Brammibal’s versus Dunkin’ Donuts: Wer macht die besten Donuts Berlins?
Wo schmeckt's besser – beim Berliner Start-up oder bei der US-Kette? Wir haben uns durch zwei Donut-Sechserpacks probiert. Hier ist das Ergebnis.

Es war ein Junitag im Jahr 2012, als ich mir einen lange gehegten Lebenstraum erfüllen konnte. Ich war gerade mit ein paar Freundinnen auf dem Rückweg von einer Hochzeit in München, als wir auf der Autobahn Richtung Berlin einen junkfoodmäßig äußerst üppig ausgestatteten Rastplatz erspähten: Burger King und McDonald’s, beides auf einem Fleck. Zwei Drive-in-Fahrten später lagen auf meinem Schoß ein praller Double Whopper von Burger King und eine Tüte perfekt-pappiger Pommes von McDonald’s – ein absoluter Traum.
An diesem Junimorgen geht’s mir ähnlich. Ich starte meine Arbeitswoche mit einer Fressorgie – gerade 11 Uhr ist es, da bin ich auf dem Weg vom Potsdamer Platz ins BLZ-Büro. In meiner Hand: eine Tüte mit etwa zwei Kilo Fettgebackenem darin; ein bisschen was von Brammibal’s, ein bisschen was von Dunkin’ Donuts – what a time to be alive! Nur dass es mir dieses Mal nicht um die perfekte Kombi geht wie damals bei der Burger-King-McDonald’s-Parkplatz-Party. Auf die Gegensätze kommt’s mir heute an: Brammibal’s oder Dunkin’ – wer macht die besten Donuts in Berlin?
Dunkin’ Donuts ist der internationale Platzhirsch; die US-Kette wurde schon 1950 gegründet, zählt heute weltweit rund 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie mehr als 20.500 Filialen. Kein Leichtgewicht also, mit dem Brammibal’s in Konkurrenz geht.

Das Berliner Donut-Start-up, das ausschließlich vegane Fettringe anbietet, wurde erst 2015 gegründet; bisher beschränken sich die sechs Filialen noch auf die Heimatstadt der Firma. Hier aber kommen Brammibal’s Donuts schon mal exzellent an: Brammibal’s, Brammibal’s, Brammibal’s – ich höre kaum noch etwas anderes! Höchste Zeit für einen direkten Vergleich in fünf Kategorien.
DIE GESCHÄFTE
Was die Verbreitung der Standorte angeht, liegt Dunkin’ Donuts eindeutig im Vorteil. Ist ja auch klar – Stand Januar 2022 betreibt die Donut-Kette in Deutschland 66 Filialen, 17 davon allein in Berlin. Ob Spandau oder Steglitz, Kreuzberg, Mitte oder Charlottenburg – der nächste Dunkin’ Donuts liegt nie wirklich weit entfernt. In einer der Filialen angekommen aber, bietet sich nicht immer ein einladendes Bild: Viele Dunkin’-Donuts-Läden sehen schon arg nach Franchise-Fettbude aus; hier will man seine zuckergussverzierten Ringe definitiv lieber abholen, als sie direkt vor Ort zu verspeisen. In zahlreichen Filialen ist das ja auch gar nicht möglich, betreibt Dunkin’ Donuts doch so einige Bahnhofsbuden.
Ganz anders bei Brammibal’s: Fast alle der sechs Filialen sind aufs Verweilen ausgelegt. Helle, luftige Räume, moderne Holzhocker und -theken, dazu Betonböden und viele Pflanzen – beim Berliner Start-up nähert man sich dem klassischen Hipster-Café der Hauptstadt an; für eine Neuköllner Filiale zum Beispiel zeichnete das Architekturbüro Flachsbarth Schultz verantwortlich. Hübscher als jeder Dunkin’-Donuts-Laden sind jene von Brammibal’s allemal. Und: Die junge Firma betreibt sogar einen Counter im schicken KaDeWe. Das wird Dunkin’ Donuts wohl so schnell nicht gelingen.
1:0 für Brammibal’s!
DIE VERPACKUNGEN
Interessanterweise sehen sich die Boxen von Brammibal’s und Dunkin’ Donuts verdächtig ähnlich – was wohl nur bedeuten kann, dass sich das deutlich jüngere Berliner Start-up vom internationalen Megaunternehmen hat inspirieren lassen. Eine Farbwelt aus intensiven Pink- und Orange-Tönen, eine Aufmachung im schreienden Stil der Seventies – es gibt einiges, was die Logos, Boxen und Becher der beiden Anbieter gemeinsam haben. Während sich Dunkin’ Donuts bei der Gestaltung seiner Boxen fast ganz auf das eigene Logo beschränkt, ziert die Brammibal’s-Schachtel eine Illustration im Wimmelbild-Look.

