Mailand-Auf den vielversprechenden Auftakt, den Miuccia Prada und Raf Simons im September 2020 mit der Frauenkollektion gaben, folgte nun die erste gemeinsame Prada-Männerkollektion. Und man kann es frei heraus sagen: Es wurde noch besser. In fensterlosen Raumfluchten, wieder von Rem Koolhaas und seinem AMO-Büro gestaltet, rang verstrahlter Flokati mit der kühlen Aura weiß-grauer Marmorflächen. Der Walk der Models schien wie eine Reise ins Ich, wie eine Metapher für die Corona-Einsamkeit – einerseits beklemmend, gleichzeitig aber auch rauschhaft inspirierend. Der Soundtrack, ebenfalls erneut von Richie Hawtin aka Plastikman produziert, untermalte die Mode-Performance mit einem Hardhouse-Sound, der an den Tresor-Keller der Berliner 90er-Jahre erinnerte. Er unterstrich die clubhafte Aura der Kollektion.
Die Silhouetten der Looks zitierten die Geometrie des dreieckigen Prada-Logos: im oberen Teil aufgepumpt mit skulpturalen Mänteln und Bomberjacken in Supersize, verjüngten sie sich nach unten und betonten die Männerbeine im Skinny-Chic. Das Signaturteil war ein, von den beiden Designern „Long John“ genannter Strickbodysuit, in dem während der Show die Models, alienartig tanzend, eingeblendet wurden. Das Prada-Logo selbst wurde zum Strickemblem weiterentwickelt und saß abstrakt zwischen den zarten Schulterblättern der Jungs.

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Fein, grob, dunkel, pastellhell – die Genialität der beiden Designer manifestiert sich in der Perfektion des Aufpralls, in Akzidens und Widerspruch. Das ist die Geburt des Neuen, darin liegt die Kunst der Mode. Und es bedeutet auch, dass sich die Designer widersprechen dürfen, einander wie sich selbst. So wie Miuccia Prada es erklärt: Dass sie Nadelstreifen eigentlich nicht mochte, ihr aber nichts lieber sei, als sich selbst zu revidieren. Und sie die Prada-Nadelstreifen darum jetzt besonders spannend findet.
Nach dem Ende der Präsentation stellten sich beide Designer den Fragen von live zugeschalteten Mode- und Architekturstudenten aus aller Welt. Anrührende Momente und erhellende Statements schlossen damit eine Show, die in ihrem Mix aus Distanziertheit und Nahbarkeit nichts vermissen ließ. Und die damit eine Marke stärkt, die es immer verstanden hat, ihre eigene Sprache weiterzuentwickeln. Grazie, Prada.