Der King von Köpenick: Romano über Bomberjacken, Filterkaffee und die DDR
Risikolose Mode in Berliner Boutiquen ist nicht sein Ding, bunte Bomberjacken findet er geil. Musiker und Lokalpatriot Romano zu wichtigen Fragen des Styles.

Als Roman Geike 1977 in Köpenick geboren wurde, konnte niemand ahnen, dass er mal so etwas wie der inoffizielle Bürgermeister dieses Berliner Stadtteils werden würde. Seit er unter dem Künstlernamen „Romano“ Musik macht, ist seine Herkunft immer wieder Thema – ob in Interviews, bei Auftritten oder sogar auf einem ganzen Albums namens „Jenseits von Köpenick“.
Den mittels Rap und Schlager performten Lokalpatriotismus untermalt Romano mit seinem fantasievollen Signature-Look, der ihn bis heute so sympathisch wie wiedererkennbar macht. Die wichtigsten Elemente: lange blonde Haare, meist in zwei Zöpfe geflochten, und bunte Baseballjacken. Sein Interesse für ausdrucksstarke Mode rühre aus seiner Kindheit, so Romano. Damals habe er viel Zeit im Requisitenfundus des DDR-Fernsehfunks verbracht, wo sein Vater angestellt war. Auch die Geschichten seines Onkels Ziggy, der als Maskenbilder nach Hollywood ausgewandert war, inspirierten den Köpenicker.
Die 80er-Pop-Ära beeinflusst Romanos Werk bis heute, viele seiner Videos sind ästhetische Reminiszenzen. Immer wieder arbeitet er mit dem Berliner Elektronikproduzenten Siriusmo zusammen, mit dem er seit der Schulzeit befreundet ist. Siriusmo produzierte auch das neue Album „Vulkano Romano“, das im März veröffentlicht wird. Im April wird Romano, der selbstverständlich bis heute in Köpenick wohnt, auf Deutschland-Tour gehen. Mit unseren „10 Fragen über Mode“ klären wir aber zunächst noch ein paar offene Fashion-Fragen, bevor wir uns wieder ganz der Musik widmen.
1. Ihre langen Haare tragen Sie gern in zwei prächtige Zöpfe geflochten. Wie oft werden Sie auf Ihre Frisur angesprochen?
Eher angelächelt. Meistens freuen sich die Leute, manchmal schauen sie auch wie ein Ufo, oder schütteln den Kopf. Auf jeden Fall haben sie Gesprächsstoff.
2. Wie hat Ihre Ost-Herkunft Ihren Style geprägt?
Mein Vater war Pyrotechniker beim DDR-Fernsehfunk und ich durfte ihn ab und zu zur Arbeit begleiten. Dort kam ich auch mit dem Requisitenfundus in Berührung. Verkleidet als Ritter oder Musketier, fühlte ich mich wie im Schlaraffenland. Die Lust am Kostümieren wirkt bis heute nach. Als Ost-Kind war natürlich auch der Intershop eine surreale Traumwelt. Die Gerüche, die bunten Farben und die West-Werbung weckten meine Sehnsucht.
3. Welches ist Ihr liebstes Kleidungsstück momentan?
Ein Seidenhemd in Rosa mit griechischen Skulpturen drauf. Es fühlt sich einfach gut an, ist aber nichts für den nasskalten Berliner Winter. Schon deshalb kann ich den Frühling kaum erwarten.

4. Sie sammeln College- und Bomberjacken, wie viele haben Sie inzwischen?
Etwa 35 Jacken. Die meisten von Starter und Campri. Anfang der 90er-Jahre waren sie für mich vom Taschengeld unbezahlbar. Doch ab meiner Lehrzeit um 2000 konnte ich mir schrittweise die geilsten besorgen: Raiders, 49ers, Vikings ...
5. Welche Rolle spielt Ironie in Ihrem Look?
Keine Ahnung. Ich probiere aus und liebe das Spiel. Für mich passen Zöpfe, Bomberjacke und High Tops genauso zusammen wie Schulterpolster-Blazer, Radlerhose und gewelltes Haar.
6. Berlin und Mode – das passt für viele nicht zusammen, wie sehen Sie das?
Naja, letzten Mai war ich in Norditalien und da merkte ich schon, dass da mehr geht. Die Lust auf Farbe und besondere Schnitte. Da hängen wir echt nach. Oft fühle ich mich gelangweilt von der risikolosen Mode in den Berliner Herrenboutiquen. Schade. Grau, Blau und Schwarz – bloß nicht auffallen!
7. Gibt es einen Köpenick-Style?
Ein bunter Morgenmantel, Filterkaffee und Sekt. Hauptsache entspannt ...
8. Welchen Trend mögen Sie gar nicht im Moment?
Überweite Klamotten und Löcher in der Kleidung sind für mich nicht nachvollziehbar.
9. Wo kaufen Sie Ihre Kleidung ein?
Online auf Secondhand-Plattformen und auch mal beim Designer. Eine Freundin von mir modifiziert für mich manchmal Teile, mit zusätzlichen Schulterpolstern oder Schnittanpassungen.
10. Was ist Ihre preisliche Schmerzgrenze bei einem Kleidungsstück?
Bei extrem teuren Stücken warte ich einfach bis zum Sale. Doch für Kleidung, die mir lange Freude bereitet, gebe ich gern ein paar Euro mehr aus.