Gesichtslose Figuren halten darauf kreisrunde Donuts in die Höhe, grafische Formen ergeben ihre Körper, Kleider und Frisuren; das Firmenlogo ist in relativ schmalen Kleinbuchstaben gehalten. Gar nicht schlecht, aber ein bisschen arg nah dran am Berliner Hipster-Klischee. Die Packung von Dunkin’ Donuts hingegen ist irgendwie bodenständiger, ehrlicher: Der zum Warenangebot passenderweise überaus fett, groß und rundlich inszenierte Logo-Schriftzug, stilisierte Donuts mit bunten Streuseln und Bisspuren, eine grafisch gestaltete pinke Kaffeetasse – mehr braucht’s für Dunkin’ Donuts nicht. Und ohnehin: Den pink-orangefarbenen Siebzigerjahre-Look hatten die Amerikaner eben schon vor den Berlinern kultiviert.
Dunkin’ Donuts schafft den Ausgleich auf 1:1!
DER PREIS
Diese Kategorie sollte eigentlich ganz einfach zu bewerten sein. Schließlich schlägt der Sechserpack von Brammibal’s mit 17 Euro, der von Dunkin’ Donuts mit nur 12,50 Euro zu Buche. Eigentlich: Denn beim US-Anbieter sind eben nicht alle Donut-Optionen im Sechserpack-Preis inbegriffen. Wer einen sogenannten „Deluxe Donut“ mit ins Zucker-Set einbringen will, muss 1,40 Euro extra zahlen. Absolut verkraftbar, klar, schlussendlich zahle ich 13,90 Euro für die Sechser-Box von Dunkin’ Donuts. So richtig kundenfreundlich ist die Sache mit dem Aufschlag aber nicht.
Und überhaupt: Dass sich die beiden Donut-Läden preislich in einem ziemlich ähnlichen Feld bewegen, ist schon bemerkenswert. Schließlich ist Brammibal’s ein viel, viel kleineres Unternehmen, das komplett ohne Fertigmischungen auskommt und nur in deutschen Backstuben produziert, ausschließlich vegane Produkte verwendet und seit diesem Jahr als vollständig klimaneutral zertifiziert ist. Auf Dunkin’ Donuts trifft das alles wohl eher nicht zu – für so viel Qualität und Regionalität bei Brammibal’s ein bisschen draufzuzahlen, muss schon drin sein.
Brammibal’s geht mit 2:1 wieder in Führung!
DIE AUSWAHL
Ganz genau lässt sich die Größe der Auswahl bei Brammibal’s beziehungsweise Dunkin’ Donuts nicht ermitteln – gut möglich, dass Dunkin’ in den 36 Ländern, in denen das Unternehmen aktuell Filialen betreibt, teils andere Sorten anbietet als hier. Ferner bietet die US-Kette immer Feiertags-Extras an; orangefarbene Kürbis-Donuts zu Halloween, weihnachtliches Zimt-Fettgebäck und all das. Fest steht: Brammibal’s listet auf seiner Webseite 14 Donut-Sorten auf, bei Dunkin’ Donuts sind es 15 – in der Filiale am Potsdamer Platz habe ich allerdings schon einige in der Auslage gesehen, die online nicht gelistet werden.

Auffällig sind ein paar Überschneidungen: Boston Creme, Cinnamon Sugar und Strawberry Sprinkles zum Beispiel gibt es in beiden Donut-Läden – was ähnlich wie beim Verpackungsdesign bedeuten könnte, dass sich Brammibal’s einiges bei Dunkin’ Donuts abgeguckt hat. Gut, ja, die kreative Freiheit hat auch im Backwaren-Bereich so ihre Grenzen. Dass es rosafarbenen Erdbeer-Zuckerguss mit bunten Streuseln bei beiden Anbietern gibt, ist irgendwie klar. Während sich Brammibal’s aber mit besonders kreativen Kreationen wie Matcha Coconut, Passionfruit Filled oder Strawberry Pretzel hervortun will, fehlt hier der Ur-Donut: der ganz normale mit hellem Zuckerguss. Ein grober Fehler, den Dunkin’ Donuts nicht begeht. Hier heißt der Klassiker schlicht Glazed.
Dunkin’ holt wieder auf, es steht 2:2!
DER GESCHMACK
Jetzt geht’s ans Eingemachte! Ich habe vom Potsdamer Platz zwei Sechserpacks mitgebracht, eine von Brammibal’s in der Alten Potsdamer Straße, eine von Dunkin’ Donuts am Sony Center. Möglichst ähnlich sollen die Test-Fettringe freilich sein, also sind sowohl bei Brammibal’s wie auch bei Dunkin’ Donuts ein Cinnamon Sugar, ein Strawberry Sprinkles und ein Boston Creme in meiner Schachtel gelandet; von Brammibal’s außerdem Matcha Coconut, Bienenstich und Tiramisu, von Dunkin’ Donuts noch Triple Chocolate, Salted Caramel und Bavarian Creme. Die deckungsgleichen Sorten verkoste ich blind und kann sie sofort dem richtigen Hersteller zuordnen – man schmeckt einfach, welches die veganen Varianten sind.

Die veganen Cremes sind weniger samtig, eher ein bisschen fester und schmecken alle sehr ähnlich, ein bisschen fade. Obendrauf wiederum sind Brammibal’s Donuts teilweise deutlich süßer; gerade beim Matcha Coconut knirscht der Zucker richtig zwischen den Zähnen. Dafür sind die Berliner Donuts, die ob der Handarbeit, die in ihnen steckt, auch ein bisschen größer und unförmiger ausfallen, deutlich luftiger und lockerer.
Der Teig von Dunkin’s ist kompakter, aber nicht minder weich und saftig. Bei Brammibal’s lassen sich die einzelnen Komponenten herausschmecken; ganz deutlich schmeckt man, dass in den Berliner Donuts natürlichere Zutaten stecken. Aber: Will ich das? Nachdem ich alle zwölf Donuts durchprobiert habe – uff! – bin ich überzeugt: Nee, ich will das eher nicht. In den Donut-Laden gehe ich nicht auf der Suche nach etwas Frischem, Naturbelassenem, sondern für das genaue Gegenteil. Und das finde ich nach wie vor bei Dunkin’ Donuts.
We have a winner, baby – Dunkin’ Donuts siegt nur knapp, aber eindeutig mit 3:2.