HomeStilBiolehrerin Roth, Pink Lady Giffey : Noch mehr Tops und Flops von der Berlinale
Biolehrerin Roth, Pink Lady Giffey : Noch mehr Tops und Flops von der Berlinale
Die Filmfestspiele sind gelaufen; die Stars auch, über den letzten roten Teppich selbiger nämlich. Konnten sie dabei endlich glänzen? Sehen Sie selbst.
Zwei, die’s einfach draufhaben: Moderatorin Hadnet Tesfai (links) und Chefjurorin Kristen Stewartimago
Berliner Zeitung lesen bildet. Auch und gerade, wenn es um Stilfragen geht. Nur haben das viele Stars und Sternchen offenbar immer noch nicht mitgekriegt. Ein Blick auf unsere wöchentlichen Stilkritiken, eine eingehende Auseinandersetzung mit unserer vorigen Liste zu den Tops und Flops des roten Berlinale-Teppichs – da hätten einige Gäste des gestrigen Samstagabends (25. Februar) schon einiges lernen können.
Haben sie aber nicht, weder gelesen noch gelernt – das hat der Finalabend der Filmfestspiele bedrückend deutlich gemacht. Schwierige Schnitte, schwierige Farben, Altkleider-Looks und Heimtextilien: Auf der Preisverleihung der diesjährigen Berlinale war viel Kurioses unterwegs. Aber – und das ist die gute Nachricht – auch ein bisschen was Gutes.
Berlin kann’s doch – das haben einige Besucherinnen und Besucher des Abends glücklicherweise bewiesen. Haben die alle ein Berliner-Zeitungs-Abo? Oder einfach so ein gut trainiertes Stilempfinden? So oder so: Unser Dank geht an die TOPS, die wir Ihnen zeigen, bevor es in unserer Liste geschmackstechnisch bergab geht.
TOP
TOP: Es ist ein zugegebenermaßen recht ungewöhnliches Fest-Outfit, das Chefjurorin Kristen Stewart über den roten Teppich trug. Der Modelaie wird darin womöglich keinen Gewinner-Look erkennen. Trotzdem ist das Chanel-Kleid der Filmfestspiele mehr als würdig – weil es ja selbst beinahe cineastische Züge hat. Nostalgisch, melancholisch, auf eine eigentümliche Weise erotisch wirkt es fast wie ein Kostüm, ohne dass seine Trägerin darin verkleidet aussieht. Wirklich gut gemacht!imago
TOP: Ehrlicherweise fiel es Franz Rogowski naturgemäß einfach, am gestrigen Abend zu glänzen. Über den roten Teppich lief der deutsche Schauspieler quasi außer Konkurrenz – außer männlicher Konkurrenz nämlich, konnte abgesehen von Rogowski beim Filmfest-Finale doch kein Herr so wirklich überzeugen. Um so wichtiger ist es, hervorzuheben, wenn dann einer eben doch was richtig macht: Der schneidige Anzug sitzt perfekt, Nadelstreifen hatte man schon lange nicht mehr auf einem roten Teppich gesehen, sie sind also eine willkommene Abwechslung. Schön!imago
TOP: Ein geradezu brillanter Trick, um sich mit einem mäßigen Outfit doch noch in jede TOP-Liste einzuschleichen: Man posiere einfach für jedes Foto mit einer anderen Person, die ein deutlich besseres Outfit trägt. So geschehen gestern Abend bei Angelina und Aleandra Frerk, von denen eine ein völlig verkitschtes golden-blaues Kleid trug, während die andere in einem cremefarbenen Anzug mit hübschem Schößchen überzeugte. Und da die beiden TikTok-Zwillinge mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden sind, kann an dieser Stelle nicht mal hervorgehoben werden, welche Schwester die andere mit zu den TOPS gehievt hat. Genial!imago
TOP: Lea Van Acken hatte schon die vergangenen Tage vieles richtig gemacht. Mal tauchte sie in einem hypermodernen Bauchfrei-Look von Miu Miu bei den Filmfestspielen auf, dann wurde sie bei einem Dinner in einem dessousartigen Kleid der jungen Londoner Marke Nensi Dojaka gesichtet. Und auch zum Finalabend glänzte die Schauspielerin in einem Kleid, das an die Welt der Wäsche angelehnt ist. Es kommt vom französischen Label Mônot und ist eine Art Sinnbild moderner Sexyness. Bitte mehr davon!imago
