black Chyna nonchalant auf den roten Teppich. Mutig ist sie immerhin.Imago
FLOP: „Der kleine Benny möchte aus dem Spieleparadies abgeholt werden.“ So oder so könnte die Überschrift für diesen infantilen Denim-Look lauten. Nur ist man hier ja gar nicht bei Ikea auf einen Samstag – das sind die Grammys, Gott verdammt! Völlig unbegreiflich, warum sich der Musikproduzent trotzdem für dieses Kindergarten-Ensemble entschieden hat.Imago
FLOP: Berlinerinnen und Berliner dürften sich bei diesem Anblick an den neuen U-Bahnhof Museumsinsel erinnert fühlen: Auch Taylor Swifts Kleid von Roberto Cavalli sieht aus wie ein Sternenhimmel - ein furchtbar überfrachteter allerdings. In Kombination mit den gigantischen Ohrringen wirkt die Robe bloß noch kitschig. Was wirklich schade ist, denn der Buchfrei-Schnitt steht der Sängerin ausgesprochen gut.Îmago
FLOP: Womöglich konnte sich Hannah Monds einfach nicht entscheiden, ob sie den roten Teppich lieber als herrische Domina oder doch eher als liebliche Prinzessin betreten sollte. Unglücklicherweise entschied sich die R&B-Sängerin für einen befremdlichen Mittelweg: Das Top als markantes Bondage-Piece gestaltet, springt die Robe nach unten hin zum pinken Ballkleid auf. Oben pfui, unten hui.Imago
FLOP: Pech für alle, die sich im Großraum Los Angeles demnächst ein Tüllkleid schneidern lassen wollten. Sämtliche Bestände des unschön raschelnden Stoffes dürften nämlich ausgebraucht sein. Sie wurden dazu verwendet, um lindgrüne Tüll-Ungetüm zusammenzuzimmern, in dem sich Sierra Ferrell gestern auf den roten Teppich traute. Eine regelrechte Materialschlacht – die leider nicht zugunsten der Musikerin ausging.Imago
FLOP: Nur zu gerne wäre Rutger van Woudenberg wohl im Jogginganzug auf die Grammys gekommen. So richtig getraut hat er sich aber nicht. Der wirklich schwierige Kompromiss: Ein Anzug aus Nicki-Stoff, dem flauschigen Material, aus dem normalerweise nur Kuscheltiere und eben Joggingbuchsen gefertigt werden. Da wäre ein tatsächlicher Trainingsanzug fast schon die bessere Wahl gewesen.Imago
FLOP: In irgendeinem Geschäft für Plastikblumen irgendwo auf der Welt dürfte kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Nicht, nachdem Alisha Gaddis durch den Shop gefegt ist: „Tabula rasa im Blumenladen“, so könnte ihre fragwürdige Robe überschrieben sein. Rosen, Kamelien, Chrysanthemen – vor der Schauspielerin war kein zartes Pflänzchen sicher; wie mit der Heißklebepistole zusammengezimmert sieht ihr Fummel aus. Flower Power gone bad.Imago
FLOP: Denim ist ein Material, auf das sich für diesen roten Teppich unglücklicherweise gleich mehrere Stars geeinigt haben. Wirklich schick sag das bei niemandem aus – den Geschmacksvogel völlig abgeschossen hat allerdings Miguel. Der R&B-Sänger entschied sich für ein furchtbar unattraktives Jeans-Ensemble von Diesel, das ein bisschen aussieht wie ein Kostüm aus der Trash-Film-Reihe „Mad Max“. Nur noch schlimmer.Imago
FLOP: Das hat Mozart wirklich nicht verdient! Nicht nur, dass ihr halb rot eingefärbtes Tütü-Kleid aussieht, als gehöre es einer massenmordenden Prima Ballerina – zudem hat sich Geigerin Isolde Fair auch noch den Komponisten-Namen im Graffiti-Stil quer über den Bauch pinseln lassen. Es soll wohl eine charmante Kombination aus Punk und Hochkultur sein, die sich hier dem Auge bietet. Stattdessen ist sie weder das eine, noch das andere. Sondern einfach nur schlimm.Imago
FLOP: „Out of bed look“ ist gar kein Ausdruck für das, was sich den Augen hier bietet. Man möchte Gayle einfach eine Bürste aushändigen. Ob die Musikerin allerdings überhaupt weiß, wie man selbige benutzt, bleibt bei diesem Auftritt fraglich. Immerhin lenkt der Wuschelkopp ein bisschen vom schrecklichen Kleid ab.Imago
TOPS
TOP: Zusammengenommen machen Sullivan Fortner und Cécile McLorin eine überaus gute Figur. Aber auch für sich wissen beide zu überzeugen: Der Jazz-Musiker Fortner in einem – für den roten Teppich zugegebenermaßen etwas arg lässigen – plissierten Mantel; McLorin, die ebenso im Jazz-Bereich unterwegs ist, mit einem exaltierten Hutmodell zum großzügig geschnittenen pinkfarbenem Kleid. Damit beweist gerade Cécile McLorin: Man kann auch auffallen, ohne durchzufallen!Imago
TOP: Da stimmt so einiges am Outfit von Dai Time. Die großartige Farbe zum Beispiel, die wunderbar zu ihrem Hautton passt, wenngleich Neon eigentlich ein bisschen vorbei ist. Oder die silberfarbenen Schuhe, die dem rüschigen Rock interessante, kantige Formen entgegensetzen. Ein wirklich gelungener Look, der einfach Spaß macht.Imago
TOP: Sonnenbrillen auf dem roten Teppich haben eigentlich immer etwas bedrückend peinliches. Cimafunk aber bringt’s irgendwie rüber: Ihm stehen nicht nur die übergroßen Gläser unheimlich gut. Gerade in Kombination mit der witzigen Glitzer-Fransenjacke entsteht ein wirklich cooles Outfit. Weiter so!Imago
