Gestern in Paris: Ein Kleid steht Kopf
Was war denn da schon wieder los? Die Pariser Couture-Woche hat es diesmal in sich. Nach Leopard- und Löwenkopf-Kleidern kommt jetzt der Kopfüber-Look.

Waren das am Mittwoch etwa des Kaisers neue Kleider, die da über den Pariser Laufsteg flanierten? Oder handelte es sich um eine geniale Dekonstruktion altehrwürdiger Couture-Roben?
Viktor Horsting und Rolf Snoeren, die beiden Macher von Viktor & Rolf, sind dafür bekannt, die Mode infrage zu stellen. Oft tun sie das auch mit einem Augenzwinkern. Man sollte sich also hüten, vorschnell den Kopf über die Kleider zu schütteln, die von den Designern gestern auf der Couture Week in Paris präsentiert wurden. So etwas würde Sie nämlich sofort als Banausen entlarven.
Hier kommt das Hintergrundwissen: Seitens Viktor & Rolf wird die neue Kollektion als eine beschrieben, die sich in Farben und Formen zunächst an der traditionellen Haute Couture orientiert. Doch diese sei heute nur mehr ein „anachronistischer Traum von sanfter Weiblichkeit“, kommentieren die Designer.
Zeitlich überholt also und für kreative Rebellen wie die beiden Niederländer in stereotyper Weise längst nicht mehr einfach reproduzierbar. Also lösen sie die Kleider von den Körpern ab, drehen sie um und stellen sie auf den Kopf. Darunter sichtbar wird dabei das Korsett, das bis heute ein traditioneller Teil eines Couture-Kleides ist. Die sezierten Roben selbst bleiben jedoch in ihrer Fertigung der höchsten Handwerkskunst verpflichtet. Eigentlich genial, oder etwa nicht?
Bleibt nur noch die Frage, wer diese Kleider zu welchem Anlass tragen könnte. Auf die New Yorker Met-Gala am 1. Mai würden sie mit Sicherheit passen. Heiße Kandidaten wären hier unter den Töchtern des Kardashian-Jenner-Clans zu verorten. Vielleicht würde sich auch ein Mann wie Billy Porter trauen, er trug ja bereits bei den Golden Globes ein ziemlich imposantes Kleid. Eines ist für das Tragen dieser Entwürfe von Viktor & Rolf jedoch zwingende Voraussetzung: schöne Beine.


