Paco Rabanne ist tot: Abschied vom „Klempner der Mode“
Der Spanier gehört zu den Erfindern der futuristischen Mode, die er am liebsten aus kleinen Metallplättchen anfertigte. Nun ist Paco Rabanne gestorben.

Wer seinen Namen hört, wird wohl erstmal an die olfaktorischen Genüsse denken. Eher noch als an seine textilen Künste. Paco Rabanne – das sind würzige, schwere Düfte, „Altherren-Parfums“, die heute viel bekannter sind als seine Kleider. Zusammen mit dem spanischen Kosmetikkonzern Puig, dem seit einigen Jahren die gesamte Marke Paco Rabanne gehört, brachte der Designer ab 1969 Düfte auf den Markt. Zum Star der Mode war er zu diesem Zeitpunkt längst geworden.
Neben den Franzosen André Courrèges und Pierre Cardin galt Rabanne ab 1963 als ein Erfinder der futuristischen Mode. Zwar ist vorzudenken stets der Mode Pflicht – nie aber hatte sie sich so weit vorgewagt wie in diesem Jahrzehnt. Courrèges' geometrische Schnittlösungen; Cardins Op-Art-Drucke; ein Rabanne, der Panzerkleider aus Ketten und Metallplättchen zusammensetzt – auch im Fahrwasser des „Space Age“, des Weltraumzeitalters der frühen Sechziger, mögen die drei zu ihrem Thema gefunden haben.
Paco Rabannes Faszination für Kleidskulpturen aber gründete wohl auch in seinem Architekturstudium: In Paris hatte sich der 1934 im Baskenland geborene Spanier zwölf Jahre lang mit der Kunst des Bauens auseinandergesetzt; eine Leidenschaft für kantige Formen und harte Materialien ließ später auch seine Mode erkennen. Nachdem er schon während seiner Studienzeiten Accessoire-Skizzen für den französischen Schuhhersteller Charles Jourdan angefertigt hatte, arbeitete Rabanne danach als freier Modezeichner; für Hubert de Givenchy zum Beispiel, auch für Cardin und Courrèges.

Als ein entscheidendes Jahr für sein eigenes Modeschaffen sollte sich 1965 herauskristallisieren: Zum ersten Mal verwendete Rabanne damals den transparenten Kunststoff Rhodoïd, um daraus Modeschmuck herzustellen. In der Pariser Szene kam das gut an – noch im selben Jahr eröffnete der Spanier sein eigenes Atelier. „12 robes importables en matériaux contemporains“, so der Titel seiner ersten kompletten Modekollektion – „12 untragbare Kleider aus zeitgenössischen Materialien“.
Es sollten stets Kunststoff und Metall bleiben, die ihn besonders faszinierten, seltener auch Pappe und Papier, untypische, modefremde Werkstoffe jedenfalls. Zu Rabannes bekanntesten Modellen zählen nach wie vor die vielen unterschiedlichen Kettenhemdkleider, zusammengesetzt aus tausenden schimmernden Metallplättchen. „Klempner der Mode“ – so nannten sie ihn damals in Paris, die bissige Coco Chanel sprach gar vom schnöden „Metallarbeiter“.

Der internationale Durchbruch gelang Rabanne erst durch ein Engagement im Filmgeschäft: 1968 hatte er die Kostüme für „Barbarella“ entworfen – Jane Fondas hautenge Einteiler, mal mit silbrigen Details versehen, andere Male durchsetzt von kreisrunden Gucklöchern, stammten von Paco Rabanne. Es waren allerdings nur wenige Jahre als gefeiertes Genie, die für ihn folgten.
Schon ab Mitte der Siebziger sagte man dem Designer nach, nur noch seine alten Arbeiten zu reproduzieren, manchmal gar zu persiflieren. Neue Einfälle, so hieß es damals, blieben aus. Wenngleich seine Bedeutung in der Modebranche spätestens im Folgejahrzehnt drastisch gesunken war, hatte sich mit dem Konzern Puig 1987 ein potenter Käufer für die Modemarke Paco Rabanne gefunden. Zu diesem Zeitpunkt bestand diese bereits aus Prêt-à-porter für Herren und für Damen, aus einer Haute-Couture-Linie und den Düften.
Ab 1999 zog sich Paco Rabanne sukzessive aus dem Modehaus zurück, das bis heute seinen Namen trägt. In seinen späten Jahren soll er sich vor allem mit der Esoterik auseinandergesetzt haben, einer seiner vielen Interessen, zu denen auch Konstruktivismus und Science Fiction zählten – alles, was mit Futurismus, der Fantasie und dem Fantastischem zu tun hat.
Im Alter von sieben Jahren, so hatte Rabanne schon vor Jahrzehnten in einer Biografie geschrieben, habe er eine übernatürliche Vision erlebt. Er habe die Zukunft gesehen, mit der er sich später auch modisch so intensiv auseinandersetzen sollte. Nun ist Paco Rabanne in Frankreich gestorben, wie das Unternehmen Puig mitteilte. Er wurde 88 Jahre alt.