Promis, Pommes, Puffbrause: Berlin ist nirgends so schön wie in der Paris Bar
Der ehemalige Betreiber des besten Szenelokals der Stadt, Michel Würthle, ist verstorben. Wir werfen einen Blick in seinen legendären Laden.

Schon allein die Pommes sind legendär. In der Paris Bar werden sie mit ein wenig Entenfett frittiert und mit Sauce Béarnaise serviert. Man isst sie hier mit spitzen Fingern, auf dass diese hübsch-ölige Abdrücke auf der Champagnerflöte hinterlassen. Ein Hoch auf die Paris Bar – und ihren einstigen Betreiber Michel Würthle!
Der Österreicher, der das 1962 eröffnete Restaurant auf der Kantstraße ab 1979 geführt hatte, ist in der Nacht zum Donnerstag (16. März) nach schwerer Krankheit verstorben. Er war es, der die Paris Bar zu dem gemacht hat, was sie heute ist: der Inbegriff West-Berliner Ausgehkultur.
Unter den drei bedeutendsten Promi-Buden der Stadt, Borchardt, Grill Royal und Paris Bar, ist Letztere – so viel Subjektivität muss hier erlaubt sein – die beste. Weil das Szenerestaurant als solches ganz natürlich gewachsen ist. Und weil man nirgends besser Promis gucken kann als auf der Kantstraße 152, wie ein Blick in unsere hochglamouröse Bildergalerie beweist.
Sicher: Internationale Stars wie Leonardo DiCaprio oder Marilyn Manson kauen gern im Grill auf ihrem Wagyu Entrecôte herum; Borchardt-Nachbarin Iris Berben bestellt ob der örtlichen Nähe eher dort ihr Schnitzel. Die Promis aber, auf die es in Berlin wirklich ankommt, sind immer eher in der Paris Bar anzutrefen.
Tini Gräfin Rothkirch, Franz Josef Wagner und immer wieder Udo Walz
Hoppegarten-Granddame Tini Gräfin Rothkirch ist gelegentlich da, Hobbykolumnist Franz Josef Wagner und Knalltütenkabarettistin Gaby Decker ebenso. Bis zu ihrem Tod waren auch Schwerenöter Rolf Eden und Schnippelkönig Udo Walz gern zu Gast. Und – ja doch – auch internationale Berühmtheiten waren viele da.
Gina Lollobrigida, Sophia Loren oder Robert De Niro wurden hier bereits gesichtet, außerdem zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die Würthle höchstpersönlich in den Laden lockte. Der Wirt akzeptierte von den Talentierteren unter ihnen auch mal Kunst als Zahlungsmittel, weswegen die Paris Bar noch heute einer einzigen, endgültigen Petersburger Hängung gleicht.
Auch Würthle selbst hatte an der Wiener Kunstakademie ein paar Semester Malerei studiert, ab 1991 widmete er sich wieder verstärkt seiner eigenen Kunst. Sonderbehandlungen für Stars waren indes nicht Würthles Sache, der vor der Paris Bar das Lokal Exil in Kreuzberg geleitet hatte.
Als Madonna, so die wohl berühmteste Anekdote zum Treiben in der Paris Bar, einmal einfach reinspazierte und sich an irgendeinen Tisch setzte, wurde sie von den Kellnern aufgefordert, diesen freizumachen. Er sei für Lollobrigida reserviert. „Who the fuck is Gina Lollobrigida?“, soll Madonna ausgerufen haben, ehe sie sich einen neuen Platz aussuchte. Es sind nicht nur solche Geschichten, durch die Michel Würthle seine Paris Bar unsterblich machte.