TOP: Eines der wirklich besten Outfits dieses roten Teppichs hat definitiv die Reggea-Sängerin Koffee getragen. Eben weil es so einfach und trotzdem aufregend ist: Eine Frau in weißem Hemd und Anzug – hier ohne Jackett, stattdessen mit Weste – ist oft eine gute Idee. An Koffee wirkt die Kombi besonders lässig. Und: Die silberfarbenen Applikationen passen hervorragend zu ihrer Zahnspange!Imago
Top: Schon allein durch ihre Anwesenheit lädt Paris Hilton ja immer ein bisschen auf eine Zeitreise ein. Zurück zum Beginn dieses Jahrtausends nämlich, in die 2000er-Jahre, die definitiv dem It-Girl gehörten. Toll, dass sie sich für den gestrigen Grammy-Abend dann auch noch für ihren ikonischen Look aus dieser Zeit entschieden hat: Paris Hilton im schimmernden Nackig-Kleid – das waren noch Zeiten!Imago
TOP: Natürlich kann man mit einem schicken Anzug nichts verkehrt machen. Natürlich ist der klassische Smoking keine sonderlich aufregende Wahl. Und trotzdem muss hervorgehoben werden, wenn dieses Ensemble besonders gut gelingt. So gesehen gestern bei dem Comedian Trevor Noah, der in seinem weißen Jackett wirklich smart aussieht. Da stört es auch fast gar nicht, dass das Hemd nicht ganz die richtige Farbe dazu hat.Imago
TOP: Auch Coco Jones hat nicht unbedingt die aufregendste – dafür aber die einzig richtige Wahl getroffen. Die Sängerin und Schauspielerin sieht in ihrer gülden funkelnden Robe von Zuhair Murad einfach fantastisch aus. Sicher kein Zufall: Durch den hohen Beinausschnitt kann sie ihr trainiertes, straffes Bein perfekt in Szene setzen.Imago
TOP: Ein bisschen zu lässig für einen roten Teppich? Womöglich. Dafür sieht Erick The Rapper in seinem roséfarbenen Anzug wirklich cool aus. Das liegt zum einen am kantigen Oversized-Schnitt und zum anderen an den sorgfältig ausgewählten Accessoires: ein Bucket-Hat in exakt demselben Rosaton, eine dicke goldene Panzerkette, eine schmale schwarze Sonnenbrille – fertig ist der Rapper des neuen Jahrtausends.Imago
TOP: Schade, dass die Bewerbungsphase um die Hauptrolle im neuen ,Barbie‘-Film vorbei ist. Man hätte sonst gern Bebe Rexha zum Casting-geschickt. Den Zuschlag hat allerdings schon Margot Robbie bekommen, der Streifen ist längst abgedreht. Sei's drum, die pinkfarbene Robe von Moschino scheint wie für die Musikerin gemacht. Auf die Opern-Handschuhe hätte sie allerdings lieber verzichten sollen.Imago
TOP: Die pinkfarbene Strähne hätte er sich wirklich sparen können. Ansonsten macht Landon Barker hier einiges richtig: Sein perfekt geschnittenes schwarzes Jackett mit den sexy seitlichen Aussparungen war eine wirklich gute Wahl. Begleitet wurde der Sohn des Schlagzeugers Travis Barker übrigens von der Influencerin Charli D Amelio, die in ihrem schwarzen Kleid auch eine gute Figur macht.Imago
TOP: Dieses Kleid von Kim Kassas Couture hat ein ägyptisches Thema, das zeigen schon die Applikationen in den Formen hieroglyphenartiger Herrscher- und Tierfiguren; auch die Kroko-Prägung des schmalgeschnittenes Kleides lassen Assoziationen zum nordafrikanischen Land zu. Schauspielerin Laverne Cox – selbst eine klassische Schönheit, die es mit jeder Nofretete aufnehmen könnte – steht der Entwurf ausgesprochen gut.Imago
TOP: Ein rotes Kleid auf dem roten Teppich – das geht häufig schief. Eben weil sich die beiden Rottöne gern mal beißen. Gelungen ist das schwierige Styling-Unterfangen der Influencerin Emma Brooks McAllister: Ihr rotes und gefährlich tief ausgeschnittenes Kleid passt farblich gut zur Auslegeware. Und zu ihr! Nächstes mal aber bitte einen von den beiden Armreifen weglassen.Imago
TOP: Pailletten gehen ja eigentlich immer. Das hat am gestrigen Abend Alex Scott noch einmal eindrucksvoll bewiesen: Ihre silbrig schimmernde Robe kommt von David Koma und überzeugt mit einem verspielten und dennoch akkuraten Schnitt. Besser hätte es die Fußballspielerin kaum machen können!Imago
TOP: Es ist ein wirklich entzückender Pink-Ton, für den sich der noch recht unbekannte Musiker Solwas entschieden hat. Auch der boxy Schnitt seines maßgeschneiderten Jacketts steht ihm ausgezeichnet. Eine wirklich gute Sonnenbrille und eine dezente silberne Panzerkette kompletieren den Look bestens.Imago
TOP: Ein wirklich gutes Kleid ist das nicht. Aber: Bei dem, was Cardi B sonst so über den roten Teppich schleppt, sollte man diese einigermaßen gelungene Robe von Gaurav Gupta Couture schon lobend hervorheben. Immerhin ist das ja ein Schritt in die richtige Richtung – und als Stilkritiker hat man ja auch so etwas wie einen pädagogischen Auftrag. Also: Toll gemacht, Cardi, weiter so!Imago