Glamping für Großstädter: Berliner Start-up stellt neue Tiny Houses auf

Die einsamen Hütten im Berliner Umland sind notorisch ausgebucht – nun stellt der Anbieter Raus weitere Tiny Houses in der Nähe anderer Großstädte auf.

Auch für Hauptstädter gut erreichbar: Die Cabin „Lindenblick“ liegt zwischen Hamburg und Berlin.
Auch für Hauptstädter gut erreichbar: Die Cabin „Lindenblick“ liegt zwischen Hamburg und Berlin.Noel Richter

Es war heiß die vergangenen Tage in Berlin. Sehr heiß. Zwischen den Häuserschluchten steht die Luft, der Asphalt glüht. Alles klebt – die Sitze in der U-Bahn, die Haltestangen, die Ausstiegsknöpfe. Wer jetzt überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen kann, wird sich selbst sagen: Nichts wie weg, Urlaub, sofort! Und wenn es nur ein ganz kurzer ist.

Es ist dieser Drang zur Stadtflucht, der den Erfolg von Raus ausmacht: Im vergangenen Jahr ging das Berliner Start-up mit vier Tiny Houses an den Start. An abgelegenen Standorten in Brandenburg hat das Unternehmen seine überaus gut ausgestatteten Cabins aufstellen lassen; schön gestaltete Design-Hütten, die sich tageweise mieten lassen.

Das kommt an – ausgesprochen gut sogar. Die Raus-Cabins sind notorisch ausgebucht, auf Instagram reihen sich die Beiträge und Storys aneinander, in denen gestresste Großstädter mit ihren gepackten Rimowa-Koffern gen Urlaubshäuschen rollern. Viel Gepäck haben sie allerdings nicht dabei, steht in den Tiny Houses doch alles bereit, was es für das verlängerte Wochenende braucht: von der Käsereibe bis zur Boombox, von der Espressokanne bis zur Yogamatte.

Hier dürfte es an nichts fehlen: Wie alle Raus-Hütten ist auch die „Eichenhöhe“ perfekt ausgestattet.
Hier dürfte es an nichts fehlen: Wie alle Raus-Hütten ist auch die „Eichenhöhe“ perfekt ausgestattet.Noel Richter

Die urban gestalteten Cabins stehen indes in der größtmöglichen Einsamkeit; sie heißen „Waldrand“ oder „Waldlichtung“, „Weideland“ oder „Wildblumenwiese“, was schönmalerisch auf ihre abgelegenen Standorte verweist. Viel mehr als die Namen wissen die Wochenendurlauberinnen und -urlauber vorab auch gar nicht – erst unmittelbar vor der Anreise bekommen sie die jeweiligen Koordinaten ihres gebuchten Tiny Houses per E-Mail geschickt. Zum entspannenden Kurzurlaub im Grünen kommt also noch ein bisschen Abenteuer hinzu.

Gestresste Großstädter soll es ja nicht nur in Berlin geben

Einziger Wermutstropfen: die Warteliste, mit der sich Interessierte konfrontiert sehen. Zwar werden via Instagram immer mal wieder spontane Buchungsoptionen beworben – wer aber weniger flexibel ist, wird freie Termine erst in ein paar Monaten finden; auf der Warteliste stehen aktuell mehr als 2600 Interessenten, wie das Start-up nun bekannt gab. Klar, dass die Zeichen bei dem Berliner Unternehmen nun auf Wachstum stehen.

Unbeobachtet urlauben: Die Cabin „Eichenhöhe“ liegt irgendwo im Nirgendwo zwischen Leipzig und Dresden.
Unbeobachtet urlauben: Die Cabin „Eichenhöhe“ liegt irgendwo im Nirgendwo zwischen Leipzig und Dresden.Noel Richter

Schon vor einigen Monaten stellte Raus seine fünfte Cabin in Biesenthal auf, vor wenigen Wochen kam das nächste Häuschen im Berliner Umland hinzu. Und nun strecken die Raus-Gründer Christopher Eilers, Johann Ahlers und Julian Trautwein ihre Fühler auch jenseits der brandenburgischen Grenzen aus: Gleich zwei neue Tiny Houses haben sie bauen und aufstellen lassen, eines davon unweit von Hamburg, das andere in der Nähe von Leipzig beziehungsweise Dresden – schließlich soll’s ja auch in Deutschlands anderen Metropolen gestresste Großstädter auf der Suche nach nahe gelegener Entspannung geben.

Ein neuer Standort ist auch für Berliner gut zu erreichen

Die neue Cabin „Eichenhöhe“ liegt irgendwo im Nirgendwo zwischen Leipzig und Dresden. Von ihr aus seien die vielen klaren Gewässer des Lausitzer Seenlandes einfach zu erreichen, heißt es in einer Vorabankündigung des Unternehmens; Heidelandschaften prägten die Umgebung, die es auf Spaziergängen oder Radtouren zu entdecken gilt. Das Tiny House selbst liegt indes am Rande eines kleinen Eichenwäldchens.

Da steht ein Pferd auf der Flur: Neben der Cabin „Lindenblick“ grasen Kühe und ein freundlicher Schimmel.
Da steht ein Pferd auf der Flur: Neben der Cabin „Lindenblick“ grasen Kühe und ein freundlicher Schimmel.Noel Richter

Wie sämtliche Raus-Hütten ist auch die „Eichenhöhe“ solide ausgestattet – außer Kleidung und Verpflegung muss nichts mitgebracht werden. Und wem irgendwann das Proviant ausgeht, der findet in der Nähe einen Wochenmarkt mit regionalen Produkten. Die Cabin „Lindenblick“ wurde unterdessen unweit von Hamburg in die freie Natur gepflanzt. Die umliegende, von Gletschern geformte Landschaft lasse sich von einem Aussichtspunkt bewundern, heißt es, weite Naturschutzgebiete und satte Wälder prägten die Umgebung, in der es außerdem mehr als 50 Seen zu entdecken gibt.

Das Häuschen selbst liegt am Rande eines Feldes, umsäumt – man hört’s ja schon – von hohen Linden. Und auch wenn natürlich alle Interessierten aus egal welcher Stadt jedes Tiny House mieten können, wirkt gerade der „Lindenblick“ auch für Berliner besonders interessant: Das Häuschen liegt ziemlich genau zwischen der Hauptstadt und der Hansestadt, ist sowohl von Hamburg als auch von Berlin aus in etwa zwei Stunden zu erreichen.

Die Raus-Cabins sind über die Webseite des Anbieters zu reservieren – oft sind alle Standorte allerdings ausgebucht. Für diesen Fall gibt es zum einen die Warteliste, zum anderen informiert das Unternehmen über seinen Instagram-Account, sobald eine Cabin spontan verfügbar ist. Bei einem Mindestaufenthalt von zwei Nächten kosten die Tiny Houses pro Nacht zwischen rund 150 Euro und 190 Euro. www.raus.life