TOP: Keine Best-Dressed-Liste ohne Hadnet Tesfai! Sie ist die einzige Berlinale-Gängerin, die es gleich beide Male unter unsere Tops geschafft hat. Ein Leichtes freilich, wenn man sich in ein solches Ensemble von Kaviar Gauche wirft: Der beinahe mönchische Look des Oberteils wird durch einen charmanten Bauch-Blitzer gebrochen; die Hose fließt nur so die Beine hinab, dazu gibt’s Schmuck von Cartier. So sehen Siegerinnen aus – übrigens auch später am Abend, als Tesfai in einer ebenso attraktiven Kombi desselben Berliner Labels die Preisverleihung moderierte.imago
FLOPS
FLOP: Natürlich muss man Claudia Roth, hier nebst Regisseur Florian Gallenberger, outfittechnisch alles verzeihen. Weil die Kultur-Staatsministerin etwas hat, das eben vielen anderen Politikerinnen und Politikern schmerzlich fehlt: Einen wirklich eigenen Stil, hinter dem – das sieht man – ein gutes Gespür für Form und Farbe steckt. Beim gestrigen Berlinale-Finale aber sah Roth dann doch ein bisschen zu sehr nach verschrobener Biologie-Lehrerin aus, die in ihrer Freizeit gerne töpfert und auf dem Wochenmarkt am Winterfeldplatz mit Begeisterung hölzerne Handschmeichler verkauft. Sehr sympathisch also – aber nur wenig festlich.imago
FLOP: Womöglich hat sich Jytte-Merle Böhrnsen nicht so recht von ihrem Sofa trennen können. Hätte den Abend viel lieber auf der Couch als auf dem roten Teppich verbracht. Also hat die Schauspielerin kurzerhand ihre Wohnzimmerdecke zum Filmfest-Finale ausgeführt, als kuscheliger Begleiter sozusagen. Man kann’s ja fast verstehen, an diesen winterkalten Tagen in Berlin. Wirklich roter-Teppich-tauglich ist so ein Heimtextil allerdings nicht. Merke: Dies ist ein Filmpreis – keine Ikea-Werbung!imago
FLOP: Der belgische Regisseur Bas Devos und die belgische Schauspielerin Maaike Neuville haben sich bei der Outfit-Wahl thematisch ein bisschen arg an Berlin als Austragungsort der Filmfestspiele orientiert: Er sieht wie ein Freelance-Grafikdesigner aus, der seinen Flat White bei The Barn mit Kreditkarte bezahlt; sie hat ihre Pailletten-Trainingsjacke offenbar eben erst aus einem Humana-Haufen gefischt oder beim Sisyphos-Rave der Nachbartänzerin geklaut. Ist das, wie uns die Belgier sehen? Na schönen Dank auch.imago
FLOP: Man möchte für die Frau dieser Tage ja eigentlich nur noch lobende, aufmunternde Worte übrighaben. Echt jetzt! Aber leider ist es Franziska Giffey auch am Finalabend der Berlinale nicht gelungen, wirklich zu überzeugen. Der Schnitt ist gut, er steht ihr. Aber die Farbe! Pink ist einfach keine gute Wahl, wenn man doch weiß, dass die Auslegeware am Zielort eine rote �� man könnte fast sagen: SPD-rote – Farbe hat. Es beißt sich meistens einfach, ist halt so.imago
FLOP: Julia Uttendorfer ist nur kurz vorbeigekommen. Die Schauspielerin hat noch ein ganz wichtiges Projekt abzuarbeiten; wird sich also gleich in den nächsten Starbucks am Potsdamer Platz verkriechen und dort ihr MacBook aufklappen. Oder warum hat sie noch mal eine Laptop-Tasche mit dabei? Ach so – es ist gar kein Lederaccessoire für den sicheren Transport eines technischen Geräts, sondern bloß eine viel zu groß geratene Abendtasche! Eine Tschernobyl-Clutch sozusagen. Sorry für die Verwechslung, kann ja mal passieren …imago