Wochenlang hatten chinesische Architekten heimlich den 800-Einwohner-Ort in Österreich genau vermessen und fotografiert. Um die bunten Häuschen mit den typischen Holzbalkonen, die zum UNESCO-Welterbe zählen, möglichst detailgetreu etwa 7000 Kilometer entfernt ein zweites Mal zu errichten.
Vorher gefragt hatten sie nicht. Nur durch eine Indiskretion wurden die Plagiatspläne bekannt. Alexander Scheutz, Bürgermeister von Hallstatt, nimmt es gelassen und spricht von einem „Kompliment für unser Dorf“. Am 2. Juni wird der Hallstatt-Nachbau in der Provinz Guang Dong eingeweiht. Sogar eine Kopie des Hallstätter Sees wurde errichtet. Allerdings ist er rund 50 Mal kleiner als das Original.
Auch eine kleine Delegation aus dem Original-Hallstatt im Salzkammergut wird an den Eröffnungsfeierlichkeiten teilnehmen. Bürgermeister Scheutz reist mit fünf Mitgliedern der Salinenmusikkapelle zum Festakt, die in Bergmannsuniformen auftreten sollen.
Als Konkurrenz sieht man das asiatische Plagiat nicht. „Für Asiaten ist unsere Welterberegion sowohl landschaftlich als auch kulturell der Inbegriff von Schönheit. Für den Tourismus ist dieses Projekt ein weiterer Impulsgeber. Wir pflegen die Kontakte mit Asien intensiv“, erklärt die Tourismusdirektorin der Region Pamela Binder.
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Und Hallstatt ist nicht der einzige Ort, den die Chinesen bereits kopiert haben. Das beweist ein Ort namens Thames Town. Er liegt etwa 30 Kilometer vor den Toren Shanghais und soll wie eine englische Kleinstadt wirken, mit Häusern im Tudor-Stil und viktorianischen Gebäuden.
Erfunden haben die Chinesen den Nachbau berühmter Bauwerke selbstverständlich nicht. Auch das Kapitol in Washington hat zum Beispiel einen Doppelgänger. Das zweite Kapitol ist rund hundert Jahre jünger und steht in Kuba.
Welche berühmten Bauwerke noch mehr oder weniger gelungene Zwillinge haben, sehen Sie in der Fotostrecke. (ef/dpa/dapd/fr)